Ruderin aus Mönchengladbach Ruhepause für eine Rastlose

Mönchengladbach · Erst vor rund sechs Jahren begann die 22-Jährige mit dem Rudersport und ist längst Mitglied im Bundeskader. Jetzt pausiert sie ein Jahr, weil das Studium Vorrang hat. Sie wird dem Sport aber nicht ganz fernbleiben.

 Die Mönchengladbacherin Stefanie Weigt ist Mitglied des Bundeskaders und war zuletzt bei der U23-Weltmeisterschaft in Posen.

Die Mönchengladbacherin Stefanie Weigt ist Mitglied des Bundeskaders und war zuletzt bei der U23-Weltmeisterschaft in Posen.

Foto: Stefanie Weigt

Stefanie Weigt muss sich in den kommenden zwölf Monaten einer harten Prüfung unterziehen. Und das bezieht sich nicht nur auf ihren Hochschulabschluss in Medien- und Kommunikationswissenschaften, den die 22-Jährige als festes Ziel 2019 hat. Nein, um sich auf die Uni in Hamburg konzentrieren zu können, lässt die gebürtige Mönchengladbacherin bis zum kommenden Herbst auch ihre Karriere im Rudern ruhen. „Das Studium hat jetzt Vorrang. Ich mache lieber eine Sache richtig als zwei mit halber Kraft. Anfangs habe ich die Zeit ohne hartes Training richtig genossen. Aber mittlerweile kribbelt es wieder in den Fingern“, sagt Weigt.

Die Ruder-Pause bietet ihr allerdings auch die Gelegenheit, auf die bisherige Laufbahn zurückzublicken, denn die war keineswegs gewöhnlich. Erst im Jahr 2012 kommt Weigt erstmals über eine Schul-Aktion mit dem Rudersport in Kontakt, schnell stellen sich die ersten Erfolge ein, und bereits drei Jahre später gewinnt das Talent des Ruderclub Germania Düsseldorf ihre erste Medaille bei Deutschen Meisterschaften. Zwar gibt es nach ihrem Wechsel nach Hamburg einen kleinen Durchhänger, der einhergeht mit einem Bandscheibenvorfall sowie der knapp verpassten Qualifikation für die U23-Weltmeisterschaft 2016 in Rotterdam. Doch dann geht es für die Mönchengladbacherin wieder aufwärts.

„In meinem zweiten Jahr in Hamburg habe ich mich richtig in der neuen Heimat eingelebt. Und die Ruder-Gesellschaft Hansa Hamburg, für die ich seit 2016 starte, ist wie eine Familie für mich“, sagt Weigt. Mit ihrem neuen Heimtrainer Stephan Froelke arbeitet sie fortan sowohl an der Physis als auch an der Psyche – und kommt nochmals entscheidend voran: Bei den U23-Europameisterschaften 2017 im polnischen Kruszwica gewinnt sie mit der Stuttgarterin Janika Kölblin die Silbermedaille im Leichtgewichtsdoppelzweier. „Wir waren vor dem EM-Finale unglaublich entspannt, das war unglaublich. Und dann werden wir Zweiter hinter dem Duo, das im Jahr darauf sogar A-Weltmeister wird. Da auf dem Treppchen zu stehen, war ein tolles Gefühl, das mit nichts zu vergleichen ist“, sagt Weigt.

 Bei der U23-EM 2017 holte Stefanie Weigt (r.) Silber.

Bei der U23-EM 2017 holte Stefanie Weigt (r.) Silber.

Foto: Meinruderbild.de

Dieses Gefühl darf sie im Sommer 2018 bei der U23-WM in Posen nicht wieder erleben. Nach einem Verkehrsunfall verpasst sie zwei wichtige Regatten, schafft es aber immerhin noch in den deutschen Kader. „So wie das Jahr verlaufen ist, war die WM-Teilnahme ein guter Abschluss. Ich habe mich über das Verbandstrainingslager anbieten können, zudem hat wohl meine Anpassungsfähigkeit für mich gesprochen“, sagt Weigt. Nicht ganz unerheblich wird dabei jedoch auch ihr Fleiß und ihr Ehrgeiz gewesen sein. „13 Mal in der Woche zu trainieren und schon um 6.30 Uhr morgens auf dem Wasser zu sein – dafür muss man auch ein bisschen verrückt sein“, sagt Weigt.

Und der Aufwand wird im kommenden Jahr sicherlich nicht geringer, wenn sie der U23 entwachsen sein wird. Weigt will nach ihrer Pause auf jeden Fall neue Reize setzen und den Wechsel vom Skullen, bei dem die Athleten jeweils ein Skull in der Hand haben, zum beidhändigen Riemenrudern ausprobieren. Eines wird sie indes nicht verändern: Ihre Zukunft sieht Weigt weiterhin im Leichtgewichtsrudern, auch wenn diese Bootsklassen nach Tokio 2020 vor dem olympischen Aus stehen. „In die schweren Bootsklassen überzugehen, ist für mich keine Option“, sagt sie.

 13 Trainingseinheiten pro Woche, um 6.30 Uhr geht es bereits aufs Wasser: Der Rudersport erfordert einen hohen Trainingsaufwand.

13 Trainingseinheiten pro Woche, um 6.30 Uhr geht es bereits aufs Wasser: Der Rudersport erfordert einen hohen Trainingsaufwand.

Foto: Stefanie Weigt

Es sei schwer zu sagen, ob der Traum von einer Olympia-Teilnahme noch realistisch ist, ein Ziel ist aber auf jeden Fall die ebenfalls 2020 stattfindende WM. „Und eine WM-Medaille fehlt mir noch“, sagt Weigt, die sich nun aber bis zum kommenden Herbst gedulden muss, ehe sie wieder voll ins Training einsteigt. Ganz ohne Sport wird es aber auch in den kommenden Monaten nicht gehen. Sie gibt  selbst Ruderkurse, leitet das Hallentraining bei ihrem Heimatverein und engagiert sich im Verein „Push-Sport“, der Spitzensportlern unter anderem unbürokratisch Unterstützung bei der Vermarktung oder dem Berufseinstieg anbietet.

Die 22-Jährige achtet zudem darauf, einen gewissen Fitnessstand zu halten. Neben regelmäßigem Krafttraining setzt sie sich dafür in Hamburg auch jetzt ab und an ins Ruderboot. Und im Februar will sie einen Halbmarathon laufen. „Einfach so ins Leere trainieren, kann ich nicht“, sagt Weigt. Daran ändert auch die selbst auferlegte Wettkampfpause nichts.

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