Meinung Wie der LTV seine Spieler degradiert

Leichlingen · Die Spieler des Handball-Drittligisten Leichlinger TV durften sich nach dem Remis gegen den Longericher SC auf Wunsch des Vereins nicht zur sportlichen Situation in der Blütenstadt äußern. Ein Unding, findet unser Kommentator.

 LTV-Torhüter David Ferne.

LTV-Torhüter David Ferne.

Foto: Jim Decker

Der Leichlinger TV hat gegen Longerich gekämpft, Moral bewiesen, den Rückstand zur Halbzeit in einen Drei-Tore-Vorsprung gedreht, jedoch in der Schlussphase gepatzt und den Sieg aus der Hand gegeben. Mehr Gesprächsstoff kann ein Derby gegen den Rivalen und Favoriten aus Köln kaum bieten. Doch nach der Partie schlichen die Protagonisten des intensiven Abends weitgehend wortlos durch die Halle. Auskunft zu Spielverlauf? Zu kritischen Szenen? Zur eigenen Leistung? Zur sportlichen Lage des Vereins? Fehlanzeige. Die Spieler durften nichts sagen.

„Maulkörbe“ sind ein von Sportfunktionären gerne genutztes Mittel, um die öffentliche Wahrnehmung zu lenken und unliebsame Berichterstattung zu verhindern. Das vorgeschobene Argument ist, dass sich die Spieler aufs Wesentliche konzentrieren sollen – just so, als würden ein paar Sätze nach der Schlusssirene die Trainingsarbeit von Wochen zerstören. Diese Entmündigung macht die eigentlichen Hauptdarsteller zur kleinsten Nummer im Verein. Sie degradiert die Spieler zu Lakaien ohne eigene Stimme und ist kein Zeichen von Stärke, sondern eins der Schwäche. Souveräner Umgang mit der Öffentlichkeit sieht anders aus – da helfen auch keine Sonntagsreden über die „Nahbarkeit“ des Leichlinger TV.

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