Stadt Leichlingen diskutiert mit Experten 2050 findet auf Friedhöfen auch Kultur statt

Leichlingen · Stadt und Experten haben sich mit dem Friedhof der Zukunft befasst. Ergebnis: Er muss mehr sein als eine Begräbnistätte. Nötig: ein positives Image.

 Die Erdbestattungen im Sarg sind rückläufig, Urnengräber und andere Bestattungsformen gewinnen hinzu. Um Friedhöfe am Ort wieder in de Fokus zu rücken, denkt die Stadt schon jetzt über Neuerungsmöglichkeiten etwa auf dem Kommunalfriedhof Kellerhansberg (Foto) nach.

Die Erdbestattungen im Sarg sind rückläufig, Urnengräber und andere Bestattungsformen gewinnen hinzu. Um Friedhöfe am Ort wieder in de Fokus zu rücken, denkt die Stadt schon jetzt über Neuerungsmöglichkeiten etwa auf dem Kommunalfriedhof Kellerhansberg (Foto) nach.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Reihen- oder Urnengrab auf dem Friedhof? Baumbestattung oder Urnenbeisetzung im Kolumbarium?  Wie sieht der Friedhof der Zukunft aus? Darüber hat die Stadtverwaltung in dieser Woche mit Vertretern der Kirchen, und der Politik, mit Bestattern, Steinmetzen und Friedhofsgärtnern diskutiert. Allgemeiner Konsens: Die Bestattungskultur hat sich in den letzten Jahren massiv verändert.

Schon jetzt muss deshalb der „Friedhof 2050“ geplant werden. Das scheint lang, erklärt sich aber beim Blick auf bis zu 30 Jahre währenden Ruhezeiten. Mit der Firma Weiher hatte die Stadt ein Fachunternehmen eingeladen, das die örtlichen Friedhöfe untersucht hat und den Wandel mit anstoßen soll. „Die Herausforderungen für Friedhofsbetreiber sind vielschichtig“, sagte Weiher-Friedhofsexperte Stefan Lubowitzki. Die Daten dazu: Nur noch 36 Prozent der Menschen lassen sich in Leichlingen heutzutage im Sarg im Erdgrab beisetzen, 64 Prozent wählen eine Urne im Erdgrab oder im Kolumbarium.

 Wie sieht der Friedhof der Zukunft aus? Auf die Frage gaben die Experten Elke Chmella-Emrich und Stefan Lubowitzki Antworten.

Wie sieht der Friedhof der Zukunft aus? Auf die Frage gaben die Experten Elke Chmella-Emrich und Stefan Lubowitzki Antworten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Aber auch die Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen steigt, zum Beispiel nach Baumbestattungen. Während es in Deutschland (noch) den Friedhofszwang gibt, werden im benachbarten Ausland auch Berg- oder Almwiesenbestattungen angeboten. „Die Bestatter haben meist eine Vielzahl an Informationsbroschüren, was möglich ist. Der kommunale Friedhof ist in der Vermarktung aber unterrepräsentiert“, sagte Lubowitzki. Man müsse die Bestatter mit „coolen Prospekten gegen den Abwanderungstrend ausstatten“, forderte er auf, die Vorteile des örtlichen Friedhofs besser zu zeigen.

Eine Herausforderung wird es im Wandel künftig sein, einen Friedhof kostendeckend zu betreiben. „Erhöhen Sie wegen der zunehmenden Überhangflächen die Gebühren, werden Sie die Abwanderung verstärken“, prognostizierte der Fachmann. Ein Weg könne es sein, Friedhöfe nicht nur als reinen Bestattungsort zu verstehen, sondern vielmehr als Treffpunkt mit Klönecken, öffentlichem Grün und Kulturangebot. „Der Friedhof muss zur Bevölkerung passen. Wir müssen die Bürger einbinden und die Distanz zum Friedhof überwinden“, sagte Lubowitzki. Es gehe darum, bei den Menschen wieder „ein gutes Gefühl beim Thema Friedhof“ zu schaffen.

Bei der Diskussion seien viele Ideen zusammengekommen, berichtete Bauhofleiter Andreas Pöppel. Es habe Anregungen wie mehr Baumbestattungen, eine höhere Pflanzenvielfalt oder mehr Urnenanlagen gegeben. „Aber die Teilnehmer sehen den Friedhof der Zukunft auch als kulturelle Begegnungsstätte, auf dem Musik, Kultur, Lesungen, sogar Unterricht mit Schulklassen stattfinden könnten“, sagte Pöppel.

Für die Leichlinger Friedhöfe hat er mit auf den Weg genommen, dass sie barrierefrei werden müssen und es neue Grabformen geben soll. „Außerdem müssen wir die Satzung überarbeiten und lockern, um den Friedhof positiv aufzuwerten“, sagte der Bauhofleiter.

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