IHK-Herbstumfrage Konjunktur – es wird schlechter

Leverkusen/Rhein-Berg · Die von der IHK befragten Firmen sehen Lage und Zukunft ihrer Betriebe schlechter als noch im Frühjahr. Unternehmen der Elektroindustrie zielen auf Kurzarbeit.

 Die befragten Unternehmen sind wesentlich pessimistischer als noch im Frühjahr dieses Jahres.

Die befragten Unternehmen sind wesentlich pessimistischer als noch im Frühjahr dieses Jahres.

Foto: Schütz, Ulrich (us)

Die gute Stimmung ist auf den Weg in den Keller. Die Zuversicht so gut wie weg. Und für manche Branche hat die Rezession schon begonnen: So könnte die Zusammenfassung der Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer  (IHK) Köln lauten. Eva Babatz, Leiterin der IHK-Zweigstelle Leverkusen/Rhein-Berg, stellt die Daten nun vor.

3000 Firmen hat die Kammer dazu in ihrem Bezirk angeschrieben, aus dem Rheinisch-Bergischen kamen 61 Antworten zurück, aus Leverkusen 51. „Für ein Stimmungsbild reicht das“, sagt Babatz. Und das ist trübe. Unter anderem, weil die weltweite Konjunkturabschwächung, Handelsstreit, Strafzölle, kriselnde Autoindustrie  und die unendliche Brexit-Geschichte bis ins Rheinland durchschlagen. „Ein Unternehmer sagte mir: Diese Dauer der Brexit-Verhandlungen nervt fast mehr als  die eigentliche Frage, was denn nun wird“, berichtet Babatz. Gerade exportorientierte Unternehmen in Leverkusen und dem benachbarten Kreis  seien getroffen: „Großbritannien zählt zu den Spitzenabsatzmärkten.“

In der Industrie seien die Auftragseingänge bis zu 15 Prozent zurückgegangen. Dazu komme: Die Industrie genieße in der Bevölkerung teils ein schlechtes Image. „Dabei ist sie die Mutter aller Branchen, der Anfang der Wertschöpfungskette.“ Deutschland dürfe bei aller richtigen und wichtigen Diskussion um Klimaschutz die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Industrie nicht aus den Augen verlieren.

Ob Industrie, Handel oder Dienstleistungsbranche: Der Konjunkturklima-Indikator, den die IHK aus der aktuellen Lage und den Erwartungen der Firmen errechnet, ist zum ersten Mal seit Jahren unter den Grenzwert von 100, also ins Negative gesunken. „Die Wirtschaft verläuft zyklisch. Nach einem langen Hoch kommt unausweichlich ein Tief“, erläutert Eva Babatz. So  bewerten etwa sechs Prozent der Leverkusener Betriebe  ihre Lage als schlecht, mehr als die Hälfte der Befragten als gut. Aber: Nur noch knapp jeder zehnte Betrieb geht für die nächsten zwölf Monate davon aus, dass sich seine Geschäftslage verbessern wird. In Rhein-Berg, wo etliche Automobilzulieferer sitzen, fällt die Lagebewertung noch verhaltener aus: 28 Prozent sprechen von gut, 16  Prozent von einer schlechteren Lage. im Frühjahr hatten das nur 8,5 Prozent angegeben. Im Kreis erwarten nur noch sieben Prozent eine Verbesserung in den nächsten zwölf Monaten (Frühjahrsumfrage: 18,3), 31 Prozent (22,5) rechnen mit einer schlechteren Entwicklung.  Hauptrisiken, die die Unternehmen bei der IHK angaben: Fachkräftemangel, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (und hier vor allem auch das Thema Energie) und ein eventueller Rückgang auch der Inlandsnachfrage.

Während in Leverkusen 32,7 Prozent Personal einstellen wollen (41,2), wollen sich nur 4,1 Prozent von Mitarbeitern  trennen.  Im Frühjahr  waren es noch 11,8 Prozent. In Rhein-Berg sieht das anders aus: Hier wollen nur knapp zwölf Prozent (25,4) der Befragten Personal einstellen, dafür planen 27 Prozent  (19,7) mit weniger Personal als derzeit. Und: In einigen Branchen sei die Rezession bereits angekommen. „Es gibt Anfragen aus der Elektroindustrie nach  Kurzarbeit“, merkt die IHK-Zweigstellenchefin an und schiebt hinterher: „Das heißt aber vorerst auch, dass die Unternehmen im IHK-Bezirk ihre Fachkräfte behalten wollen – auch in der Krise.“

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