Politik in der Kalkstadt Generationswechsel bei der CDU

Wülfrath · Wenn sich die CDU Wülfrath am Donnerstag zur Jahresversammlung trifft, wird sich der Vorsitzende Andreas Seidler nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Nach fast 18 Jahren möchte er Platz schaffen für neue Ideen und neue Gesichter.

 Das Archivfoto zeigt Andreas Seidler während seiner Bürgermeisterkandidatur im Jahr 2020.

Das Archivfoto zeigt Andreas Seidler während seiner Bürgermeisterkandidatur im Jahr 2020.

Foto: Achim Blazy (abz)

Nachfolgerin von Andreas Seidler soll Isabel Effert werden, Tochter des Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Axel Effert. „Es gibt einen geordneten Übergang. Da seit der Kommunalwahl 2020 mehr Jüngere in der Fraktion vertreten sind, soll sich das auch in der Partei widerspiegeln“, sagt Andreas Seidler. Sein Ratsmandat will er zunächst bis zum Ende der Wahlperiode behalten.

„Mit gewissem Stolz kann ich sagen, dass ich zu allen Parteien und Akteuren ein vernünftiges Verhältnis habe“, sagt der 54-Jährige. Seine ausgleichende und integrative Art war ideal für das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters, das er seit 2009 bekleidet. Und sie war wohl auch der Grund, weshalb der Stadtverband ihn 2004 für den Vorsitz ausgewählt hatte, obwohl er bis dahin kaum öffentlich in Erscheinung getreten war.

Nach der Kommunalwahl 2004 habe es einen „riesen Streit“ zwischen Partei und Fraktion gegeben, erinnert sich Andreas Seidler. „Es bestand die Gefahr einer Spaltung wie in Ratingen“. Dort hatten enttäuschte CDU-Mitglieder die Fraktion verlassen und eine „Bürger Union“ gegründet. Als neuem Vorsitzenden in Wülfrath war es Seidler dann gelungen, die Streithähne so weit zu befrieden, dass man wieder zusammenarbeiten konnte.

Seidler ist gebürtiger Wülfrather und hat sich immer besonders für Kommunalpolitik interessiert. „Mein Vater war in der SPD und zuerst entsetzt, als ich in die CDU eingetreten bin“, erinnert sich der Handelsvertreter schmunzelnd. „Mittlerweile ist er aber ein bisschen stolz“. Als Vorsitzender habe er den Vorteil gehabt, sich nicht „hochgedient“ zu haben. Er sei zunächst in den 1980er Jahren in der Jungen Union gewesen, sei dann aber wieder ausgetreten und nach Siegen gezogen.

Erst nach seiner Rückkehr in die Heimat sei er zur CDU zurückgekehrt, um sich mit den Themen Jugend und Soziales zu beschäftigen. Als er quasi von null auf „Vorsitzender“ umschalten musste, habe er machen können, was er für richtig hielt, weil er niemandem einen Gefallen schuldig war. So konnte die CDU bis auf eine alle Wahlen in Seidlers Amtszeit gewinnen, ihre Kandidaten in Land- und Bundestag bringen und für den Stadtrat sogar noch ein Überhangmandat gewinnen. „Alle Wahlkreise gewonnen, das war das Ziel und mehr geht nicht“, stellt Seidler fest. Dass er als Bürgermeisterkandidat 2020 gegen den damaligen Beigeordneten und Kämmerer Rainer Ritsche verloren hat, grämt ihn kaum. „Es war ein fairer Wahlkampf, aber nochmal werde ich es nicht versuchen“. Auch für den Kreistag will er nicht wieder kandidieren. „Ich möchte erstmal mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen“. Sohn Moritz (20) hat das Down-Syndrom und würde sich über noch mehr Aufmerksamkeit freuen.

Die Stadt habe sich verändert in den letzten 18 Jahren, findet Seidler. Die großen Arbeitgeber wie Ford und Lhoist sind entweder weg oder in der Bedeutung gesunken, die Innenstadt vereinsamt immer mehr. „Wegen Online-Handel und Corona ist es fast unmöglich, die Fußgängerzone auf einen Level wie vor zehn Jahren zurückzubringen. Das wird eine Aufgabe der Politik für die Zukunft sein“.

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