Opladen Video-Aufnahme von REWE-Überfall zeigt Komplizin

Leverkusen · Entschuldigungen machen sich gut vor Gericht. So entschuldigen sich sowohl die 23- und 39-jährigen Halbschwestern sowie der 24-jährige Stiefsohn der älteren Frau bei den Opfern der beiden Raubüberfälle auf die Supermärkte in Opladen und Flittard (wir berichteten).

Opladen: Video-Aufnahme von REWE-Überfall zeigt Komplizin
Foto: dpa, obe vge aka soe

Entschuldigungen machen sich gut vor Gericht. So entschuldigen sich sowohl die 23- und 39-jährigen Halbschwestern sowie der 24-jährige Stiefsohn der älteren Frau bei den Opfern der beiden Raubüberfälle auf die Supermärkte in Opladen und Flittard (wir berichteten).

Lediglich der 34-jährige Italiener, der auch wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt ist, schweigt beharrlich.

Die Mitarbeiter in beiden Supermärkten schilderten sehr detailliert die Abläufe am 19. Mai vergangenen Jahres im Opladener Rewe-Markt und im Oktober 2016 im Flittarder Edeka-Markt. In Opladen hatte eine Mitarbeiterin alles kommen sehen. Sie machte ein paar Minuten früher Feierabend, weil sie so noch ihren Bus erreichen konnte. Dabei bemerkte sie einen dunklen VW, der direkt vor dem Hintereingang abgestellt war. Das war verdächtig.

Als dann auch noch die zwei im Auto sitzenden Personen sich Strümpfe über den Kopf zogen, rief sie im Büro an, um die diensthabende Marktleiterin zu warnen. Dann rief sie die Polizei an und konnte fortlaufend am Telefon ihre Beobachtungen schildern. Als die Beamten eintrafen, waren die Räuber wieder weg. Aber Farbe, Marke und Nummernschild wurden so aktenkundig.

Was die aufmerksame Mitarbeiterin nicht sehen konnte, war der Ablauf des Überfalls in den Büroräumen. Vor allem wusste sie nicht, wie die Mitarbeiterin einer Zeitarbeitsfirma trotz Warnung die Hintertür öffnete und wie sie offenbar sehr geschickt eine Rolle als Geisel schauspielerte.

Auf der Videoüberwachung erkannte man anschließend sehr schnell, dass die 23-Jährige involviert sein musste. Auch wurde deutlich, dass sie vorher selbstständig den Dienst mit einer Kollegin tauschte, um wohl gezielt am umsatzstarken Freitag den Raub durchzuführen. Sie wurde von ihrer Halbschwester und dem Stiefsohn nicht in die Schranken verwiesen. Man konnte auf dem Überwachungsvideo sogar erkennen, wie sie ihren beiden - im weitesten Sinne - Familienmitgliedern den Weg wies.

Bei dem Überfall in Flittard waren ebenfalls die 23-Jährige und der 34-jährige Italiener beteiligt. Hier wollte die ältere Frau nicht auftreten, weil sie in diesem Markt wohl bekannter war. Beide Räuber waren verkleidet, sodass der Marktleiter, der ebenfalls die Abrechnung vornahm, ihre Identität nicht ausmachen konnte.

Aber seine Personenbeschreibungen treffen auf die beiden Angeklagten zu. Auch im Flittarder Markt kannte die jüngere Frau sich durch eine frühere Tätigkeit dort sehr gut aus. Vorsorglich sprach sie kein Wort während des Überfalls, weil man womöglich ihre Stimme erkannt hätte. Aber sie wies ihren Begleiter auf vier Kassenbehälter mit Wechselgeld hin. Das konnte nur ein Mitarbeiter wissen, hatte der Marktleiter erkannt.

Der Einzelhandelskaufsmann leidet bis heute an den Folgen des Überfalls, die psychologischen Probleme bedürfen einer fortdauernden Therapie. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

(sg-)
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