Energieversorger aus Moers Millionen für kommunale Enni-Anteilseigner

Moers · Die Enni Energie & Umwelt hat sich erneut gegen den Negativtrend der unter Druck stehenden Energiebranche entwickelt.

 Stefan Krämer, Geschäftsführer der Enni Energie & Umwelt.

Stefan Krämer, Geschäftsführer der Enni Energie & Umwelt.

Foto: Enni/Jörg Parsick-Mathieu/Enni

Fast 26 Millionen Euro beschert die Enni Energie & Umwelt den klammen Städten Moers und Neukirchen-Vluyn als kommunalen Anteilseignern aus dem Geschäftsjahr 2018. 23 Millionen erhält allein die Grafenstadt, drei die geringer beteiligte Nachbarin. Zu verdanken haben die Kommunen den Geldsegen einem erneut deutlichen Plus bei Kunden, beim Gewinn und an Gesellschaftern beim mittlerweile überregional agierenden Energieversorger und Telekommunikationsunternehmen.

Der Erfolg sei eine Entwicklung gegen den negativen Trend der unter Druck stehenden Energiebranche, sagte Geschäftsführer Stefan Krämer bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz. „Für Menschen, die sich mit Energiewirtschaft beschäftigen, sind das sehr bewegte Zeiten. Auf allen drei Wertschöpfungsstufen – Erzeugung, Netz und Vertrieb – verändert sich viel. Ein Großteil der Bevölkerung möchte die Energiewende und ist auch bereit, dafür zu zahlen, aber die Systeme sind noch auf fossile Energiegewinnung ausgerichtet.“

Trotzdem erzielt die „grüne“ Enni mit einem Überschuss knapp unterhalb der 20-Millionen-Euro-Marke zum siebten Mal in Folge ein Rekordergebnis. Für Krämer ist die Entwicklung eine Bestätigung seiner Wachstumsstrategie. Die LEG im Ruhrgebiet, ein großes Stahlwerk in Duisburg und Privathaushalte in ganz Deutschland gehören mittlerweile zu den Abnehmern von Enni-Produkten und -Dienstleistungen. Rund 40.000 Strom- und Gas-Kunden außerhalb von Moers gibt es. Allein im ersten Halbjahr 2019 seien mehr als 10.000 dazugekommen, sagt der Geschäftsführer. Außerdem gelang 2018 der größte Wachstumsschritt der Unternehmensgeschichte: Durch eine Beteiligung der Gelsenwasser AG an Enni konnten die Gasnetze in Rheinberg und Uedem übernommen werden. Auf dem Weg vom Stadtwerk zum Regionalversorger war das ein großer Schritt.

Den Erfolgskurs des Unternehmens belegen die Zahlen. So stiegen die Umsatzerlöse 2018 erneut um rund vier Prozent auf 195,1 Millionen Euro. Beim Jahresüberschuss legte die Enni um mehr als drei Prozent auf 19,3 Millionen Euro vor Steuern zu. Dabei lastet das Ergebnis anders als zur Jahrtausendwende nicht mehr nur auf dem Geschäft mit Energie und Wasser. Die Sparte Handel, Beteiligungen, Dienstleistungen trägt heute ein Drittel des Ergebnisses.

Ein Zukunftsmarkt ist für Krämer das Telekommunikationsgeschäft. Dort konzentriert sich Enni derzeit auf Gewerbegebiete in Moers und Neukirchen-Vluyn, in denen große Geschäftskunden 2018 erstmals Telekommunikationsprodukte wie Internet und Telefonie bezogen. Das Privatkundengeschäft bleibe dabei vorerst außen vor, erklärt der Geschäftsführer, der nach eigenen Angaben grundsätzlich lieber keine hohen wirtschaftlichen Risiken eingeht. „Wir schleichen uns mit einem langsamen Aufbau in den Markt.“

Dass der große Erfolg mit neuen Kunden und Leistungen im Normalfall eine negative Kehrseite hat, gibt dann aber auch Krämer zu. Zu Beginn des laufenden Jahres sei das deutlich geworden, sagt er. „Im ersten Quartal hatten wir 90.000 Kontakte – das Kundenzentrum hat geschwommen, Qualität und Erreichbarkeit haben sich verschlechtert. Deshalb haben wir im April einen Berater ins Haus geholt und unsere Kapazitäten analysiert – mit dem Ergebnis, dass wir neue Mitarbeiter einstellen werden.“ Außerdem wolle man die die Digitalisierung weiter vorantreiben – ohne dabei den persönlichen Kundenservice vor Ort aus den Augen zu verlieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort