Stadt auf Platz drei einer Studie zu Lichtintensität in NRW Leverkusen strahlt nachts extrem hell

Leverkusen · Die Stadt erreicht laut einer Studie den dritthöchsten Lichtintensitätswert in NRW. Laut Landesumweltamt liegt die fehlende nächtliche Dunkelheit zum Großteil an der Industrie. Aber auch Privathaushalte tragen dazu bei, sagt das Naturgut, spricht von negativen Auswirkungen auf den Schlaf und die Tierwelt.

 Sieht beeindruckend aus. Und ist hell: der nächtliche Chempark

Sieht beeindruckend aus. Und ist hell: der nächtliche Chempark

Foto: Currenta

Künstliches Licht – zum Beispiel von hell strahlenden Weihnachtslichterketten oder durch Beleuchtung in großen Industriegebieten – sorgt dafür, dass der Himmel in der Nacht mittlerweile weniger dunkel ist. Das hat ein internationales Astronomie-Forscherteam mit Satellitendaten von einem Nasa-Flugkörper errechnet. In Leverkusen soll die Intensität des Lichts besonders hoch sein – gemessen wurde hier der dritthöchste Maximalwert innerhalb Nordrhein-Westfalens: 316,70 radiometrische Strahlungsstärke pro Quadratzentimeter. Das liege vor allem an der Industrie, zeigt ein Fachbericht des NRW-Landesministeriums für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). Höhere Werte hatten nur Gelsenkirchen mit 539,7 und Dortmund mit 331,6.

Hans Martin Kochanik, Leiter des Naturguts Ophoven in Opladen, findet das „besorgniserregend“. Die fehlende Dunkelheit in der Nacht habe negative Auswirkungen auf Mensch und Natur. Er spricht vom Hormonhaushalt und Schlafrhythmus, der von helleren Nächten gestört werde. Im Ministeriumsbericht heißt es: Ein Drittel der Menschen könnten nicht die Milchstraße sehen, weil die Lichtverschmutzung sie vor ihnen verberge. Der Weltatlas der Lichtverschmutzung, den das Lanuv zu seiner Bestandsaufnahme der helleren Nächte in NRW heranzieht, zeigt: „Mehr als 80 Prozent der Welt und mehr als 99 Prozent der europäischen Bevölkerung leben unter lichtverschmutztem Himmel“.

Kochanek sieht noch weitere Probleme: „Auch das Leben von zahlreichen Tieren wie Eulen, Nachfalter oder Fledermäuse gerät aus dem Takt“, sagt er. Dabei geht es um die Futtersuche, die Bestäubung oder die Fortpflanzung der Lebenwesen, die durch geringere Dunkelheit erschwert wird. Insekten werden durch das Licht angelockt, sie „verenden an den Leuchtmitteln“, erläutert der Leiter des Naturguts Ophoven.

Um die Arten zu schützen und Energie zu sparen, könne jeder etwas tun, bemerkt der Naturgut-Chef und nennt Beispiele: unnötiges Licht durch Bewegungsmelder vermeiden oder „Leuchtmittel nutzen, die nur auf den Boden strahlen“, schlägt er vor. Außerdem betont er: „Es ist wichtig, dass die Leuchtmittel wenig blaues Licht abgeben.“ Das komme der UV-Strahlung der Sonne am nächsten und sorge dafür, dass Tiere dächten, es sei hell und die Sonne scheine. „Warme Farben sind besser und locken weniger Insekten an“, ergänzt Kochanek.

Die eigene Weihnachtsbeleuchtung zu überdenken, vor allem die am Haus, im Vorgarten, an Fenstern  und auf dem Balkon, dazu rät Marinne Ackermann, die Vorsitzende des Fördervereins. Sie nennt Fakten: In Deutschland leuchteten mittlerweile fast 20 Millionen Weihnachtslichter. Trotz der Energieeffizienz von LED betrage der Energieverbrauch mehr als 650 Millionen Kilowattstunden, das koste knapp 200 Millionen Euro. In etwa so viel, wie die Leistung eines mittleren Kraftwerkes. Ackermann: „Die umweltfreundlichste Weihnachtsbeleuchtung ist deshalb die, die erst gar nicht produziert, gekauft und dann betrieben wird“.

Wer darauf aber nicht verzichten möchte, um in Weihnachtsstimmung zu kommen, der sollte das Licht ausschalten, wenn man schlafen geht, „am besten nur gelb-, gold- oder orangefarbene LED-Lampen“ verwenden, weil sie weniger störend seien oder überlegen, wo ein Lichtakzent besonders schön wäre. „Vielleicht reicht auch ein Stern im Fenster als die komplette Beleuchtung einer ganzen Fassade“, schlägt das Opladener Umweltzentrum vor. Weniger ist mehr – das gilt  laut Naturgut auch für die Dauer der Weihnachtsbeleuchtung: Sie zum Dreikönigstag am 6. Januar abzuhängen statt erst im Frühjahr, sei sinnvoll.

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