Mönchengladbach 98,3 Prozent: Traumergebnis für Hans Wilhelm Reiners (CDU)

Mönchengladbach · Die Union kürt ihren OB-Kandidaten zum Herausforderer von Norbert Bude (SPD). Mit viel Selbstbewusstsein geht's in den Wahlkampf.

 Spitzenergebnis für den OB-Kandidaten (und passionierten Radfahrer) Hans Wilhelm Reiners (Mitte), im Bild mit seiner Frau Sylvia (rechts) sowie Monika Bartsch, Dr. Hans-Peter Schlegelmilch und Dr. Günter Krings (von links).

Spitzenergebnis für den OB-Kandidaten (und passionierten Radfahrer) Hans Wilhelm Reiners (Mitte), im Bild mit seiner Frau Sylvia (rechts) sowie Monika Bartsch, Dr. Hans-Peter Schlegelmilch und Dr. Günter Krings (von links).

Foto: Ilgner

Die Parteitagsregie war ausgeklügelt — und sie ging auf. Monika Bartsch, die letzte und noch immer immens beliebte CDU-Oberbürgermeisterin, die seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt bei Parteitagen keine offizielle Funktion mehr wahrgenommen hatte, führte als Versammlungsleiterin durch den Wahlparteitag und erinnerte die Mitglieder an die Zeiten, als in der Stadt ohne die Christdemokraten nichts ging. Alles andere sollte zeigen, dass die CDU längst eine andere geworden ist. Die Halle Monforts, die gleichermaßen für Vergangenheit und Aufbruch steht, als Tagungsort, ein sympathischer Einspielfilm zum Kandidaten, einige Kleinkinder von Mitgliedern, die munter durch die Halle wuselten, und am Ende ein Fahrrad als Geschenk für den Oberbürgermeister-Kandidaten — die Mönchengladbacher CDU, so die Botschaft, ist kein schwer durchschaubarer Hinterzimmerverein, sondern eine moderne Großstadtpartei. Und zwar eine geeinte.

Die 33 Ratskandidaten standen die ganze Zeit auf der Bühne, jeweils hinter den Rednern, was der Fraktionsvorsitzende Dr. Hans-Peter Schlegelmilch selbstironisch so kommentierte: "Wir zeigen heute, wie standfest wir sind." Die Symbolik fruchtete. Ganze vier von 230 Mitgliedern scherten aus, unterstützten Hans Wilhelm Reiners, den einzigen Kandidaten für das Oberbürgermeister-Amt, nicht. Damit stimmten 98,3 Prozent der Wahlberechtigten in der Halle für Reiners. Den langen stehenden Applaus danach gab es nicht nur für Kandidat Reiners; ein bisschen schien es, als applaudierten die Mitglieder auch sich selbst. Und zwar dafür, dass das tiefe Tal nun durchschritten sein könnte.

Der Parteivorsitzende Dr. Günter Krings übernahm es in seiner Begrüßung, den politischen Gegner zu attackieren. Dass Oberbürgermeister Bude das Zustandekommen der Ampel mit seiner Unterschrift zusätzlich besiegelte, kommentierte Krings so: "Wen Gott strafen will, dem erfüllt er seine Wünsche." Krings erinnerte an Bücherei-Pläne und 1000-Bäume-Programm. Das Amt des Oberbürgermeisters sei zu wichtig, um es freundlich zu verwalten; in dieser Funktion müsse man gestalten. Wer morgens medienwirksam mit der Kelle in der Hand einen Zug nach Berlin verabschieden könne, müsse sich mittags auch dem Gespräch mit den eigenen Mitarbeitern stellen und niemanden vorschicken. Bude hatte im Dezember einen Termin mit protestierenden Müllwerkern krankheitsbedingt abgesagt, obwohl er morgens noch einen Fototermin wahrgenommen hatte. Auch beim Thema Salafismus legte Krings nach: "Wir dürfen es diesen Vögeln nicht zu leicht machen, hier wieder Fuß zu fassen." In dieser Frage dürfe sich die Stadt nicht wegducken, sondern müsse auch mal einen Prozess riskieren, wenn die Erfolgsaussichten unklar seien. "An der Reaktion des Oberbürgermeisters sieht man ja, dass unser Weckruf gesessen hat", so Krings.

Hans Wilhelm Reiners sagte in seiner Bewerbungsrede, die Stadt brauche dringend einen Neustart. "Mönchengladbach kann mehr. Lassen Sie uns das gemeinsam anpacken", sagte der 58-Jährige und bekannte, sich ständig über die Verwaltung zu ärgern. Nicht die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter sei das Problem, sondern deren Motivation. Die Verwaltung müsse wieder zu einem freundlichen und kompetenten Dienstleister werden. Das gelte auch für Bauanträge, die viel zu lange liegenblieben. Reiners versicherte, seinen Arbeitsschwerpunkt sehe er im Rathaus. Auch Repräsentation sei wichtig, dies sei aber auch Aufgabe der Bürgermeister.

Als seine Schwerpunkte nannte der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Stadtentwicklung, Wirtschaft und Arbeit. Die Ansiedlung von Logistikunternehmen sei erfreulich. "Jeder Arbeitsplatz ist wichtig. Aber wir haben schlechte Erfahrungen mit Monokulturen gemacht." Darum müsse man dem Mittelstand helfen und das Handwerk im Auge behalten.

Den Mitgliedern rief er zu. "Wir können diese Wahl gewinnen. Wir wollen diese Wahl gewinnen. Und wir werden diese Wahl gewinnen." Fast schüchtern nahm er den langen Applaus nach seiner Rede entgegen. Als dann eine halbe Stunde später Monika Bartsch das fulminante Ergebnis bekanntgab, reckte er beide Daumen in die Höhe. Der Kandidat und die Mitglieder — sie glauben seit diesem Samstag mehr denn ja an ihre Siegchance bei der Wahl am 25. Mai.

(RP)
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