Enorme Hilfsbereitschaft Blütenstädter spenden in Rekordtempo

Leichlingen · Mehr als 80.000 Euro sammelte allein die private Initiative „Wir für Leichlingen ein“. Auch kleine Vereine helfen.

 Kaum noch etwas von zu gebrauchen: Viele Leichlinger müssen ganz von vorn anfangen und den gesamten Hausrat neu anschaffen.

Kaum noch etwas von zu gebrauchen: Viele Leichlinger müssen ganz von vorn anfangen und den gesamten Hausrat neu anschaffen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wenn alles fehlt, womit geht‘s von vorne los? Was brauchen Leichlinger, von deren Hausrat nach der Flut so gut wie nichts mehr existiert, als Erstes? Neben einem Dach über dem Kopf und Grundnahrungsmitteln vor allem: Geld. Denn nicht selten verfügen betroffene Blütenstädter schlichtweg über keine entsprechende Versicherung. Von der Kaffeetasse bis zum Kleiderschrank müssen sie jetzt trotzdem alles neu kaufen.

Mit eben diesem Wissen, dass viele ihrer Freunde, Bekannten und Nachbarn – oder auch wildfremde Leichlinger – am Rand des finanziellen Ruins stehen, beweisen die Blütenstädter eine Spendenbereitschaft sondergleichen. Nicht nur NRW-Innenminister Herbert Reul und Bürgermeister Frank Steffes bezeichnen diese als „einfach fantastisch“.

Allein an „Wir für Leichlingen“ gaben die Bürger der Stadt bis Mittwochnachmittag mehr als 85.000 Euro weiter. „Die Hilfsbereitschaft der Leichlinger war schon in der Corona-Krise enorm, aber was sich jetzt zeigt, lässt sich kaum in Worte fassen“, sagt Thomas Richter. Er gründete die private Initiative vor zwei Jahren, die offiziell keine Spenden, sondern Schenkungen entgegennimmt. Über die Facebook-Seite von „Wir für Leichlingen“ gelangen vom Hochwasser Betroffene zu einem Formular, in dem sie ihren Fall schildern, welche Geräte etwa sie dringend benötigen.

Richter und sieben Privatpersonen aus Leichlingen entscheiden im Anschluss per Abstimmung, welche Bürger am schnellsten finanzielle Unterstützung erhalten sollen, wobei alle anderen Anträge sukzessive bearbeitet würden. „Menschen, die uns zehn, 50 oder auch mehreren Tausend Euro etwa per Paypal überweisen, wollen sichergehen, dass das Geld hier vor Ort bei Leichlingern ankommt“, erklärt Richter. „Dem kommen wir so schnell wie nur möglich nach.“

Auch Bernd Voss, Erster Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Pappnas und Familich, und seine Mitglieder konnten bereits eine Familie mit einem 500-Euro-Warengutschein für das ebenfalls von der Flut betroffene Elektrofachgeschäft Fiebrandt unterstützen. „Wir kennen die Betroffenen nicht persönlich, was aber selbstverständlich überhaupt keine Rolle spielt“, sagt Voss. „Wir hoffen nur, ein wenig Leid zu lindern und zu beweisen, dass Karneval nicht nur für jeckes Treiben, sondern das ganze Jahr über auch für Solidarität steht.“

Und die gilt auch Unternehmern, die vom Drucker bis zum gesamten IT-System vor zum Teil noch nicht absehbaren materiellen und damit finanziellen Schäden stehen. Von der Flut betroffene Firmen können sich unter anderem an die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (RBW) wenden, die ein Portal für Hilfsgesuche und -angebote von und für Unternehmen anbietet. Auf ihrer Homepage www.rbw.de sammelt die RBW in der Rubrik „Hochwasser“ Informationen beispielsweise zu den noch vom Bund und Land zu erwartenden Hilfen.

Außerdem gebe es im digitalen Netzwerk „Rhein-Berg Connect“ die Möglichkeit, Hilfsgesuche und -angebote kostenlos zu platzieren.  Unter dem Motto „Firmen helfen Firmen“ sind dort schon Angebote eingegangen. „Wir setzen damit auf die große Solidarität, die sich in der Bevölkerung gezeigt hat. Auch viele rheinisch-bergische Unternehmen sind betroffen, andere können und wollen helfen. Das ist sehr beeindruckend“, sagt Silke Ratte von der RBW.

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