Literarischer Sommer in Krefeld Ein Niederländer auf der Suche nach Freiheit

Krefeld · Der Niederländer Toine Heijmans eröffnete den Krefelder Literarischen Sommer mit „Prstina“: ein anregender und schöner Abend im Hof des Alten Stadtbads.

 Autor Toine Heijmans: „Ich schreibe über Sachen, die ich kenne.“

Autor Toine Heijmans: „Ich schreibe über Sachen, die ich kenne.“

Foto: Merlijn Doomernik /Literarischer Sommer/Merlijn Doomernik

Für die erste Krefelder Lesung des Literarischen Sommers haben die Mediothek und das Literaturhaus wieder einen neuen und besonderen Ort gefunden: Der Niederländer Toine Hejjmans und seine Übersetzerin Ruth Löbner lasen im Hof des Stadtbades, den so mancher zum ersten Mal sah.

Literaturhausleiter Thomas Hoeps moderierte den Abend mit fast 70 Gästen und stellte Heijmans und Löbner vor. „Pristina“, 2014 auf niederländisch veröffentlicht und gerade erst ins Deutsche übersetzt, ist der zweite Roman des auch als Journalist tätigen Toine Heijmans. Die Übersetzerin und Kinderbuchautorin Ruth Löbner lebt in Mönchengladbach.

Toine Heijmans las zunächst auf Niederländisch aus dem ersten Kapitel,  dann übernahm seine Übersetzerin und entführte die Leser auf die Insel Texel. Dort nämlich reist Albert Drilling an – oder heißt er ganz anders? – und möchte seinen Pass keinesfalls vorzeigen. Geheimnisvoll. Ihm gegenüber an der Rezeption Manja, die auch etwas zu verbergen hat. 

„Ich brauchte zwei Leute, aber beide sehr nett“, sagt Heijmans über die Hauptpersonen mit den changierenden Namen, „beide sind gut darin, dass Spiel zu spielen.“ Albert/Anton nämlich hat die Carte Blanche vom Ministerium – er hat Geld, um Immigranten damit von einer Rückkehr zu überzeugen. „Solche Beamten gibt es wirklich“, weiß Heijmans, er hat viele Berichte zum Thema Immigration recherchiert und veröffentlicht. „Ich schreibe über Sachen, die ich kenne“, sagt er. Aus den gelesenen Passagen kommt das deutlich heraus: Seine Figuren und ihre Charaktere, die Natur, der für den Zuhörer überraschende Szenenwechsel in ein aufständisches Kairo – das alles atmet Beobachtungsgabe, Liebe zu den Menschen und reiche bildhafte Sprache. „Es geht immer um die Freiheit und um die Suche danach“, fasst Heijmans sein großes Thema zusammen.

Über die Kunst des Übersetzens sprach dann Ruth Löbner: „Man muss den richtigen Ton finden“, und verriet: „Man beginnt nie mit dem ersten Kapitel.“ Bei den von ihr sehr schön gelesenen Passagen hatte man den Eindruck, dass sie diesen Ton und auch den Stil immer getroffen hat – man könnte das gar nicht anders ausdrücken.

Am Ende machte der kühle Wind die Zuhörer frösteln und nicht jeder hatte an eine Wolldecke gedacht. Fürs Lesen und Erzählen dankte das Publikum sehr zufrieden und mit viel Applaus.

„Pristina“ von Toine Heijmans ist 2022 bei edition amikejo im Euregio Kultur e.V. erschienen. Sein jüngster Roman, „Sauerstoffschuld“, auch übersetzt von Ruth Löbner, wird beim Hamburger Mairisch Verlag veröffentlicht. Der nächste Termin des Krefelder Literarischen Sommers, Heinrich Steinfest am 14. Juli in der Mediothek, ist ausverkauft.

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