Sommergespräche mit Fraktionsvorsitzenden in Nettetal Mehr Wettbewerb ist gut für die Bürger

Nettetal · Sommergespräch mit dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Hans-Willy Troost: Nach 31 Jahren hört der 71-Jährige im Stadtrat auf. Im Kreistag will er weiter für Kosteneinsparungen in der Abfallwirtschaft kämpfen.

 Hans-Willy Troost, Chef der FDP-Fraktion im Nettetaler Rat, beim Besuch in der Viersener Redaktion. Troost tritt nicht mehr für den Rat an.

Hans-Willy Troost, Chef der FDP-Fraktion im Nettetaler Rat, beim Besuch in der Viersener Redaktion. Troost tritt nicht mehr für den Rat an.

Foto: Heribert Brinkmann

Dass in der Abfallwirtschaft den Kommunen die Preise diktiert werden können, empört den Liberalen Hans-Willy Troost. Seit 31 Jahren für die FDP im Nettetaler Stadtrat, setzt er auf mehr Wettbewerb. Die EGN, eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld und damit der Stadt, betreibe in Süchteln eine Müllumladestation und eine Biokompostierungsanlage. Die seien längst abgeschrieben, bei den Gebühren werde daher „Geld ohne Ende verdient“.

Um auf einem eigenen Gelände  europaweit eine Müllumladung privaten Hausmülls und eine Biokompostierung ausschreiben zu können, verfolgt der Abfallbetrieb des Kreises die Neubaupläne im Kaldenkirchener Gewerbegebiet Nettetal-West. Nachdem Bürgermeister Christian Wagner (CDU) und das Gros der Ratsfraktionen umschwenkte und jetzt gegen die Pläne dort sei, bleibt Troost als einziger klar hinter den Plänen des Kreises für die Müllumlade.

Dieser Stimmungswandel erklärt zumindest zum Teil das schlechte Verhältnis zwischen Kreishaus Viersen und Rathaus Lobberich. So sieht es jedenfalls Hans-Willy Troost. Lange Jahre hat der FDP-Politiker ein Doppelmandat für Kreistag und Stadtrat ausgeübt. Er verstand sich als Türöffner, als Scharnier, um die Kommunikation zwischen Stadt und Kreis auf Augenhöhe aufrecht zu erhalten. „Misstrauen ist keine gute Arbeitsgrundlage“, sagt Troost. Bei der Kommunikation beider Verwaltungen sieht er „erhebliches Verbesserungspotenzial“, und schränkt sofort ein, damit seien nicht die normalen Arbeitsebenen gemeint.

Dass Troost in die Politik gelangte, liegt an einem Nachbarn, und vielleicht auch am Vater, der ein Tiefbauunternehmen hatte. 1980 warb ihn ein Nachbar an, so dass er 1983 sachkundiger Bürger für die FDP im Bauausschuss wurde. Damals kam Troost erstmalig mit Abfallthemen in Berührung. Und es gefiel ihm nicht besonders, dass der Ausschussvorsitzende später Mitarbeiter bei Trienekens wurde. Der Erhalt des freien Wettbewerbs zieht sich wie ein roter Faden durch das kommunalpolitische Leben von Troost. Beruflich war er als Controller bei Kaiser’s Tengelmann mit Bilanzen und Zahlen bestens vertraut. Als das neue kommunale Finanzmanagement (NKF) eingeführt wurde, war das für Troost ein „Heimspiel“.

Aber es war nicht bloß der Zufall mit dem Nachbarn, dass Troost den Weg in die Politik fand. Er wollte immer schon wissen, wie alles geht und wer die Impulse im städtischen Geschehen gibt. Da war die Neugierde, was um einen herum passiert, aber auch gleichzeitig der Impuls, selber etwas bestimmen und verändern zu können. In der Kommunalpolitik gebe es einen Entscheidungsspielraum, jeder sei bei unterschiedlichen Parteien oder Wählergemeinschaften berechtigt, das Leben vor Ort mitzugestalten.

Nettetal: Sommergespräch mit dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Hans-Willy Troost
Foto: grafik

Nettetal ist seine Heimatstadt, und dort ist er in vielen Gremien „komplett vernetzt“. Was er dort erfahre, behandelt er aber nicht als Herrschaftswissen, sondern gibt es weiter. Die Fraktion müsse über alles Bescheid wissen. Das koste viel Zeit. Man müsse bereit sein, sich einzusetzen. Aber gerade jungen Menschen rät Troost, mit ihren Ideen in die Politik zu gehen und mitzubestimmen. Mit seiner langen Erfahrung in der Kommunalpolitik, gerade in einer kleinen Fraktionen, weiß er, dass man um die Zustimmung der anderen werben muss. Da dürfe man kein Narziss sein und polemisch um Aufmerksamkeit buhlen.

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