Segeln Hilden: Segeln auf dem Elbsee erfordert Konzentration

Hilden · Die Herbstregatta der Hildener Segler erhält in Zeiten von Corona einen völlig neuen Stellenwert. Denn am Ende geht es weniger um die Platzierung als um die Freude, sich endlich wieder unbeschwert im sportlichen Wettkampf auf dem Elbsee zu messen.

 Jakob Gaida (14) geht die Herbstregatta konzentriert an.

Jakob Gaida (14) geht die Herbstregatta konzentriert an.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Lange hatte sich Jakob Gaida auf diesen Moment gefreut und endlich ist es soweit: Wettkampftag. Es ist Sonntagmittag, die Sonne scheint verführerisch über den Eblbsee und lässt die spektakuläre Naturkulisse in ihren prächtigsten Farben leuchten. Das satte Grün der Bäume umgibt den tiefblauen See, der beinahe wellenlos ruht. Nahezu wolkenlos und himmelblau ist auch der Horizont. Ein wunderschöner spätsommerlicher Nachmittag. Nur der 14-Jährige blickt ein wenig skeptisch, abwechselnd auf den See und gen Himmel. „Zu wenig Wind“, äußert er etwas stoisch. „Der Start wird dadurch etwas schwieriger“, erklärt er. Dann braucht es eben mehr Muskelkraft.

Seit gut sieben Jahren praktiziert Jakob schon den Segelsport. Bislang eigentlich immer nur im Urlaub während der Ferien, verrät er, während er fachmännisch an den Seilen zurrt und sein Segelboot startklar macht. „Seit einem halben Jahr bin ich aber jetzt im Verein.“ Das Training und die anschließenden Fahrten auf dem See machen ihm Spaß – keine Frage. „Aber auf die Regatta habe ich mich am meisten gefreut.“ Denn das wecke seinen sportlichen Ehrgeiz. Einen besonderen Konkurrenten im Verein habe er nicht, bestätigt der 14-Jährige. „Bei jedem Wettkampf sollte man sich am besten auf sich konzentrieren und darauf achten, sein Bestes zu geben. Wenn man auf die anderen schaut und überlegt, warum es bei ihnen besser klappt, kommt man schnell vom Kurs.“

Das wird in wenigen Minuten auch einer seiner Vereinsfreunde bei einem sogenannten „Le Mans-Start“ schmerzhaft feststellen. Die Segelbote ruhen am Ufer des Sees, während die Kids mehrere Meter entfernt in Startposition bereit stehen. Ein schrilles Signal ertönt und die Jugendlichen sprinten los, um schnellstmöglich ans Ufer zu gelangen, in ihr Boot zu springen und es auf Kurs ins Wasser zu bringen. Jakob ist als einer der ersten an seinem Gefährt, sein direkter Nachbar, der ihm im Lauf noch hinterher geschaut hatte, gerät ins Straucheln und stützt sich so unglücklich auf sein Boot, das auch dieses auf die Seite kippt und mit dem kompletten Segel im Wasser landet. „Mist“, stöhnt dieser und taucht in den See um das Segel aus dem kühlen Nass zu befreien. Wichtige Sekunden gehen ihm verloren und als er sich auf Kurs bringen will, sind die anderen bereits mitten im Gewässer.

Ein toller Sport, befindet Vereinsvorsitzender Ingo Seubert, denn es gehe um Teamfähigkeit, um ein Miteinander und die Liebe zur Natur. Normalerweise veranstaltet die SG Hilden zwei Regatten im Jahr. „Die erste im Frühjahr mussten wir coronabedingt leider absagen“, berichtet der Vereinschef. Und auch die zweite wurde nur unter strengen Auflagen organisiert. Segler aus befreundeten Vereinen etwa nahmen diesmal nicht teil. Schade, sagt Seubert, aber erfreulich dagegen sei diesmal die große Anzahl an Jugendlichen. „Wir haben im letzten Jahr einen größeren Zuwachs von fünf bis sechs Jugendlichen erhalten.“

Herausfordernd bei der Hildener Segelregatta „sind eigentlich immer die drehenden Winde auf dem Elbsee. Um die Nase vorn zu haben, bedarf es an Geschick“, erzählt der Vereinschef. Doch die echte Kunst bestehe darin, auch beim sogenannten „Flautensegeln“, also wenn kaum bis gar kein Wind weht, voran zu kommen.

 Vorsitzender Ingo Seubert tauft das Ausbildungsboot  auf den Namen KH – zu Ehren des verstorbenen Gründungsmitglieds Klaus Henrich.

Vorsitzender Ingo Seubert tauft das Ausbildungsboot  auf den Namen KH – zu Ehren des verstorbenen Gründungsmitglieds Klaus Henrich.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das ist beim ersten Start der Regatta der Fall, wo die Jugendlichen in verschiedenen Bootsklassen mit Muskelkraft versuchen ihr Gefährt um die Bojen herum zu manövrieren und als Erster durchs Ziel zu navigieren. Jakob Gaida hat den ersten Platz nur knapp verpasst und fährt als Zweiter über die Ziellinie. Der 14-Jährige scheint trotz seines Ehrgeizes mit der Wertung dennoch zufrieden. Ein zweiter Platz bei seiner ersten Regatta im Verein sei ein guter Start. Doch am Ende überwiegt sowieso die Gemeinschaft und die gemeinsame Leidenschaft für einen außergewöhnlichen Sport.

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