Großeinsatz in Ratingen Ermittlungen wegen versuchter Tötung nach Explosion

Update | Ratingen · In einem Mehrfamilienhaus in Ratingen-West hat es am Donnerstag eine Explosion mit vielen Verletzten gegeben, darunter zahlreiche Einsatzkräfte. Der mutmaßliche Täter wurde verletzt festgenommen. In der Wohnung wurde eine Leiche gefunden. Die Details.

Explosion Ratingen: Bilder - NRW-Innenminister Reul vor Ort
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NRW-Innenminister Reul nach Explosion in Ratingen

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Foto: dpa/-

Bei einer Explosion in einer Wohnung in einem Hochhaus in Ratingen sind am Donnerstag mehrere Einsatzkräfte teilweise lebensgefährlich verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, ein 57 Jahre alter Mann, wurde ebenfalls verletzt, konnte aber von der Polizei festgenommen werden. In der Wohnung des Mannes ist eine Leiche gefunden worden, vermutlich handelt es sich dabei um die Mutter des mutmaßlichen Täters. Die Umstände ihres Todes sind noch unklar. In unserem Live-Blog berichten wir fortlaufend über die aktuellen Entwicklungen.

Es ist 14.51 Uhr, als das Nervenspiel zu Ende ist. Sanitäter bringen den 57 Jahre alten Mann auf einer Trage liegend aus seiner Wohnung nach unten auf die Straße, wo ein Rettungswagen auf ihn wartet, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Begleitet werden die Sanitäter dabei von schwer bewaffneten Einsatzkräften der Polizei, die den Mann soeben erst überwältigt haben. Fast vier Stunden hatte der Festgenommene am Donnerstag die Polizei und ein ganzes Viertel in Atem gehalten.

Gegen 11.15 Uhr war es laut Polizei zu der Explosion gekommen. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) berichtete, gegen zehn Uhr morgens habe die Wohnungseigentümergesellschaft die Polizei verständigt, dass ein Briefkasten eines Bewohners überquelle. Die Polizei habe dann vor Ort die Feuerwehr hinzugezogen, um die Tür zu öffnen. In der Wohnung lebe eine Mutter mit ihrem Sohn. Im Zimmer sei Feuer gewesen. Der Sohn habe mit einem noch nicht näher identifizierten Gegenstand eine Detonation ausgelöst.

Mehrere Reporter und Zeugen vor Ort berichteten, es habe während des Einsatzes mehrere Stunden nach der Explosion zahlreiche Knallgeräusche gegeben. Aus einer Wohnung im obersten Stockwerk des Hochhauses kam Rauch. Auf dem Dach über der betroffenen Wohnung, auf den Balkonen daneben und auf den Balkonen im Nachbarhaus waren Spezialkräfte der Polizei zu sehen.

Ratingen: Explosion in Hochhaus am 11. Mai
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Explosion in Hochhaus in Ratingen – Mann zündet am 11. Mai Feuerwehrleute und Polizisten an

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Foto: dpa/David Young

Einsatzkräfte lebensgefährlich verletzt

Nach vorläufigen Erkenntnissen seien zehn Feuerwehrleute und zwei Polizeibeamte zum Teil sehr schwer verletzt worden, berichtete Reul im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags. Eine Polizeipressesprecherin vor Ort bestätigte acht lebensgefährlich verletzte Einsatzkräfte und zwei weitere verletzte Personen. Sie wurden mit Hubschraubern in umliegende Krankenhäuser gebracht. Spezialkräfte hatten die Wohnung demnach gestürmt und den Mann festgenommen. Der Mann wurde nach Polizeiangaben mit „schwersten Verletzungen“ in ein Krankenhaus gebracht. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts. „Ob es sich um versuchten Totschlag oder versuchten Mord handelt und in wie vielen Fällen, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen“, sagte eine Sprecherin am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur.

Reul noch am Abend am Tatort

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) berichtete am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags, Recherchen in den sozialen Medien hätten ergeben, dass sich der Mann gedanklich „im Corona-Leugner-Umfeld aufgehalten“ habe.

Die Hintergründe der mutmaßlichen Explosion sind noch völlig unklar. Es heißt, dass auch eine Substanz wie Benzin in der Wohnung verschüttet gewesen sein könnte. „Eine zentrale Frage lautet: War es eine Sprengvorrichtung, die gezielt ausgelöst wurde und die Beamten verletzen sollte? Oder war es ein Unfall und ein Verpuffung?“, hieß es aus informierten Kreisen. „Meine Gedanken sind gerade bei den verletzten Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr und bei den Beamten, die derzeit dort ermitteln“, sagte Reul.

Nicht nur der Innenminister zeigte sich betroffen von der Tat. „Polizisten und Feuerwehrleute tun alles, um hilflose Personen zu retten. Dass sie dabei selbst Opfer eines Explosionsanschlags werden, macht uns fassungslos“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Michael Maatz. „Unsere Gedanken sind jetzt bei unseren verletzten Kolleginnen und Kollegen und bei ihren Familienangehörigen.“

(csh/dtm/abin/kle/dpa)
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