Flutkatastrophe Mit Herz und Hand

Meinung | Düsseldorf · Bei der Hochwasserkatastrophe haben viele Menschen alles verloren. Daran gibt es nichts schönzureden. Aber die Betroffenen erleben auch etwas, das sie aufrichten kann: verlässliche Hilfsbereitschaft. Auch nach Wochen.

 Aufräumarbeiten im Juli nach der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr (Archivfoto).

Aufräumarbeiten im Juli nach der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr (Archivfoto).

Foto: dpa/Thomas Frey

Wer sich hierzulande „revanchieren“ will, droht nicht mit Kampfansage, sondern kündigt Dankbarkeit an. Heißt in rheinischer Formulierung: „Ich mach dir das wieder gut.“ Hat also jemand Unterstützung erfahren, will der Begünstige bei Gelegenheit für Gegenleistung sorgen. Zahlt jemand meinen Deckel, werde ich mich beim nächsten Mal revanchieren. Muss ich aber auch, wenn ich nicht als Lauschepper, als Parasit, beschimpft werden will. Das Prinzip „auf Gegenseitigkeit“ funktioniert, weil jeder mal Hilfe braucht. Diese wohltuende Wechselwirkung hat der kölsche Klüngel, so das Urteil in Strafprozessen, nicht nur perfektioniert, sondern wohl auch pervertiert. Der Spruch „Wir kennen uns, wir helfen uns!“ klingt harmlos, riecht aber nach Korruption. Echte rheinische Hilfsbereitschaft sieht anders aus und zeigt sich dann, wenn die Not am größten ist – wie jetzt bei der Hochwasserkatastrophe.