Im Chempark Leverkusen Currenta erprobt virtuelle Realität in der Ausbildung

Leverkusen · An einer Chemieanlage stehen und dabei lernen, einen Rührbehälter zu befüllen, zu beheizen und zu entleeren – und das in den eigenen vier Wänden: Was nach Science-Fiction klingt, macht die sogenannte Virtual Reality (VR) möglich. Gerüstet mit Brillen mit integrierten Bildschirmen und Joysticks in den Händen können Auszubildende das reale Arbeitsumfeld in einem Chemiewerk kennenlernen und ortsunabhängig an einer großen Anlage üben.

 Ausgerüstet mit einer VR-Brille erleben Chemikanten den Arbeitsalltag virtuell und lernen nötige Handgriffe.

Ausgerüstet mit einer VR-Brille erleben Chemikanten den Arbeitsalltag virtuell und lernen nötige Handgriffe.

Foto: Currenta/Dirk Hansen

Soweit die Idee. Um das Lernpotenzial dieser modernen Technologie zu testen, führt Chempark-Betreiber Currenta derzeit Feldversuche mit den Projektpartnern Cornelsen eCademy und dem VR-Programmierer Weltenmacher an aktuellen Auszubildenden durch. In gemeinsamer Zusammenarbeit wurden die Inhalte der Testphase fast ein Jahr lang erarbeitet und zur Anwendungsreife gebracht. Am Ende des Probedurchlaufs wird geprüft, ob und wie sich die VR-Brillen gewinnbringend in den Ausbildungsalltag integrieren lassen. Nicht nur bei den Chemikanten, sondern auch bei weiteren Lehrberufen aus dem Chempark und über die Werksgrenzen hinaus.

Mit zukunftsweisenden Technologien kennt sich Currenta aus. Bereits 2016 hat der Chempark-Betreiber mit seinem Projekt „Bildung 2020“ systematisch damit begonnen, nach Möglichkeiten der Digitalisierung zu suchen. Dabei steht im Mittelpunkt, dass alle Beteiligten, allen voran die Auszubildenden, davon profitieren. „Wir haben uns schon vor vier Jahren die Frage gestellt, wie wir uns weiterentwickeln können, um für die Anforderungen des digitalen Zeitalters gerüstet zu sein“, erklärt  Nora Bujdoso, die sich bei der Currenta-Bildung um Bildungsprojekte kümmert. Früh wurde ein Schwerpunkt auf Blended Learning gesetzt, einer Verzahnung digitaler und analoger Lernformate, um die Auszubildenden für den späteren Berufsalltag bestmöglich vorzubereiten. „Blended“ deswegen, weil Theorie allein für viele Ausbildungsberufe nicht reicht. „Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, entscheidet sich ja – zumindest in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen – sehr bewusst für die Praxis“, weiß Tim Leppkes, Ausbilder für Metallberufe. „Eine Feile richtig zu halten und über das Werkstück zu führen, muss man üben. Es reicht nicht, sich damit theoretisch auseinanderzusetzen.“

Eine der Maßnahmen aus „Bildung 2020“ war die Einführung der sogenannten Bildungscloud: Einer zentralen Online-Kommunikations- und Arbeitsplattform, die den klassischen Unterricht im Klassenzimmer virtuell ergänzt oder zum Teil ersetzt. Hier stellen Ausbilder Lerninhalte bereit, verteilen Aufgaben an die Auszubildenden und tauschen sich mit ihnen in Video- oder Audio-Konferenzen aus. Gerade in Corona-Zeiten hat sich das Instrument bewährt, da sich der Unterricht für einen bestimmten Zeitraum digital und ohne Anwesenheit weiterführen ließ.

(bu )
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