Leverkusen/Köln Gericht zeigt Videos der Supermarkt-Überfälle

Leverkusen/Köln · Ein Profifussballer war als Zeuge geladen. Er machte aber vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

Als der Profifußballer einer Oberliga-Mannschaft aus dem Ruhrgebiet kam, wurde es noch einmal spannend in dem derzeit laufenden Prozess der 17. Großen Strafkammer, in dem es um die beiden Raubüberfälle auf die Edeka- und Rewe-Supermärkte in Flittard und Opladen geht (wir berichteten). Die 23-jährige Angeklagte sei seine Verlobte, beteuerte der Sportler, der vor einigen Jahren auf der Gehaltsliste des 1. FC Köln stand, gestern vor dem Landgericht. Er habe sich am 9. Juni vergangenen Jahres während des gemeinsamen Urlaubs auf Curaçao mit ihr verlobt.

Vorteil für den Zeugen und die Angeklagte: Er konnte von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen. Einspruch eines Verteidigers, der einem der anderen Angeklagten beisteht: Es handele sich nicht um eine "echte" Verlobung, die sei nur vorgeschoben. Was schließlich die Kammer dazu zwang, Stellung zu beziehen. Schließlich meinten die Richter nach kurzer Beratung, der Zeuge könne sich auf sein Recht zur Aussageverweigerung beziehen - was er dann auch tat. Die Strafkammer erkannte die Verlobung an.

Am Rande des Prozesses hieß es, dass der Sportler sich damit womöglich selbst einer Strafanzeige entzogen habe. Es solle nämlich einen Chat zwischen den beiden Verliebten in den Akten geben, aus dem hervorgeht, dass der Fußballer von den beiden Überfällen gewusst haben könnte. Darin soll er seiner zum Zeitpunkt des Überfalls auf den Rewe-Markt noch nicht Verlobten sinngemäß geantwortet haben: "Dann musst du etwas mehr Geld für unseren Urlaub zurücklegen." Etwa eine Stunde nach dem Überfall soll die junge Frau ihn den Hinweis geschickt haben, dass es wohl doch nicht so wie geplant funktioniert habe. Soll heißen: Der Anteil an der Beute fiel nicht so hoch aus.

Gestern zeigte das Gericht die Video-Aufzeichnungen von den beiden Überfällen. Auf den Bildern vom Edeka-Einbruch sind deutlich die brutalen Schläge auf den Filialleiter zu erkennen. Anschließend war auch das Blut auf seinem Kopf auszumachen. Bei dem Rewe-Überfall in Opladen, der nur halb so lang dauerte, fiel der auffallende Gang der Angeklagten auf. Unterwegs ließ sie sogar einmal Geld und die Pistole fallen. Ansonsten waren die Räuber vermummt.

Interessant war auch die Vernehmung des Bruders des 34-jährigen Italieners, der angeblich die Schläge auf den Filialleiter in Flittard ausgeführt haben soll. Beschuldigt wird er vor allem von der 23-Jährigen, die mit ihm den Edeka-Überfall begangen haben soll. Ohne diese Aussage wäre die Beweislage wahrscheinlich sehr dünn. Auf die direkte Frage des Vorsitzenden Richters, ob der angeklagte Bruder etwas mit der Rocker-Gruppe Hells Angels zu tun habe, bejahte er das: "Man ist ja nicht blind. Das kriegt man irgendwie mit. Das war bekannt."

Der Prozess wird heute fortgesetzt. Bevor es zu Plädoyers und Urteilsverkündung kommt, will das Gericht noch einen Zeugen vernehmen, der zur Zeit in Italien in Haft sitzt. Die Auslieferung an die deutschen Behörden sei veranlasst, wahrscheinlich in der Sitzung am 5. Februar soll er aussagen.

(sg-)
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