Bienenwiese am Rhein Wo die Natur sich breit machen darf

Monheim · Naturschützer Detlev Garn lädt für den 4. Juli zum Rundgang auf die Rheinwiesenfarm an der Deichstraße ein – zum Tag der Deutschen Imkerei. Er erwartet viel Prominenz in seinem Refugium am Rhein.

Detlef Garn pflegt die Wildbienenwiese im Rheinvorland Monheim.

Detlef Garn pflegt die Wildbienenwiese im Rheinvorland Monheim.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Wo sieht man schon eine Biene, die sich in einer Butterblume schlafen gelegt hat? Oder das filigrane am Boden versteckte Wabennest einer Feldwespe, das sie aus zerkauten Holzfasern gebaut hat? Der Naturschützer Detlev Garn ist stolz auf sein Refugium, die Rheinwiesenfarm an der Deichstraße, wo auf 10 000 Quadratmetern die Natur ein Stück Lebensraum zurück erobern darf. Rund 70 Prozent der Insekten und Pflanzen, die sich dort breit machen, seien vom Aussterben bedroht, sagt der Naturkenner und Imker. Was auf den ersten Blick mit Totholz-Anhäufungen, Brennnessel-Feldern, wild wuchernden Kletten und Disteln für unsere vom Kulturanbau verwöhnten Augen eher unansehnlich wirkt, entpuppt sich beim geführten Durchstreifen der Wiese als Paradies für Raupen, Schmetterlinge, Hummeln und Wildbienen, Eidechsen, sogar Hornissen und Libellen.

Am Samstag, 4. Juli, lädt Detlev Garn anlässlich des Tags der Deutschen Imkerei ab 11 Uhr auf die Rheinwiesenfarm ein. Damit alle sehen, wie sich sein Biotop entwickelt hat. Außer Kindern und Eltern soll nach seinen Vorstellungen vor allem viel Prominenz dabei sein wie NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Bürgermeister Daniel Zimmermann, Landrat Thomas Hendele, Olaf Lück vom Deutschen Imkerbund und Vertreter des NABU-NRW. Denn Garn hat eine Mission: Er will in Zukunft besonders Kindern und Jugendlichen zeigen, was alles Wunderbares ohne unser Zutun passiert, wenn man der Natur ihren Lauf lässt.

17 Mitglieder zählt sein Förderverein, mit dem er vor zwei Jahren gestartet ist. Aus Spendengeldern hat er für den großen Tag am 4. Juli einen mobilen Schaubienenkasten gekauft. Aber auch ein paar „kinderfreundliche“ Hühner und ein bunter Hahn empfangen die Gäste sowie eine reizende Skudden-Familie mit Lämmchen. Wer mit Garn das Hochwasser-Gelände am Rhein durchstreift, geht auf eine Abenteuerreise, die sich lohnt: da ein Stück mit zart pinkfarbenem Klee, dort eins mit kräftig violettem Wildsalbei, daneben ein Schmetterlingsdorado aus Kissen von rosa blühendem Dost, blaue Glockenblumen, die die Maskenbiene bevorzugt. Garn kennt sie alle und entdeckt sie auch, egal, wie versteckt sie sich gerade aufhalten.

20 junge Obstbäume, alte Sorten, sind dabei, sich zu entwickeln. Wilde Heckenrosen und Wildblütenabschnitte gedeihen unter der Aufsicht des Naturschützers. Was man als Laie von ihm lernt: „Je weniger Nährstoffe im Boden sind, desto bunter wird es.“ Es ist ein Paradies auf den zweiten Blick, das Garn da heranzieht. Die Biologische Station Haus Bürgel, das Naturgut Ophoven in Leverkusen und die Offlandstiftung Leverkusen/Leichlingen, die sich für die Schaffung und den Erhalt von Blumen- und Streuobstwiesen einsetzt, stehen Garn zur Seite. Das Gelände gehört zu 70 Prozent einem benachbarten Landwirt und zu 30 Prozent der Stadt, sagt Garn. Dass seine Wiesenfarm nicht unbedingt wie ein gepflegter Park aussieht, ist seiner Sammelleidenschaft und dem strengen Wiederverwertungskonzept geschuldet. So wohnen seine Schafe unter einem ausrangierten Trampolin. Auch die Heuraufe für die Schafe ist ein Up-Cycling-Produkt aus einem ausrangierten Wasserfass und hölzernen Treppengittern. Den Versuch eines begrünten Daches unternimmt Garn auf Schrottmaterialien und das Eingangstor zur Farm hat er aus metallenen Fundstücken zusammengesetzt. Was andere wegwerfen, trägt der ehemalige Innovationsmanager stolz zusammen. „Für Samstag wird aber noch ordentlich aufgeräumt“, verspricht er.

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