Neukirchen-Vluyn Niederberg soll „CreativRevier“ werden

Neukirchen-Vluyn · Die Ruhrstadt-Stiftung will den südlichen Teil des ehemaligen Zechengeländes kaufen und entwickeln. Die Vision: Ein neues Quartier zum Einkaufen, Entspannen, Essen und Kultur genießen.

 Vor den denkmalgeschützen ehemaligen Zechegebäuden: (von links) Bürgermeister Harald Lenßen, Jürgen Tempelmann (Ruhrstadt-Stiftung), Wirtschaftsförderin Ulrike Reichelt, Ana Cristobal (Planungsamt) und Ralf Peter Hüttemann (RAG Montan Immobilien).

Vor den denkmalgeschützen ehemaligen Zechegebäuden: (von links) Bürgermeister Harald Lenßen, Jürgen Tempelmann (Ruhrstadt-Stiftung), Wirtschaftsförderin Ulrike Reichelt, Ana Cristobal (Planungsamt) und Ralf Peter Hüttemann (RAG Montan Immobilien).

Foto: Stadt

Dass es einen Interessenten für den südlichen Teil des alten Niederbergs-Geländes gibt, war bereits vor einigen Wochen durchgesickert. Dabei handelt es sich um die in Dorsten ansässige Ruhrstadt-Stiftung. Deren Vorstand Jürgen Tempelmann stellte am Dienstag im Rathaus vor der Presse die Pläne vor. „Wir erschaffen ein CreativRevier“, sagte er. Vorbild ist ein schon umgesetztes Projekt gleichen namens in Dorsten, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Fürst Leopold. Die Stiftung möchte in Neukirchen-Vluyn die denkmalgeschützten Zechengebäude sanieren und nutzen. Darüber hinaus sollen neue Gebäude entstehen. Gastronomie- und Gewerbebetriebe sollen sich ansiedeln, Kunstausstellungen, Konzerte, Feste und andere Veranstaltungen stattfinden. Die benötigte Energie werde komplett per Windkraft und Photovoltaik selbst erzeugt, kündigte Tempelmann an. Großen Wert lege er auf die architektonische Gestaltung. „Das muss eine Qualität haben, dadurch gewinnt das gesamte Areal.“ Tempelmann ging davon aus, dass 300 bis 400 Arbeitsplätze auf dem Gelände entstehen.

Die Ruhrstadt-Stiftung ist 2010 gegründet worden. Sie möchte gefährdete Industrie-Denkmäler erhalten und den Umwelt-, Landschafts- sowie Denkmalschutz. Sie legt dabei besonderes Augenmerk auf Kunst-, Kultur- und Heimatpflege. Auch in Hamm und Dortmund hat die Stiftung einstige Zechenareale erworben. Ihre Pläne für Neukirchen-Vluyn werden die Debatte um einen Nahversorger auf dem Niederberg-Gelände aufs Neue befeuern. Lange Zeit hatten Politiker darüber gestritten, wie groß ein solches Geschäft sein soll und darf. Tempelmann machte klar, dass 800 oder 900 Quadratmeter Verkaufsfläche nicht genügten. Er denke an einen großen „Frequenzbringer“, der auch in der Woche viele Menschen ins CreativRevier locke. In Dorsten arbeitet die Stiftung mit Edeka und Aldi zusammen, die sich – nach anfänglichen Widerständen – sogar architektonisch den Wünschen der Stiftung angepasst hätten. Auch ein Hotel kann sich Tempelmann auf Niederberg vorstellen. Allerdings keins der üblichen Ketten, denn auch das Hotel solle konzeptionell und optisch ins Umfeld passen. „Es ist ein Creativrevier und kein Gewürfel aus verschiedenen Ideen“, betonte Tempelmann.

Die städtische Wirtschaftsförderin Ulrike Reichelt sagte, dass es interessierte Hotelbetreiber gebe. Sie betrachte es als ihre Aufgabe, künftig „gleich tickende Menschen zusammenzubringen“, um das CreativRevier voran zu bringen. So stehe auch die Kunstinitiative Seewerk aus Moers-Kapellen bereit, auf dem Niederberg-Gelände aktiv zu werden.

Noch ist das rund 70.000 Quadratmeter große Gelände südlich der Niederrhein-Allee im Besitz der RAG Montan Immobilien. Doch die ist zuversichtlich, eine Einigung mit der Ruhrstadt-Stiftung zu erzielen. In der Vergangenheit habe es immer wieder Interessenten für Teile des Areals gegeben, sagte Projektleiter Ralf Peter Hüttemann. Die RAG MI begrüße das Konzept „aus einer Hand“, das der Ruhrstadt-Stiftung vorschwebt.

Wenn Verwaltung und Politik gut mitziehen, könnten Ende 2020 die planungsrechtlichen Voraussetzungen vorliegen damit die Ruhrstadt-Stiftung loslegen kann. Im Jahr 2021 könnte dann voraussichtlich die Sanierung der alten Backsteingebäude beginnen. Die neuen Gebäude würden später sukzessive dazukommen, sagte Jürgen Tempelmann. In Dorsten dauerte die Entwicklung des CreativReviers rund fünf Jahre. Auch Bürgermeister Harald Lenßen begrüßte die Pläne der Stiftung. „Für uns ist wichtig: Alle Partner sind sich einig“, sagte er zuversichtlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort