„Talk am Pegel“ in Neuss Experten sehen Handlungsbedarf beim Katastrophenschutz

Neuss · Welche Lehren können Politik und Bevölkerung aus der jüngsten Flutkatastrophe an Ahr und Arft ziehen? Um diese und weitere Fragen ging es jetzt beim Format „Talk am Pegel“.

 Beim Talk am Pegel (v.l.): Kurt Koenemann, Jörg Geerlings, Andreas Schmitz, Günter Krings und Hermann Gröhe.   NGZ-Foto: Woi

Beim Talk am Pegel (v.l.): Kurt Koenemann, Jörg Geerlings, Andreas Schmitz, Günter Krings und Hermann Gröhe. NGZ-Foto: Woi

Foto: Andreas Woitschützke

Jeder Einzelne kann einen Beitrag zum Schutz vor Katastrophen leisten: Das Kennen von Sirenensignalen, das richtige Verhalten im Notfall oder ein ehrenamtliches Engagement im Katastrophenschutz. Eine Aufgabe der Politik wird es sein, die Bevölkerung „katastrophenfest“ zu machen. Das war eine Erkenntnis aus dem Expertengespräch bei Jörg Geerlings‘ Talk am Pegel.

Die Flutkatastrophe an Ahr und Erft sowie die Pandemie haben deutlich gezeigt, wie schnell eine Krisensituation eintreten kann. Deshalb diskutierte der Neusser Landtagsabgeordnete in der Pegelbar mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeministerium des Innern, für Bau und Heimat, Günter Krings, dem Stadtbeauftragten der Neusser Malteser, Kurt Koenemann, und dem Kölner Hersteller von Warnsystemen Andreas Schmitz (Coptr) über neue Herausforderungen für den Katastrophenschutz. Dieser wird von vielen Ehrenamtlern mitgetragen. Damit hätte Deutschland, so Krings, im Vergleich zu europäischen Nachbarn eine ungleich größere personelle Ausstattung im Krisenfall.

„Wir können stolz sein auf die umfangreichen schnellen Hilfeleistungen, die von Hilfsorganisationen, aber auch Privatleuten, Landwirten, der Bundeswehr und vielen mehr nach der Flutkatastrophe im Juli umgehend angelaufen sind“, so Krings. Dies dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Verbesserungsbedarf im Katastrophenschutz gibt. Kurt Koenemann sprach dies an: „Die Hilfsdienste sorgen sich um den ehrenamtlichen Nachwuchs. Die Rekrutierung ist schwierig, die personelle Fluktuation groß. Außerdem haben wir in der Corona-Krise schmerzlich erfahren müssen, wie abhängig unser Land von internationalen Lieferketten ist. Deutschlands Lager sind die Autobahnen.“ Eine konsequentere nationale und europäische Lagerhaltung wichtiger medizinischer Produkte sei eine klare Lehre aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres.

Die Flutkatastrophe habe auch deutlich gemacht, dass die klassische Sirene als Warnmittel nicht ausgedient habe. Ohne Strom könne niemand Warnmeldungen auf dem Smartphone empfangen. Zum Schutz der Bevölkerung müsse das Sirenensystem wieder ausgebaut und die Menschen die verschiedenen Signale wieder lernen, sind sich alle Beteiligten einig.

Dass aber auch die Warnung vor Unwettern aber auch durch moderne Lösungen verbessert werden kann, machte Andreas Schmitz von der Firma Coptr deutlich: „Die Digitalisierung gibt uns die Möglichkeit, die Warnkette zu automatisieren. Faktische Messungen der Warnanlagen können passgenaue Warnungen auslösen und gleichzeitig über die verschiedenen Medien Informationen kommunizieren.“ Moderne Lösungen könnten so die Sicherheit auf öffentlichen, stark frequentierten Flächen, in Stadien etc. deutlich verbessern.

(NGZ)
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