Performance in Krefeld Geheimnisvolles „Orakel“ lauert in der Mediothek

Krefeld · Lili M. Rampre und Emanuele Soavi haben eine begehbare Installation mit Tanzelementen kreiert. Es geht um die digitale Welt und um Perspektiven.

 Um den Film auf dem Bildschirm zu sehen, muss der Besucher aktiv werden.

Um den Film auf dem Bildschirm zu sehen, muss der Besucher aktiv werden.

Foto: Julia Franken

„Orakel“ heißt eine begehbare Installation, die bis Samstag in der Mediothek zu sehen ist. Sie schickt die Besucher auf eine sinnliche Entdeckungsreise. Das Orakel – unsichtbarer Protagonist der Installation und Verbindung zwischen der alten, analogen und der neuen, digitalen Zeit – führt in sieben Stationen durch die Ausstellung. Zwischen Bücherregalen, Lesesesseln und Arbeitsplätzen fügt es sich unauffällig in den Ort ein und nutzt eine Livebewegungsperformance, Ton- und Filmaufnahmen, die auch die Betrachter ins Bild holen.

Jede Station ist mit ein bis zwei Monitoren oder Laptops und Kopfhörern bestückt. Damit der Betrachter die Filme auf den Bildschirmen erkennen kann, muss er in Aktion treten. Kleine Folien, machen die Bilder erst sichtbar, nicht selten begibt sich der Betrachter hierfür in unbequeme Positionen, halb knieend, liegend oder mal aufrecht sitzend.

Zu sehen ist beispielsweise der Tänzer Emanuele Soavi während des Lesens, kopfüber und verdreht, auch er experimentiert mit Positionen. Der Umgang mit Perspektive und das Einnehmen neuer Sichtweisen wird zur Lesart, ohne die Bereitschaft zu neuen Blickrichtungen stünde der Betrachter vor einem weißen Bildschirm: „Erst die Lesenden“ heißt es im Film, „machen Geschichte lebendig“.

Rätselhaft und faszinierend ist das Orakel, das wie ein Portal funktioniert. Es ist eine Stimme und eine eigene Perspektive auf die Realität und auf zukünftige Entwürfe dieser Realität. Immer wieder werden die Besucher aufgefordert, genau hinzuhören, hinzuschauen und konkrete Fragen über das Leben jetzt und in der Zukunft zu stellen.

Auf der obersten Ebene der Mediothek befindet sich ein Tisch mit Papierkärtchen: „Die Antwort des Orakels findest du hier“ steht dort,  dann folgt eine genau Angabe zu einem Buch, Regalnummer, Reihenfolge, Seite und manchmal sogar der Paragraph. Neugierig suchen die Besucher das Buch, das die Antwort auf die „zukunftsgestaltende Frage“ weiß. Gerne wüsste man, welche Fragen ans Orakel gestellt wurden und nach welchen Kriterien  die Tanzkünstler Lili M. Rampre und Emanuele Soavi die Buchtitel ausgewählt haben.

Ein bisschen Zufall spielt hinein, möglicherweise ist der Titel nicht an seinem Platz, ausgeliehen. Das haben die Künstler einkalkuliert. Sie spielen und begreifen die Bibliothek nicht nur als Tempel der Literatur und Institution des Wissens, sondern auch als Ort der Neugier, der Forschung und Zusammenkunft unterschiedlicher Menschen und Perspektiven. 

Zu sehen bis 21. Mai, in der Mediothek, Theaterplatz. Geöffnet bis Freitag 11 - 19 Uhr, Samstag 11 - 14 Uhr. Eintritt frei.

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