Berufsstart in Mettmann „Polizist sein heißt nicht nur Streife fahren“

Ratingen · Die Polizei sucht Nachwuchs. Nun informierten sich Schulabgänger über Bildungswege, Chancen und Herausforderungen des Berufs.

Polizei sucht Nachwuchs: Polizeihauptkommissarin Nicole Rehmann stellt den Interessenten die Arbeit der Polizei vor und begleitet Bewerber.

Polizei sucht Nachwuchs: Polizeihauptkommissarin Nicole Rehmann stellt den Interessenten die Arbeit der Polizei vor und begleitet Bewerber.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Selbst im schlimmsten Schlamassel müssen sie einen kühlen Kopf bewahren, Streit schlichten, Unfälle aufnehmen, Vermisste suchen, mit Zeugen sprechen – und vieles mehr. Der Beruf des Polizisten ist herausfordernd und anspruchsvoll. Spott und Häme und Anfeindungen gibt es gratis dazu. Aber wie wird man heutzutage Polizeikraft? Welche Voraussetzungen gilt es zu erfüllen? Wie sieht die Ausbildung aus und welche Karrieremöglichkeiten gibt es im Anschluss? Zu all diesen Fragen und noch mehr informierte Nicole Rehmann von der Polizei Mettmann Präsidium am Adalbert-Bach-Platz. Interessierte potenzielle Bewerber konnten sich im Rahmen der „Info-Runde für den Polizeiberuf“ so einen detaillierten Einblick vom klassischen Werdegang einer Polizeikraft machen und Fragen stellen.

Zu Beginn legte Rehmann den neun Teilnehmern der Veranstaltung die Voraussetzungen dar, die man erfüllen muss, um Polizist werden zu können. „Die Ausbildung bei der Polizei erfolgt im Rahmen eines dualen Studiums‘‘, erklärte die Polizeiwerberin. „Allerdings gibt es ab diesem Jahr auch die Möglichkeit mit Mittlerer Reife den Karriereweg als Polizist einzuschlagen‘‘. Im Zuge des sogenannten „Next Level-Programms“ kann man in einem zweijährigen Bildungsgang die Fachhochschulreife erwerben. Dieses „Fachabitur Polizei“ habe den Vorteil, dass man bereits zu Beginn des Bildungsgangs einen anschließenden Studienplatz bei der Polizei sicher habe, schilderte Rehmann. Zudem können auch Quereinsteiger, welche bereits eine zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen haben und anschließend drei Jahre in diesem Beruf gearbeitet haben, sich für ein duales Studium bei der Polizei bewerben. Für viele junge Menschen wichtig: Im Gegensatz zu klassischen Studenten erhalten die Polizeianwärter-innen während des Studiums bereits ein Gehalt.

Das duale Studium bei der Polizei gliedert sich in zwei Teile. Theoretische Kenntnisse werden an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung vermittelt: Die erlernen die angehenden Beamten polizei- und kriminalwissenschaftliche Inhalte und Rechtsinhalte, die für den Beruf wichtig sind. Der Praxisteil wird in einer Ausbildungsstätte gelehrt. Für Mettmann ist dies die Stadt Selm. „Hier lernt man, Tatortspuren zu suchen, Verkehrsunfälle aufzunehmen, Schusswaffen zu bedienen und noch vieles mehr“, erläuterte Rehmann aus. Auch erste Praxiserfahrungen in den Polizeibehörden zu sammeln, ist Bestandteil des Studiums.

,,Im Anschluss an das dreijährige Studium, kommt man zunächst ein Jahr in den Wachdienst ‘‘, beschreibt Nicole Rehmann den ersten Karriereschritt eines fertig ausgebildeten Polizisten. Danach kann man für sich selbst entscheiden, auf welchen Bereich man sich spezialisieren möchte. Zudem muss man im Verlaufe seiner Karriere als Polizeibeamter nicht immer in einem Bereich bleiben. „Das ist echt ein Vorteil als Polizeibeamter. Man kann seine Laufbahn auch immer in gewisser Weise an seine familiäre Situation anpassen“, schilderte Rehmann die positiven Aspekte des Berufs. „Generell ist die Arbeit bei der Polizei eine sehr vielfältige Sache. Polizist sein heißt eben nicht einfach nur, Streife zu fahren. Es gibt so viel mehr Möglichkeiten. Das ist vielen Leuten leider nur nicht bewusst‘‘, resümierte Rehmann.

Dieser Aspekt ist es auch, der viele der Teilnehmer am Beruf reizt. „Der Beruf ist total vielfältig. Man kann viele verschiedene Wege einschlagen“, sagt die 22-jährige Jessica Mutz, die den Ausführungen der Polizeiwerberin aufmerksam folgte. „Ich liebe es, im Team zu arbeiten und da dieser Aspekt bei der Polizei voll gegeben ist, kann ich sehen, dass ich in diesem Beruf aufgehe“, so Mutz über ihre Motivation, Polizistin zu werden.

Der Alltag als Polizist-in kann aber auch fordernd sein und das nicht nur körperlich. „Der psychische Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Erlebnisse wie ein Schusswechsel oder der Anblick von Leichen nehmen Beteiligte mit. Die Gedanken und Bilder sind auch noch nach Dienstschluss im Kopf“, schildert Rehmann den teilweise harten Alltag als Polizeibeamter. Neben Vorgesetzten und Kollegen stehen den Polizisten immer auch Psychologen und Seelsorger zur Seite, die dabei helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.

Aber auch positive Erlebnisse bleiben hängen. „Wenn man beispielsweise eine vermisste Person wiederfindet und am nächsten Tag Angehörige vorbeikommen, Kuchen mitbringen und sich ausgiebig bei uns bedanken, dann ist das schon schön. Dann weiß man wieder, warum man den Beruf ausübt‘‘, erzählt Rehmann mit einem Lächeln im Gesicht.

Die Chance auf einen Studienplatz für Polizeianwärter in NRW war übrigens noch nie so groß wie jetzt. Die Anzahl der verfügbaren Studienplätze für den Einstellungstermin zum 1. September 2023 wurde von 2600 auf 3000 erhöht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort