Jubiläum in Moers Herbst ist, wenn die Knappen singen

Moers · Der Knappenchor Rheinland feiert das 90-jährige Bestehen mit einem Konzert im Kulturzentrum Rheinkamp. Warum Bergmannstradition gerade jetzt auch ein Vorbild sein kann.

Endlich wieder singen: Sie freuen sich auf das Herbstkonzert im Kulturzentrum Rheinkamp.

Endlich wieder singen: Sie freuen sich auf das Herbstkonzert im Kulturzentrum Rheinkamp.

Foto: Norbert Prümen

Der Knappenchor Rheinland gibt nach der Zwangspause endlich wieder ein Konzert und feiert damit das 90-jährige Bestehen ganz groß. „Unser viel geliebtes Herbstkonzert kommt zurück auf die Bühne“, freut sich Peter Noruschat, Vorsitzender des Knappenchores. Am Samstag, 5. November, 17 Uhr, heißt es dann „Herbst ist, wenn die Knappen singen“. Der 25-köpfige Chor hofft auf ein Wiedersehen nach so langer Zeit und auf gefüllte Publikumsreihen.

Aktuell laufen die Proben im Repelener Franziskus-Haus. Gaben vor rund 20 Jahren noch 80 sangeskräftige Männer den Ton auf der Bühne an, sind es heute 25 Stimmen, die das traditionelle bergmännische Liedgut singen. „Aber wir haben uns mit Sängern aus Neukirchen verstärken können“, so Noruschat. Die so genannten Projektsänger gehörten zum 2016 aufgelösten Werkschor Niederberg. Auch mit dem neuen Chorleiter, Martin Ebeling, geht der Knappenchor Rheinland mutig neue Wege. So fand ein viertägiges Stimmschulseminar statt. Für das Konzert gibt sich der Chor bestens vorbereitet, wie auch das abwechslungsreiche Programm zeigt.

Neben dem traditionellen Liedgut der Bergleute übernimmt die international bekannte Konzertpianistin Olga Andryushchenko mit einigen Klavier-Soli einen Teil des Programms. Erst im März hatte sie ein viel beachtetes Konzert in der Moerser Stadtkirche gegeben. Das Trio „Wildwechsel“ sorgt für Schlager und Chansons aus den 30er, 40er und 60er Jahren. Unterstützt wird der Knappenchor von der Volksbank Niederrhein, weil ihr Chef, Guido Lohmann, ein Herz für den Bergmann hat. „Ich bin auf Kohle geboren“, verrät er. Ihm geht es in der drohenden Energiekrise auch darum, über Musik ein Zeichen für Zusammenhörigkeit zu setzen.

Das sei jetzt unbedingt nötig. „In solchen Zeiten ist es wichtig, Tradition zu wahren und zu pflegen. Sie gibt Sicherheit, macht Mut und bedeutet, ein Stück Normalität zu leben“, so Lohmann. „Schulter an Schulter, dafür steht der Bergmann. Allein kommt man runter, aber ohne Kumpel nicht hoch. Diese Gemeinschaft lässt sich auch bei der Musik erleben.“ Vor der Schließung der Zeche war der Bergbau das Fundament eines jeden Knappenchores.

„Vieles fehlt heute. Wir haben den festen Willen, so lange zu singen, wie es geht“, so Noruschat. „Wir wollen nicht die Asche verwahren, sondern die Flamme der bergmännischen Tradition weiter lodern zu lassen.“ Das wird zweifellos gelingen, wenn beispielsweise das emotionale Steigerlied erklingt oder mit dem Schlussakkord alle Mitwirkenden das Lied „Über sieben Brücken musst du gehen“ anstimmen. Pünktlich zum 90-jährigen Bestehen ist eine 24-seitige Vereinschronik erschienen, die die Vereinsgeschichte in Bildern Revue passieren lässt.

Am 23. Oktober 1932 gründeten 53 Bergleute im Jungbornpark den Knappenchor „Pattbergschächte“. Nach dem Weltkrieg lebte das Chorleben, auch durch den Zusammenschluss mit anderen Knappenchören, weiter. Gemeinsam traten sie unter dem Namen Knappenchor Rheinland auf. „Das Interesse an der Bergmannstradition und dem Bergbau ist geblieben“, bestätigt Frank Heinrich vom Grafschafter Museums- und Geschichtsverein. Der Verein begleitet den Konzertabend mit einem Stand.

Das Herbstkonzert beginnt am Samstag, 5. November, um 17 Uhr. Einlass ins Kulturzentrum Rheinkamp ist ab 16 Uhr. Karten kosten 15 Euro und können bei allen Sängern, beim Moerser Stadtmarketing sowie an der Abendkasse erworben werden. Ansprechpartner ist auch Friedhelm Bäumer, telefonisch erreichbar unter 02066 30943.

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