Handwerk in Moers Immer weniger Bäcker backen noch selbst

Moers · Die Handwerksbäcker Heike und Bernd Friesen leiten ihr Dorf-Cafe Friesen in Repelen bereits in der sechsten Generation.

 Das Ehepaar Friesen bietet in seinem Dorf-Cafe, Am Jungbornpark 232, in Repelen, frisch zubereitete Backwaren an. In ihrer eigenen Backstube bereiten sie jeden Tag frisch gebackenen Produkte zu.

Das Ehepaar Friesen bietet in seinem Dorf-Cafe, Am Jungbornpark 232, in Repelen, frisch zubereitete Backwaren an. In ihrer eigenen Backstube bereiten sie jeden Tag frisch gebackenen Produkte zu.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Was bedeutet Backen eigentlich? Traditionell gesehen wird der Teig per Hand in einer Backstube zubereitet. Vereinzelt findet man noch Handwerksbäcker, die diese Tradition bewahren. Zu diesen Bäckern gehört das Moerser Dorf-Cafe Friesen  am Jungbornpark 232. Gegründet wurde das Cafe 1874.

„Unser Handwerk ist ein spezieller Beruf. Wegen dem frühen Aufstehen, der Bezahlung und dem Arbeiten am Wochenende bekommen wir nicht viele Bewerbungen“, sagt Heike Friesen, die zusammen mit ihrem Mann Bernd Friesen das Cafe leitet.

Der Arbeitstag beginnt für das Ehepaar morgens um zwei Uhr. Das Backen beginnt mit dem am Vortag vorbereiteten Sauerteig. Salz, Hefe, regionales Mehl und der Teig werden vermengt. Nach dem Kneten und dem Ruhen, kann der Teig gebacken werden. Dieser ganze Prozess nimmt ungefähr zwei Stunden ein, erklärt Bernd Friesen.

„Ein Stück Individualität verschwindet ohne uns Handwerksbäcker. Wir gehen auf die speziellen Wünsche der Kunden ein, besonders für Leute mit Unverträglichkeiten. Ein Supermarkt kann das nicht leisten“, sagt Heike Friesen. Doch das sogenannte „Bäckersterben“ ist nach der Meinung des Ehepaares nicht die Schuld der industriellen Bäckereien: „Das Verhalten der Leute, im Supermarkt Backwaren zu kaufen, ist schuld. Echte Qualität hat seinen Preis.“ Auch Charlotte Haala stimmt dem zu. Sie leitet die Bäckerei-Konditorei Haala-Fortriede in Moers. „Ein selbst zubereitetes Brötchen macht genauso satt wie drei Brötchen aus einer Bäckerkette“, sagt Haala. Für bessere Qualität, sei der Kunde bereit zu zahlen.

„Das Gerücht um die schlechten Arbeitszeiten oder den geringen Gehalt verschwinden nicht. Beides ist angemessen geregelt“, sagt Andreas Schomaker, Leiter der Biobäckerei Schomaker in Neukirchen-Vluyn.

Den Mangel an angehenden Handwerksbäckern verdeutlicht auch der Zentralverbund des Deutschen Bäckerhandwerks durch verschiedene Statistiken. Laut Mathias Meinke, der im Informationstransfer des Zentralverbundes arbeitet, spielt auch die Politik eine große Rolle: „Der Trend zum Abitur und Studium erschwert die Rekrutierung von qualifizierten Nachwuchskräften. Die Kampagne ‚Back dir deine Zukunft‘ soll das Interesse an diesem Beruf wecken.“ Auch zukünftig soll es nicht leichter für die Bäcker werden. „Das Bäckerhandwerk muss dem kreativ entgegen wirken“, sagt Präsidenten des Zentralverbundes Michael Wippler.

Auch das Dorf-Cafe Friesen versucht dies mit Kuchen am Stiel oder Plunderteilchen in Schmetterlingsform zu verwirklichen. Auch das Motto der Bäckerei verspricht: „Der Weg zum Bäcker Friesen lohnt, auch wenn man ganz wo anders wohnt“.

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