Diözesanpräses in Rheurdt „Islam und Christentum haben viel gemeinsam“

Rheurdt · Pastor Gerhard Theben stellte im Rheurdter Pfarrheim den Islam als geschätzte Hochreligion vor. Er zog eine klare Grenze zum Islamismus.

 Pastor Gerhard Theben, Diözesanpräses aus Münster, unterschied in Rheurdt sehr klar zwischen der Hochreligion Islam – und dem Hass und Tod bringenden Islamismus.

Pastor Gerhard Theben, Diözesanpräses aus Münster, unterschied in Rheurdt sehr klar zwischen der Hochreligion Islam – und dem Hass und Tod bringenden Islamismus.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Pastor Gerhard Theben, Diözesanpräses aus Münster, kommt im Bistum viel herum. Sogar bis in den äußersten Zipfel, nach Rheurdt, führte ihn diesmal der kfd-Bildungsauftrag. Die Team-Sprecherin der katholischen Frauen (kfd) Marlies Mölders hatte ihn zum Thema „Islam, geschätzte Hochreligion“ eingeladen. Zwei Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten dem Vortrag im Pfarrhaus.

Theben ging es zunächst darum, die Linien zwischen Islam und Islamismus scharf nachzuziehen und auf Unterschiede hinzuweisen. „Es geht mir darum, zu zeigen, dass wir nicht den Islam fürchten. Der besitzergreifende, zerstörerische Islamismus, der mit Terror und Gewalt auf uns zukommt, macht uns Angst. Ihn empfinden die Menschen zu recht als Bedrohung. Ich weiß aber auch um die Probleme“, so Theben. Junge Muslime würden durch die Brille des Islamismus gesehen und mit „der Elle des Islamismus“ gemessen.

Der Islam als Weltreligion hingegen sei geschätzte Hochreligion, von der die christliche Gesellschaft früh profitiert habe in den Bereichen Glauben, Medizin, Mathematik, Astrologie, die der Seefahrt den Weg wies, wie auch der Architektur. Hinzu komme die Kunst, die aus maurisch-arabischen Raum grundlegend für die Entwicklung gewesen sei. Immer wieder ließen sich gemeinsame Wurzeln entdecken. „Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hat 1965 ausdrücklich den Islam als Hochreligion anerkannt. Gott und Allah sind identisch“, so Theben, der Mut machte, mit Offenheit aufeinander zuzugehen.

Mit Blick auf das Zusammenleben von Muslime und Christen empfahl er den Dialog, „weil die Welt zusammenwächst. Ein Prozess, der nicht mehr beeinflussbar ist, weil alle miteinander medial vernetzt sind, wie die afrikanischen Revolution uns gezeigt hat. Wir sind bereits mitten in einem Verschmelzungsprozess.“ Noch in den 1960er Jahren galt der Umgang als eher unbekümmert. Im Zoo von Münster lebten damals in einem Moschee ähnlichen Gebäude zwei Elefanten, ohne dass daran Anstoß genommen wurde. „Mehr als die Moschee kannte man damals vom Islam nicht“, so Theben, der dann mit dem eigentlichen Vortrag startet. „Ich will von den schönen Seiten des Islams berichten, auf denen wir Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten entdecken können.“

Zu den gemeinsamen fünf Säulen gehören das Glaubensbekenntnis und das Gebet, die Spende, das Fasten wie das Pilgern. Theben verwies dabei auf das Angelusläuten, mit dem die Pfarrkirchen drei Mal täglich zum Gebiet rufen. Die Kreuzritter brachten es mit „und es hindert uns bis heute nicht daran zu beten, wenn das ‚Glöcksken‘ läutet“, so Theben. Ähnlich seien die Vorstellungen vom Paradies, die die Muslime beispielsweise über ihre Teppichknüpfkünste darstellten. Ähnliche Gestaltungselemente mit Toren und Türmen seien in den Kirchen der Christen zu entdecken, so im Hildesheimer Dom im Heziloleuchter, der Leuchterkrone.

Wer bereit sei, sich intensiv auseinanderzusetzen, werde schnell fündig. „Sie werden unglaubliche Gemeinsamkeiten finden“, so Theben. Er empfahl das Buch „Den Brunnen tiefer graben“ von Christian Salenson kombiniert mit dem Film „Von Menschen und Göttern.“ Der Film thematisiert den Hass zwischen den Religionen. Er nimmt Bezug auf die Ermordung von Trappisten-Mönchen, die als Gemeinschaft im muslimischen Algerien lebten. 1996 wurden sieben von neun Mönchen durch islamistische Kämpfer ermordet. Dennoch gelang es ihnen nicht, den Hass auf Dauer zu verfestigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort