Monheim Triennale Triennale wird ein Experimentierfeld

Vom 1. bis 5. Juli werden 16 Künstler in unterschiedlichen Konstellationen in Monheim Musikprojekte entwickeln und präsentieren.

 Kuratorin Swantje Lichtenstein, Intendant Reiner Michalke und Bürgermeister Daniel Zimmermann (v.l.) stellten das Triennale-Programm vor.

Kuratorin Swantje Lichtenstein, Intendant Reiner Michalke und Bürgermeister Daniel Zimmermann (v.l.) stellten das Triennale-Programm vor.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Am 1. Juli verwandelt sich Monheim in ein großes Musiklabor, in dem 16 Künstler in immer neuen Konstellationen mit der Musik des 21. Jahrhunderts experimentieren: mit Pop-Musik, improvisierter und komponierter Musik. Die Ergebnisse dieser Klangexperimente werden in der provisorisch hergerichteten Kulturraffinerie und auf dem neuen Eventschiff der KD, der „MS Rheingalaxie“, aufgeführt, die übrigens erst im Mai vom Stapel läuft.

Die erste Ausgabe der Monheim Triennale ist bewusst experimentell angelegt, wie Intendant Reiner Michalke gestern bei der Vorstellung des Programms in der Sojus-7-Dependance „Zum goldenen Hans“ betonte. „Hier stehen die Künstler und ihr Schaffensprozess im Vordergrund, sie sollen nicht einfach fertige Produkte abspielen.“ Eben das sei das Neue an diesem Festival. „Das sei natürlich auch ein Risiko, weil niemand wisse, was dabei herauskommt“, räumt Kuratorin Swantje Lichtenstein, die Professorin an der Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- & Kulturwissenschaften ist, ein. Sie vertraue aber auf die hohe Professionalität der ausgewählten Künstler, dass sie in der knappen Zeit interessante Produkte abliefern.

Für Bürgermeister Daniel Zimmermann ist das Festival die logische Konsequenz aus den umfassenden Anstrengungen der Stadt Monheim, Kinder und Jugendliche an künstlerische Ausdrucksformen heranzuführen, ob über MoMo, die Kunstschule oder das Ulla-Hahn-Haus. Er nimmt in Monheim ein „großes Interesse“ an Kultur wahr, weil die künstlerische Betätigung der Jugend auch in die Familien hineinstrahle. Nach der Installation von Kunstwerken im öffentlichen Raum sei das Festival ein weiterer Mosaikstein, um die Monheimer mit Kunst in Kontakt zu bringen – wenn es auch „einige höherschwellige Elemente enthält“.

Freien Eintritt wird es daher am 1. Juli zum Festivalauftakt, dem „Entwurf einer Rheinlandschaft“ geben, wenn der Komponist Marcus Schmickler am und auf dem Rhein sein selbst komponiertes musikalisches „Forschungsprojekt über Nähe und Ferne“ inszeniert. Neben professionellen Solo-Sängern und Musikern wirkt auch das Baumberger Akkordeon-Orchester mit. „Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt hat uns gesagt, was wir dürfen und was nicht“, so Michalke.

Der DJ Phillip Sollmann wird am 2. Juli mit einer aufwändigen Klanginstallation aus Saiteninstrumenten, Blaswandlern (eine Art Synthesizer für Blasinstrumente) und Schlagzeug die Kulturraffinerie beschallen. Die in Schweden aufgewachsene Äthiopierin Sofia Jernberg, Gesangs-Virtuosin, wird unter dem Titel „The dreams of our future“ die Träume von Kindern in Texte verwandeln und diese von Kindern im Chor singen lassen. Für das Projekt hat sie zahlreiche Improvisationsmusiker aus Skandinavien gewonnen.

„Mitte Mai werden wir noch 30 weitere Konzerte bekanntgeben, in denen Begegnung stattfindet“, kündigte Michalke an. Das Festival eröffne nicht nur den Kuratoren die Gelegenheit, „mal Künstler einzuladen, die man schon immer mal gerne verpflichtet hätte“ (Lichtenstein), auch unter den Künstler, mit denkbar unterschiedlichen Backgrounds, Herkunftsländern und Stilrichtungen, kommen so viele neue Konstellationen zustande. „Kris Davis ist eine der gefragtesten Künstlerinnen“, so Michalke.

Wer jetzt fürchtet, er könne bei dem Festival gehäuft so befremdliche Begegnungen wie bei der legendären „Hurz-Szene“ von Hape Kerkeling erleben, dem sei versichert: In dem rund 30 Konzerte umfassenden Hauptprogramm kommen auch so geläufige musikalische Stilrichtungen wie „Jazz“, „Rock“ oder „Folk“ vor, und am 3. Juli soll es beim „Soul Sakedown“ gar „tanzbare“ Musik geben.

 Phillip Sollmann ist eigentlich DJ.

Phillip Sollmann ist eigentlich DJ.

Foto: Monheim Triennale
Marcus Schmickler eröffnet die Triennale mit „Rheinlandschaften“.

Marcus Schmickler eröffnet die Triennale mit „Rheinlandschaften“.

Foto: monheim Triennale/Monheim Triennale
Kris Davis aus New York ist eine gefragte Pianistin.

Kris Davis aus New York ist eine gefragte Pianistin.

Foto: Monheim Triennale

Skepsis herrschte dagegen bei der eingeladenen überörtlichen Fach-Presse vor: „Ist das Festival nicht zu komplex und abstrakt für den Musikgeschmack von Kleinstädtern?“ „Gab es keinen Widerstand, für das Festival 1,5 Millionen Euro auszugeben?“ „Der Beschluss im Rat fiel einstimmig“, berichtete Zimmermann. „Wir gucken nicht so sehr auf das Budget, sondern auf die Notwendigkeit.“ Und selbst wenn dem Festival nur Monheimer Musikschüler folgen würden, hätte es seinen Zweck erfüllt. Immerhin hätten schon 200 Monheimer Karten gekauft, ohne das Programm zu kennen. Insgesamt wolle man 800 Karten ausgeben, über so viele Sitzplätze verfüge die Kulturraffinerie.

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