Handball LTV meldet für die Regionalliga – ohne Team und Trainer

Leichlingen · Der Leichlinger TV hat eine Mannschaft für die Regionalliga gemeldet, plant aber nicht, auch dort zu starten. Leidtragender dieser Entscheidung ist der OSC Rheinhausen.

 Bis zum finanziellen Aus in der vergangenen Saison spielten die Handballer der LTV in Liga drei.

Bis zum finanziellen Aus in der vergangenen Saison spielten die Handballer der LTV in Liga drei.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Leichlinger TV hat überraschend eine Mannschaft für die kommende Handball-Saison in der Regionalliga gemeldet. Der Klub, der vor knapp einem halben Jahr wegen finanzieller Probleme sein Team aus der 3. Liga zurückgezogen hatte und seitdem von der Bildfläche verschwand, nimmt so erneut gravierend Einfluss auf die laufende Spielzeit. Der scheinbar gerettete OSC Rheinhausen steht in der vierthöchsten Spielklasse plötzlich als Absteiger fest.

Der Schritt des LTV ist diskutabel. Einen Start in der Regionalliga zieht der frühere Westdeutsche Meister nämlich gar nicht in Anbetracht. Der Verein plant, vor Beginn der kommenden Saison erneut zurückzuziehen. Dann stünde er als erster Absteiger in die Oberliga fest. Für den Rückzug zwischen Meldetermin und Beginn der Spielsaison sehen die Durchführungsbestimmungen lediglich eine Strafe von 1600 Euro vor. Diese will der Verein bezahlen.

„Das hat nichts mit Sport zu tun. Es ist eine reine Überlebensstrategie“, sagte LTV-Abteilungschef Ralf Meier im Gespräch mit unserer Redaktion am Sonntag. „Wir haben diese Entscheidung nur getroffen, um uns eine Option für die Zukunft offen zu halten.“ Ob diese Möglichkeit für die am Boden liegende Handball-Abteilung realistisch ist, ist fraglich. „Wenn wir Pech haben, machen wir hier gerade etwas, was uns in vier Jahren nicht weitergeholfen hat“, sagte Meier.

Hätten die Leichlinger nicht für die Regionalliga gemeldet, wären sie in diesem Sommer bis in die Kreisliga abgestürzt. Nun geht es auf Kosten eines anderen Klubs „nur“ eine weitere Liga runter. Das Regelwerk des Verbands lässt ein Schlupfloch, durch das der LTV den sofortigen Absturz vorerst vermeiden will. Der Klub, dem aufgrund der Hochwasserkatastrophe auch im neuen Jahr keine eigene Halle zur Verfügung steht, leugnete dies nicht. 

„Die Mannschaft, die wir melden, existiert nur auf dem Papier“, sagte Meier. Einen Trainer gibt es laut Verein ebenso wenig wie einen Kader. Die Spieler, die zuletzt für den LTV antraten, hatten sich nach der Insolvenz zum Jahreswechsel umgehend andere Vereine gesucht. Peter Monschau, Vorsitzender der Technischen Kommission des Handballverbands Niederrhein, sieht ein legitimes Vorgehen: „Uns sind die Hände gebunden.“

Die Rheinhausener traf die Nachricht „aus heiterem Himmel“, wie Abteilungsleiter Klaus Stephan berichtete. Die Duisburger können das Leichlinger Ausnutzen der Regeln zwar teils nachvollziehen, hätten sich jedoch ein transparenteres Vorgehen aus der Blütenstadt gewünscht. „Das ist nicht fair, man hätte es früher kommunizieren müssen“, sagte Stephan. Der Verein werde sich von einem Anwalt beraten lassen, das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. „Wenn wir eine Chance sehen, werden wir Rechtsmittel ergreifen“, kündigte Stephan an.

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