Natur-Kolumne Über den Herbst und die vergesslichen Eichhörnchen

Mönchengladbach · Schnee im März und 18 Grad an Heiligabend – das Wetter spielt mitunter verrückt. Nur auf eine Jahreszeit könne man sich verlassen, sagt nicht nur unsere Kolumnistin. Warum das so ist und was Eichhörnchen damit zu tun haben, erklärt sie jetzt.

 Im Herbst sind die Eichhörnchen besonders fleißig.

Im Herbst sind die Eichhörnchen besonders fleißig.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Eigentlich sind alle Jahreszeiten toll. Jede hat ihre Besonderheit. Die Grenzen der Jahreszeiten verschwimmen aber immer häufiger. Der Sommer ist viel zu heiß und somit auch als Sommer zu erkennen. Aber hier im Rheinland hatten wir in den letzten Jahren auch öfter schon mal an Heiligabend bis zu 18 Grad. Schnee fällt, wenn überhaupt, erst Ende März.

Aber der Herbst, erklärte mir einmal eine gute Freundin meiner Tochter, der sei deshalb ihre Lieblingsjahreszeit, weil er absolut sicher kommt. Denn man könne sich darauf verlassen, dass im Herbst die Blätter fallen. Bei allen Unsicherheiten, die es beim Wetter mittlerweile gibt, die Blätter fallen doch zuverlässig jedes Jahr zwischen Ende September und Ende November.

Der Herbst ist aber auch für viele Tiere im Wald eine wichtige Jahreszeit. Dann fressen sie sich den Winterspeck an. Sie futtern und futtern und müssen mit den angefressenen Fettreserven gut über den Winter kommen. Zum Glück gibt es im Herbst eine riesige Menge an Leckereien im Wald: Nüsse, Eicheln, Bucheckern und einiges mehr. Wir Menschen feiern das in jedem Jahr mit Erntedank-Festen, und auch wir essen dann die vielen verschiedenen Leckereien aus der Natur. Besonders die wundervollen, leuchtenden, prächtigen Kürbisse machen Kindern und Erwachsenen einfach nur gute Laune.

 All zu viel Winterspeck sollten wir allerdings nicht ansetzen, denn anders als bei den Tieren, die ab Dezember oft kaum noch etwas zu essen im Wald finden, haben wir ja noch die sehr gehaltvolle Weihnachtszeit vor uns.

 Was tut sich denn noch so im Herbst im Wald? Es gibt zum Beispiel viele Tiere, die sich jetzt Vorräte suchen, um über den Winter zu kommen wie zum Beispiel der Eichelhäher oder das Eichhörnchen. Die Eichhörnchen gehören zu den ganz besonders fleißigen Sammlern. Mitunter sammeln sie so unendliche viele Nüsse und Eicheln, dass sie selber den Überblick verlieren. Da sie ihre Schätze an ganz vielen verschiedenen Stellen verstecken, kommt es eigentlich ständig vor, dass sie viele dieser „geheimen Orte“ schlichtweg vergessen. Das ist zwar etwas schade für das Eichhörnchen, aber für den Wald ist das sehr gut. Da die Verstecke fast immer unter der Erde sind, wachsen aus den vergessenen Schätzen in den nächsten Jahren neue Bäume. Bis diese Früchte tragen, kann es natürlich je nach Baum 10 bis 20 Jahre (Walnuss) oder sogar 40 bis 50 Jahre (Eiche) dauern. Das Eichhörnchen tut also den nachfolgenden Generationen von Mensch und Tier etwas Gutes.

 Dazu gibt es an dieser Stelle wieder ein Spiel für die ganze Familie, jung und alt (nicht vergessen: Waldspiele sind für alle da!). Unser heutiges Spiel heißt „das vergessliche Eichhörnchen“ und ist ganz einfach umzusetzen. Beim nächsten Waldspaziergang – und ich hoffe, im Herbst gehen alle ganz oft in den Wald – nehmt ihr von zu Hause für jeden Spaziergänger, jede Spaziergängerin ein bis zwei Walnüsse mit in den Wald.

Ganz am Anfang des Spaziergangs sucht ihr euch ein schönes Terrain, zu dem ihr am Ende des Spaziergangs auch sicher zurückkehrt. Nun verstecken alle Teilnehmenden ihre Nüsse so gut, dass sie sie selber kaum noch erkennen können. Nach dem ausgiebigen Spaziergang kommen alle gemeinsam an die Stelle zurück und suchen ihre Nuss. Das kann zu ziemlichen Überraschungen führen. Entweder hat man, genau wie das vergessliche Eichhörnchen, die Stelle im Laufe des Spaziergangs einfach wieder vergessen, oder ein Eichhörnchen war da und hat die Nuss einfach stibitzt. Dann sind gerade die Kleinsten unter den Suchern oft ein wenig enttäuscht, weil die Nuss verschwunden ist. Aber wenn man ihnen erklärt, dass gerade ihre Nuss vom Eichhörnchen ausgesucht wurde, damit das Eichhörnchen diese im Winter essen kann, ist die Freude meist umso größer. Wer hilft nicht gerne einem Eichhörnchen beim Überwintern?

Viel Spaß im Herbst und bis bald im Wald!

Elke Kamper ist Naturerlebnispädagogin, Wildbienenexpertin, Entspannungspädagogin und Mutter von zwei Kindern. Foto: Tessa Fischer

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