Nachtabschaltung in Moers Bleibt das Licht nachts bald wieder an?

Moers · Die Politik diskutiert erneut über Sinn und Unsinn der 2015 eingeführten Nachtabschaltung von Straßenlaternen. Anlass ist eine neue Rechnung der Enni.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Nachtabschaltung lohnt sich immer weniger – diese Erkenntnis ist nicht neu. Seit Jahren ist klar: Je mehr die Enni auf energiesparende Leuchtmittel umstellt, umso kleiner wird der finanzielle Vorteil durch das zeitweise Ausschalten der Straßenlaternen. Dem Verwaltungsrat, in dem Mitglieder der Politik sitzen, hat der Vorstand der Enni Stadt & Service jetzt erneut einen Sachstandsbericht zum Thema vorgelegt. Das Ergebnis: Von 150.000 Euro Ersparnis im Jahr 2015 sind 2020 aller Voraussicht nach nur noch 50.000 „Gewinn“ übrig geblieben – was bei der Politik einmal mehr die Frage aufwirft, ob die viel diskutierte Nachtabschaltung weiter Bestand haben soll.

Zur Erinnerung: Seit 2015 werden die meisten der rund 8000 Straßenlaternen im Moerser Stadtgebiet nachts – außer an Samstagen und Sonntagen – zwischen 1 und 3.30 Uhr ausgeschaltet. Die Maßnahme war damals als Beitrag zur Sanierung des städtischen Haushalts vorgesehen. Tatsächlich sanken die Stromkosten damit um 25 Prozent.

Inzwischen hat Enni einen Großteil der Laternen aber auf LED umgerüstet, und die verbrauchen bekanntlich wesentlich weniger Energie. Folge: Der Einspareffekt durch die Nachtabschaltung schmilzt nach und nach ab. 2014 betrug die Stromkostenersparnis 100.600 Euro, 2015 und 2016 waren es gut 66.000 Euro und 2017 insgesamt 61.400 Euro.

 „Ich bleibe trotzdem dabei, dass 50.000 Euro in Licht gut investiert sind“, sagt der CDU-Fraktionschef Ingo Brohl. Die Christdemokraten seien froh, dass das Thema Nachtabschaltung in den Ratsgremien jetzt noch einmal diskutiert werde. „Für uns sind die Themen Sicherheit und Ordnung wichtig, und Licht gehört dazu. Auf der anderen Seite machen 50.000 Euro aber auch 1,5 Punkte bei der Grundsteuer B aus. Die Bürger müssen entscheiden, ob es ihnen das wert ist, und wir müssen sagen, wo wir die Summe anderswo einsparen wollen.“

Ähnlich sieht das auch FDP-Fraktionschef Dino Maas: „Einerseits rechtfertigen 50.000 Euro es kaum noch, die Beleuchtung auszuschalten, wenn sich dafür das Sicherheitsgefühl erhöht“, sagt er. „Auf der anderen Seite kommt es angesichts der aktuellen Haushaltslage auf jeden Euro an. Ich frage mich vielmehr, warum wir in Moers noch keine smarten Beleuchtungslösungen haben.“

Eine intelligente Straßenbeleuchtung mit LED, die auf Bewegung reagiert, sei auch Wunsch und Forderung der SPD, sagt Parteichef Harald Hüskes: „Die Moerser Sozialdemokraten haben sich seinerzeit sehr schwer getan, der Sparmaßnahme zuzustimmen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, die Nachtabschaltung der Straßenlaternen auszusetzen!“

Die Initiative „Licht AN! – Wir lassen Moers nicht im Dunkeln!“ begrüßt die Empfehlung der Enni, die Nachtabschaltung zurückzunehmen. „Dass der angebliche Sparvorteil durch die sinkenden Strompreise und Umrüstung auf LED-Leuchtmittel gegen null gehen wird, hatten wir nicht nur vorausgesagt, sondern dem damaligen zuständigen Leiter in der Verwaltung und den Ratsmitgliedern, auch vorgerechnet“, erklärt Christian Voigt, der 2014 die Initiative mitgründete. Frank Volkmann, der einen Vertrieb für LED-Leuchtmittel betreibt, ergänzt: „Hätte man sofort unseren Vorschlag umgesetzt, alle Laternen auf die 70 bis 80 Prozent stromsparenden LED umzurüsten, wäre das Sparziel in spätestens 2020/21 erreicht worden und hätte dann schwarze Zahlen geschrieben.“

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