Nettetal Mit der SPD ist die Demokratie geschützt

Nettetal · Nettetals Sozialdemokraten feiern den 150. Geburtstag ihrer Partei. Prof. Klaus-Peter Hufer zeichnet in seiner Festrede das Bild einer innovativen und tapferen Partei, die vor Irrungen und Wirrungen aber nie gefeit war.

 Über zahlreiche Gäste im Foyer der Werner-Jaeger-Halle freuten sich die Fraktionsvorsitzende Renate Dyck (l.) und die Ortsvereinsvorsitzende Tanja Jansen (2.v.l.) bei der Geburtstagsfeier der Nettetaler SPD.

Über zahlreiche Gäste im Foyer der Werner-Jaeger-Halle freuten sich die Fraktionsvorsitzende Renate Dyck (l.) und die Ortsvereinsvorsitzende Tanja Jansen (2.v.l.) bei der Geburtstagsfeier der Nettetaler SPD.

Foto: Busch

Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind die Kernbegriffe, für die die Sozialdemokratische Partei Deutschlands — SPD — immer gestanden hat. Fast immer. Denn hin und wieder hat sie einen seltsamen Schlingerkurs eingeschlagen, der auch die Genossen, wie die Mitglieder sich nennen, mitunter nachhaltig irritiert hat. Und dennoch, auch 150 Jahre nach ihrer Gründung ist die SPD nach der Einschätzung von Prof. Klaus Peter Hufer Garant dafür, dass die Demokratie in Deutschland geschützt wird.

Hufer war Hauptredner einer Geburtstagsfeier, zu der der Ortsverein ins Foyer der Werner-Jaeger-Halle nach Lobberich eingeladen hatte. Die Partei genießt, abseits tagespolitischer Auseinandersetzungen, ein hohes Maß an Wertschätzung, wie die Gästeliste zeigte. Vertreter der Parteien und Fraktionen im Rat waren gekommen, um einen sehr geschichtsträchtigen Abend zu verbringen.

Denn nach der Begrüßung durch die Ortsvereinsvorsitzende Tanja Jansen rief Bürgermeister Christian Wagner historische Ereignisse in Erinnerung, die nicht nur sozialdemokratische Marksteine deutscher Geschichte wurden. Wagner drückte Bewunderung und Respekt für jene 94 Reichstagsabgeordneten um ihren Fraktionsvorsitzenden Otto Wels aus, die als einzige am 23. März 1933 gegen jenes "Ermächtigungsgesetz"stimmten, das Hitler diktatorische Vollmacht gab.

Der Kreisvorsitzende Udo Schiefner zählte einige Meilensteine sozialdemokratischer Leistungen auf, zu denen er auch das Godesberger Programm mit dem Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft zählte. Der Kempener hatte zuvor an der zentralen Feier der Bundes-SPD in Leipzig teilgenommen und dort Gelegenheit gehabt, einige Wort mit Bundespräsident Joachim Gauck zu wechseln.

Klaus-Peter Hufer zeichnete das Bild einer SPD, die nach französischen und britischen Vorbildern sowie aus den Erfahrungen der gescheiterten März-Revolution von 1848 gebildet worden war. Die bedrückenden Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse im heraufziehenden industriellen Zeitalter seien selbsterklärend für die Anfangszeile "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" im Lied der Partei. Hufer vergaß nicht zu erwähnen, dass die SPD manchen Bruch erlebte. Sie spaltete sich in der Friedensfrage während der Ersten Weltkriegs und versündigte sich nach 1918 als Volksbeauftragter für Marine und Heer an der Arbeiterschaft, indem sie die radikale Rechte für sich instrumentalisierte. Prominenteste Opfer wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Hufer griff aber auch nachhaltige Verdienste der Partei auf. Sie habe maßgeblich dafür gesorgt, dass höchste Bildung nicht das Privileg elitärer Schichten blieb. Der SPD müsse aber Warnung sein, dass sie einen enormen Mitgliederschwund zu verkraften habe, den Hufer als "hausgemacht" einstufte. Verantwortlich machte er dafür Schröders und Münteferings Reformpolitik und eine Entwicklung, nach der "Egoismus heute gesellschaftsfähig ist". Die SPD habe ihr eigenes Deutungsmuster verloren. Hufer machte ihr aber Mut. Die SPD bleibe jene Partei, die seit jeher eisern die Demokratie schütze.

(RP/rl)
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