Krefelder Jugendtheater Kresch: Besucherrekord trotz Pandemie

Krefeld · Noch ist die Spielzeit gar nicht zu Ende. Aber das Stadt-Kinder- und Jugendtheater hat bereits wesentlich mehr Vorstellungen gespielt und über 25 Prozent mehr Zuschauer erreicht als vor Corona. Dafür gibt es Gründe.

  „Der Trafikant“ gehört zu den Publikumsfavoriten im Kresch-Theater.

 „Der Trafikant“ gehört zu den Publikumsfavoriten im Kresch-Theater.

Foto: Petra Diederichs

In der Krefelder Kulturlandschaft ist das Kresch-Theater ein Geisterfahrer. Während die Kurve der Besucherzahlen nur langsam wieder steigt, meldet das Kinder- und Jugendtheater Rekord. Theaterleiterin Isolde Wabra und ihr Team haben in der laufenden Spielzeit mehr Menschen erreicht als zuvor. „Trotz Pandemie ist es uns gelungen, über 160 Vorstellungen zu spielen. Wir haben bereits jetzt, obwohl das Ende der Spielzeit noch nicht erreicht ist, mehr als 8.000 Zuschauer aufzuweisen“, sagt Wabra. Das ist ein deutlicher Erfolg. Vor Corona, in der gesamten Spielzeit 2018/2019,  hatte das Kresch  5.942 Zuschauer in insgesamt 103 Vorstellungen.

Was ist der Schlüssel zu diesem Erfolg? Denn genau wie das Theater Krefeld und Mönchengladbach und die freien Theater musste das Kresch viele lange Monate schließen. Dann durfte peu à peu mehr Publikum in die Häuser – die kleinen Spielstätten blieben weiterhin zu. Jetzt, wo die Infektionszahlen sinken und alle Plätze wieder besetzt werden dürfen, sind viele Menschen vorsichtig und scheuen Veranstaltungen mit vielen Leuten in geschlossenen Räumen. Im Kresch offenbar nicht. „Wir sind sehr froh, dass die Leute uns vertrauen. Wir haben unser Sicherheitskonzept immer sehr transparent gemacht. Das war der richtige Weg“, hat Isolde Wabra schon im Vorfeld der vergangenen Premiere von „Where When Wonderland“ erklärt.

Die Theaterleiterin gibt auch zu, dass es für das Kresch leichter war, flexibel zu sein, als für den großen Dampfer Stadttheater. Ohne festes Ensemble ist der Betrieb flexibler. „Wir haben gespielt, was und wo es ging: Ob im Hof der Fabrik Heeder, mit Abstand und Masken auf den Studiobühnen, Tests- und Impfnachweisen. Und das immer mit selbst gesteckten höheren Auflagen für Publikum und Schauspieler. Stücke, die nicht als mobile Produktion gedacht waren, haben wir – wenn es irgendwie machbar war – mobil gemacht“, sagt sie.

 Barbara Feldbrugge spielt Elizabeth I. in „Historische Frauen“.

Barbara Feldbrugge spielt Elizabeth I. in „Historische Frauen“.

Foto: Kresch

Und im Gegensatz zu den freien Bühnen musste der Kresch-Spielplan nicht ruhen, weil sich Aufführungen für maximal begrenzte Zuschauerzahlen finanziell nicht trugen. Als städtische Institution mit einer Spielstätte, die Raum für Flexibilität lässt, war das Jugendtheater privilegiert. Aber Wabra und ihr Team spielten diesen Vorteil mit Virtuosität aus.

Ein Joker waren die Schulen. Nicht nur einmal hätte sich eine verzweifelte Lehrerin oder ein gestresster Lehrer an sie gewandt, weil  Lockdown, Homeschooling, Quarantäne und das Wirrwarr landespolitischer Entscheidungen ihnen die Kraft geraubt hatten. Dann sei ein Anruf gekommen, ob das Kresch nicht helfen könne. Eine Sternstunde mit Theater – die war wichtig. „Es ist toll,  dass uns die Schulen, die Lehrkräfte und auch die Eltern in dieser Zeit und unseren Vorsichtsmaßnahmen Vertrauen entgegengebracht haben“, sagt die Theaterintendantin. Wenn der Wunsch kam, das Kresch möge nur für eine Klasse eine geschlossene Vorstellung spielen, dann  zog das Team alle notwendigen Hebel.

Ein weiterer Punkt fürs Kresch ist ein ausgesprochen spannender und gut gemischter Spielplan.  Die Saison startete mit „Historische Frauen“. Die kluge Idee, neun szenische Biografien von berühmten Persönlichkeiten der Geschichte – von Maria über Elizabeth I. und Magda Goebbels bis RAF-Terroristin Gudrun Ensslin – so zu konzipieren, dass sie frei kombinierbar auch als mobile Produktion buchbar waren, zahlte sich aus.

Publikumsmagnet war das Wintermärchen Frau Holle. „Wir haben es über 30 Mal  aufgeführt“, berichtet Wabra. „Der Trafikant“ hatte wegen der großen Nachfrage gleich drei Premieren. Und für die Kinder war die Geschichte von „Hase und Igel“ der Renner. Themen, die in der Luft liegen, aber erst einmal wenig unterhaltsam klingen, zogen auch: Bewerbungsgespräche (in der Improshow „Hallo Chef! Hallo Chefin!“) und das Problem mit dem Plastikmüll („Petty Einweg“)  kamen an. Viele sahen auch „Nathans Kinder“.   „Zahlreiche Kooperationen, Projekte und Workshops haben zudem gezeigt, welchen Stellenwert

das Theater für die Stadt Krefeld hat“, sagt Wabra.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Mehr Licht!
Große Kinetik-Ausstellung in Krefeld Mehr Licht!