Derby zwischen FV und Borussia Prestigeduell um die Spitze

Fussball-Niederrheinliga · In der Niederrheinliga ist der FV Mönchengladbach seit Saisonstart das Maß der Dinge, verlor jedoch zuletzt erstmals eine Ligapartie. Das bringt Verfolger Borussia Mönchengladbach II vor dem Derby am Sonntag wieder in Reichweite. Es ist jedoch ein Aufstiegsduell mit Fußnote. Denn Borussias Problem liegt im eigenen Verein.

Archivfoto: Wiechmann

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Foto: Dieter Wiechmann

Es war ein Novum am vergangenen Wochenende: Der FV Mönchengladbach verlor im 22. Spiel erstmals in dieser Saison eine Ligapartie. Am Ende stand eine 1:2-Niederlage bei Tusa Düsseldorf. Dass der FV personell arg gebeutelt in die Begegnung ging, will Trainer Marco Ketelaer rückblickend nicht als Begründung anführen. „Alle Mannschaften haben im Moment damit zu kämpfen, das kann kein Argument sein. Tusa war einfach effizienter und effektiver und hat seine Chancen gnadenlos genutzt. Uns hat hingegen im letzten Bereich die Konsequenz gefehlt“, sagt Ketelaer zur ersten Saisonniederlage und fügt an: „Dann geht eine Serie eben auch mal zu Ende. Nur schade, dass es nun unmittelbar vor dem Derby passiert ist.“

Denn am Sonntag empfängt der FV die Reserve von Borussia zum Heimspiel. Es ist nicht nur das Lokalderby, es ist auch das Duell um die Spitzenposition in der Niederrheinliga – und damit um den möglichen Aufstieg in die Regionalliga.

Die Ausgangslage für den FV als Tabellenführer ist weiterhin gut – und doch bringt die erste Niederlage zusätzliche Brisanz in die Partie. In der Tabelle trennen den FV und die Reserve von Borussia zwar immer noch fünf Punkte, Borussia hat aber auch ein Spiel weniger absolviert. Bedeutet: Gewinnt Borussia das Derby und holt auch im Nachholspiel drei Punkte, wäre man um einen Zähler besser als der FV. In dieser Rechnung steckt jedoch sehr viel Konjunktiv, das weiß auch Borussias Trainer Stephan Deues. „Für die Mädels ist die Partie nun gegen den FV das wichtigste Spiel. Ich versuche aber immer zu sagen: Die ganze Saison ist wichtig. Was bringt es uns, wenn wir gegen den FV gewinnen, dann aber die nächsten Spiele verlieren“, sagt Deues mahnend.

Trainerkollege Ketelaer will die Tabellenkonstellation sogar ganz ausblenden: „Ich sehe die Partie losgelöst von der Tabelle. Es ist ein Derby, ein Prestigeduell. Viele Spielerinnen kennen sich und haben schon zusammengespielt. Welche Konsequenzen das Spiel dann auf die Tabelle hat, sehen wir dann.“ Er ändert daher nach der ersten Niederlage auch nichts in den Trainingsabläufen, will seine Spielerinnen aber für das Derby sensibilisieren: „Ich werde noch einmal darauf aufmerksam machen, dass es ein Derby ist und Dinge wie Einsatz und Engagement noch mehr zählen.“

Verfolger Borussia zeigte sich zuletzt gut in Form: Im Jahr 2022 ist man noch ohne Gegentor und gewann zudem die vergangenen fünf Partien. Große Personalsorgen hat Deues aber ebenfalls. Zuletzt beim 4:0-Erfolg gegen die Reserve des MSV Duisburg standen ihm nur elf Spielerinnen inklusive Torhüterin zur Verfügung – aus Vorsicht nahm er beim Stand von 3:0 sogar zwei Spielerinnen vom Feld, sodass man die Partie freiwillig in Unterzahl zu Ende brachte. „Uns fehlen schon die ganze Saison immer vier bis fünf Spielerinnen, der Kader ist einfach zu klein“, sagt Deues und fügt an: „Wir werden uns trotzdem bestmöglich auf das Spiel vorbereiten.“ Mit Aushilfs-Spielerinnen aus der ersten Mannschaft von Borussia rechnet er jedoch nicht.

Auch Ketelaer musste in den vergangenen Wochen mit nur zwölf bis 13 Spielerinnen auskommen. „Ich erwarte trotzdem gute Mannschaften und das wir annähernd in unserer besten Formation spielen können“, sagt er.

Das Duell der beiden Gladbacher Vereine um den Aufstieg ist allerdings auch eines mit Fußnote. Denn das Problem der Reserve von Borussia liegt im eigenen Verein – bei der ersten Mannschaft. Zwar steht diese seit dem Wochenende eine Spielklasse höher in der Regionalliga mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze, hat aber zwei Spiele mehr als der Verfolger absolviert, die zweite Mannschaft des 1. FC Köln. Entsprechend ist nicht unbedingt mit einer Rückkehr in die 2. Liga zu rechnen. Und solange die erste Mannschaft in der Regionalliga spielt, kann die Reserve nicht in diese Spielklasse aufrücken. „Wenn wir uns am Ende belohnen und Meister werden, freuen wir uns natürlich. Das ist etwas fürs Selbstwertgefühl. Schade ist es aber trotzdem, dass wir dann wohl nicht aufsteigen“, sagt Deues.

Also reicht unter Umständen dem FV am Saisonende sogar Platz zwei für den Aufstieg. Ketelaer will diese Option aber vermeiden. „Im Fall der Fälle kann das ein Thema werden, vorher nicht. Ich habe der Mannschaft kommuniziert, dass ich Meister werden will – was dann den Aufstieg bedeutet. Alles andere spielt aktuell für mich keine Rolle.“

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