Rat entscheidet im Februar Wallhöfe: Bau soll im Frühjahr beginnen

Ratingen · Sollte der Rat im Februar seine Zustimmung geben, kann es mit den Bauarbeiten bald losgehen. Doch es gibt immer noch Kritik an dem Projekt.

 Bei einer Informationsveranstaltung zu den neuen Wallhöfen gab es eine große Diskussion.

Bei einer Informationsveranstaltung zu den neuen Wallhöfen gab es eine große Diskussion.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Es ist ein wichtiger Termin: Am 12. Februar 2020 geht es in der ersten Ratssitzung des Jahres um den Bebauungsplan, der die Rahmenbedingungen zum Bau der neuen Wallhöfe absteckt. Dieser Schritt war bereits für Ende dieses Jahres vorgesehen, doch es gab Verzögerungen – aus unterschiedlichen Gründen (die RP berichtete bereits).

Unlängst tagte der Arbeitskreis in nicht-öffentlicher Sitzung. Und es ging wieder kontrovers her. Die Verwaltung, so berichteten Beobachter, präsentierte ein neues Gutachten der Stadtplaner und Standortspezialisten von „Stadt und Handel“ mit Sitz in Dortmund. In dieser Expertise wurde noch einmal die Botschaft herausgearbeitet, dass dieses millionenschwere Projekt eine Bereicherung für die Innenstadt werden kann.

 So sehen die neuen Wallhöfe – von der Wallstraße gesehen – aus. Bei diesen Plänen wird es bleiben.

So sehen die neuen Wallhöfe – von der Wallstraße gesehen – aus. Bei diesen Plänen wird es bleiben.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Das sehen nicht alle so. Kritische Stimmen gibt es vor allem aus den Reihen des innerstädtischen Werberings City-Kauf, der besonders die Größe des Baukörpers, aber auch den Branchen-Mix im Visier hat. Wie die RP erfuhr, soll neben Aldi, Edeka Kels, Woolworth und einem Geschäft für Tiernahrung auch eine Bank an den neuen Standort ziehen.

 Das Areal ist zurzeit eine große Baustelle.

Das Areal ist zurzeit eine große Baustelle.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Rückblende: Im Bezirksausschuss Mitte wurde ein Antrag von Bürger Union und SPD diskutiert, der ziemlich hart in die bisherigen Planungen eingreift. So soll die Einzelhandelsfläche um rund 1600 Quadratmeter reduziert werden, auf eine Verkaufsfläche im Erdgeschoss will man ganz verzichten.

Der Werbering City-Kauf begrüßte den Vorstoß von BU und SPD in einem aktuellen Brief. Der Antrag auf eine Beschränkung von Verkaufsflächen schaffe die Chance für eine zum Stadtbild passende Wohnbebauung. Eine Apotheke und ein Ärztehaus wollen SPD und BU an diesem Standort ausschließen. Und dazu wird es auch nicht kommen, hieß es im Arbeitskreis. SPD und BU haben eine mangelnde Akzeptanz und ein Prozessrisiko bei Anwohnern ausgemacht und rücken massive Leerstände in der Innenstadt (Wallpassage) in den Blickpunkt der aktuellen Diskussion. Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, betonte: „Wir brauchen bei dem wichtigen Projekt Wallhöfe ein neues Stück Stadt und kein Einkaufszentrum. Die geplante Architektur ist hervorragend.“

Der City-Kauf hatte ein Bild veröffentlicht, das die Wallstraße in drangvoller Enge zeigte, sozusagen in die Ecke gedrückt von einem neuen Koloss aus Beton. Doch dem ist nicht so, versicherte die Stadt und bekam Rückendeckung von Gerhard Wittfeld vom Architekturbüro „kadawittfeld“, das auch die neue Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt bauen wird.

Der Architekt zeigte damals eine aktualisierte Animation, auf der eine aufgelockerte Bebauung zu sehen ist, die zum Teil auch Backsteinelemente enthält. Dieses Material ist in der Stadt häufiger zu finden, man will diese Steine auch für das Neubauprojekt des Investors Tecklenburg verwenden. Wittfeld erklärte, dass die Breite der Wallstraße unverändert bleibt. Er sprach von einem engen Zusammenspiel zwischen Stadt, Investor und Architekten. Dieses Projekt sei sehr komplex, erklärte der Fachmann, der erwähnte, dass man es auf dem Grundstück, auf dem das alte Hertie-Haus stand, auch mit „drückendem Grundwasser“ zu tun habe – bautechnisch keine leichte Angelegenheit, so der Planer.

Die Stadt verteidigte ihr Vorgehen, auf einen Projekt-Wettbewerb verzichtet zu haben. Man hätte mindestens ein Jahr Zeit verloren, und die Pläne, die Investor und die Architekten präsentierten, hätten dem Vorgaben-Katalog der Stadt überzeugend entsprochen.

Der Baustart soll im Frühjahr 2020 erfolgen. Der Baubeschluss könnte zeitnah nach der Ratssitzung am 12. Februar erfolgen. Mit den Anwohnern von der Gartenstraße stehe man in einem engen Dialog, hieß es seitens der Stadt. Doch es rumort bei den unmittelbaren Nachbarn, verlautete aus dem Arbeitskreis.

Man hat ein Beschwerdemanagement eingerichtet: Für die Stadtverwaltung wird die E-Mail-Adresse wallhoefe@ratingen.de verfügbar sein. Für die Firma Tecklenburg wird Olaf Oeynhausen, (o.oeynhausen@tecklenburg-pe.de) Ansprechpartner bei Bürgeranliegen im Zusammenhang mit dem Bauprojekt sein, auf der Baustelle steht Rolf Esser parat. Ein wichtiges Thema ist der Bau der städtischen Tiefgarage. Dort war es bei den Planungen zu Verzögerungen gekommen. Die Stadt und der Landschaftverband Rheinland haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Der Bau soll später starten. Der Zeitpunkt ist noch unklar.

Die Wallhöfe sind ein wichtiges Wohnprojekt. Und darum ging es jetzt auch in weitaus größeren Dimension bei der sogenannten Bergischen Kooperation, bestehend aus den Städten Hilden, Ratingen, Solingen und Wülfrath. Sie hat sich mit diesem Thema befasst und an einem großen Wettbewerb teilgenommen.

Hintergrund: Es sollte ein strategisches Konzept entwickelt werden, das gemeinsame Qualitäten und Handlungsansätze für den gesamten Kooperationsraum aufzeigt, aus dem sich zugleich aber konkrete Lösungsansätze für sehr unterschiedliche Standorte ableiten lassen – in Hilden das gründerzeitlich geprägte Bahnhofsviertel, in Ratingen ein Wohn- und Gewerbegebiet zwischen West- und Kernstadt, in Solingen-Wald mit dem ehemaligen Grossmann-Gelände eine zentral gelegene Industriebrache und in Wülfrath-Düssel ein neuer Siedlungsbereich auf der grünen Wiese.

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