Kolumne Kinderkrankheiten Man wird, was man isst

Mönchengladbach · Die Ernährung eines Kindes ist in den ersten Lebensjahren besonders wichtig – sie bestimmt, wie gesund man als Erwachsener ist, sagt unsere Kolumnistin.

Eine Mutter gibt ihrem Kind Brei. (Symbolbild)

Eine Mutter gibt ihrem Kind Brei. (Symbolbild)

Foto: CHROMORANGE

Die ersten 1000 Tage im Leben eines Menschen entscheiden maßgeblich darüber, ob er lebenslänglich mit Übergewicht zu kämpfen hat oder nicht. Diese wissenschaftlich belegte Tatsache zeigt, wie wichtig die Qualität der Ernährung schon im frühesten Leben ist – schon als Ungeborenes wird ein Kind durch die Ernährungsweise der Mutter geprägt.

Ernährt diese sich mit viel Zucker – in der Fachsprache „mit einem hohen glykämischen Index“ – so verlangt das Kind eher süßere Nahrung und äußert eher Unmut, wenn der Zucker fehlt. Kinderärzte hören dann oft die Klagen der Eltern, das Kind wolle keinen „Mittagsbrei“ essen, der in der regel ein Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei sollte. Diese Verweigerung kann zu einem erheblichen Eisenmangel führen, der sich auf die Entwicklung eines Kindes immer negativ auswirkt.

Der Drang, etwas Süßes zu sich nehmen, führt zu einer Erhöhung des Insulinspiegels, der bei rasch erfolgendem Abfall erneut zu Hunger auf Nahrungsmittel führt, die einen erhöhten glykämischen Index haben. Dieser Kreislauf endet praktisch regelmäßig in Übergewicht mit allen seinen schweren Nachteilen wie Bluthochdruck, vorzeitige „Verkalkung“ von Blutgefäßen mit der Gefahr früh auftretender Schlaganfälle oder Herzinfarkte, Diabetes mellitus Typ 2, Gelenküberbelastungen, einer höheren Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken und auch psychischen Problemen.

Es gilt also ganz besonders, schon die Säuglinge bis zu einem Jahr und die Kleinkinder möglichst gut zu ernähren. Wie sieht das aus?

Ein Säugling sollte möglichst vier Monate voll gestillt werden und dann Schritt für Schritt eine Beikost eingeführt bekommen, die einen niedrigen glykämischen Index hat. Im zweiten Lebenshalbjahr sollte das Kind vier Mahlzeiten am Tag bekommen, zweimal Muttermilch oder eine mit dem Kinderarzt abgesprochene Flaschennahrung, eine Gemüse-Kartoffel-Fleisch- oder Seefisch-Mahlzeit und eine Rohkost-Mahlzeit, gerne rohes Biogemüse statt zum Beispiel Banane, die wegen ihrer Süße vor allem bei Kindern aus eher übergewichtigen Familien nachteilig ist.

Zum Durstlöschen empfiehlt die Ernährungskommission für Kinder ausschließlich Wasser. Und um den Insulinspiegel dauerhaft eher niedrig zu halten, empfiehlt es sich -– auch im Sinne der Kariesvorbeugung – einige Stunden zwischen den Mahlzeiten Pause einzuhalten.

Kinderärztin Renate Harnacke.

Kinderärztin Renate Harnacke.

Foto: hpr

Hat das Kind das erste Lebensjahr hinter sich, sollten die Mahlzeiten auf drei am Tage reduziert werden und möglichst nur am Tisch eingenommen werden. Wird seltener als zweimal wöchentlich Fleisch und Seefisch verabreicht, ist es erforderlich, gelegentlich den Eisenspeicherwert und die Schilddrüsenwerte zu überprüfen.

Werden diese Regeln im großen und ganzen eingehalten und mit viel körperlicher Bewegung verknüpft, wird das Kind ein Gewicht im Normbereich haben und wahrscheinlich lebenslänglich ein gesünderer Mensch sein. Für Fragen zum Thema Ernährung stehen die Kinder- und Jugendärzte gerne zur Verfügung.

Renate Harnacke ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Foto: Reichartz

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