Krefeld Arbeitsmarkt: Rekord an offenen Stellen

Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch, Rekordwert bei offenen Stellen: Was paradox klingt, ist eine Krefelder Besonderheit. Ohne Langzeitarbeitslosigkeit läge die Quote in Krefeld bei rund fünf Prozent.

Krefeld: Rekord an offenen Stellen
Foto: grafik

Der Krefelder Arbeitsmarkt bleibt janusköpfig: Es gibt eine gute und eine hochproblematische Seite. Die Krefelder Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) nimmt eine Meldung des Statistischen Landesamtes zum Anlass, darauf hinzuweisen. Demnach kann  Krefeld für 2017 den zweitbesten Wert bei den Zuwächsen an sozialversicherungspflichtigen Stellen in NRW im Vergleich zum Vorjahr vorweisen (wir berichteten). Dennoch liegt die Arbeitslosenquote in Krefeld mit 9,7 Prozent deutlich über dem NRW-Wert von 6,7 oder dem Deutschlandwert von 4,8 Prozent.   „Neben der Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) unterstreicht die auf Rekordniveau liegende Zahl offener Stellen die zuletzt sehr positive Entwicklung am Standort Krefeld“, sagt dazu Eckart Preen als Chef der WFG, „der Wermutstropfen bleibt noch immer das weitgehende Mismatching zwischen diesen offenen Stellen und den Qualifikationen der Erwerbslosen und die damit immer noch recht hohe Arbeitslosenquote. Andernfalls wäre die Zunahme bei den SVB noch deutlicher ausgefallen“. Will sagen: Zu viele der Arbeitslosen in Krefeld bringen nicht die Qualifikation für die offenen Stellen in der Stadt mit.

Die Arbeitslosenstatistik gibt Preen Recht. Die Arbeitslosigkeit in Krefeld Stadt liegt aktuell  bei 9,7 Prozent. Knapp die Hälfte davon – genau: 47,9 Prozent – sind Langzeitarbeitslose, also Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind. Von dieser Gruppe wiederum ist ein erheblicher Teil deutlich länger als ein Jahr arbeitslos. Davon wiederum haben viele gar keine Ausbildung, viele sind älter als 50 Jahre alt. So gibt es in Krefeld eine Sockelarbeitslosigkeit, die auch dann nicht abschmilzt, wenn der reguläre Arbeitsmarkt wächst.

Für Krefeld, betont Preen, sei eine stetige Aufwärtsentwicklung bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten festzustellen;  „eine sehr erfreuliche Entwicklung, welche auch unsere Grundstücksverkäufe und Ansiedlungserfolge der letzten Jahre deutlich besser widerspiegelt als die reine Arbeitslosenquote“. Würde man die Zahl der Langzeitarbeitslosen aus der Quote für Krefelder herausrechnen, läge die Arbeitslosenquote in Krefeld bei gut  fünf Prozent und wäre vollkommen unauffällig.

Der Gesetzgeber hat jetzt reagiert und das „Teilhabechancengesetz“ auf den Weg gebracht, das speziell Langzeitarbeitslosen einen Weg aus der Arbeitslosigkeit eröffnen will.   Sozialarbeiter sollen künftig intensiv mit Langzeitarbeitslosen arbeiten, sie in einer neuen Beschäftigung begleiten und stützen; Betriebe, die Langzeitarbeitslose einstellen, sollen fünf Jahre lang Zuschüsse erhalten. Für Deutschland ein Neuansatz – wie neu, das mag eine Schlagzeile der Süddeutschen veranschaulichen: Das Blatt hat einen Bericht darüber mit „Nahezu eine Revolution“ überschrieben.

Preen sieht Krefeld auf gutem Weg, und er wehrt sich dagegen, mit dem Blick auf die  hohe Arbeitslosenquote die wirtschaftlichen Erfolge aus den Augen zu verlieren. Ansiedlungserfolge, sagt Preen, „konnten in den vergangenen sechs Jahren quer durch diverse Branchen und an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet registriert werden, wobei sicher insbesondere die Flächenanbieter Rheinhafen Krefeld, Segro und die Wirtschaftsförderung dafür verantwortlich zeichnen.“ Die Zunahme bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gehe auch auf Expansionen bereits ansässiger Unternehmen zurück. „Das beste Beispiel ist die Canon Deutschland mit  250 neuen Beschäftigten am Standort Krefeld“, sagt Preen. Dieses Beispiel ist für Krefeld ein Vorzeige-Erfolg, weil Canon auch andere Standorte ins Auge gefasst hat und sich dann von WFG und Stadt von den Vorzügen Krefelds überzeugen ließ.

Die WFG kann übrigens einen weiteren Achtungserfolg für sich verbuchen:   Die von der WFG  gemeinsam mit anderen Partnern angestoßene und von der Krefelder Agentur Montagmorgens realisierte Initiative „Krefeld kann was!“ ist von der renommierten Beratungsgesellschaft ExperConsult aus Dortmund als eines der bundesweiten Best-Practice-Beispiele in Sachen „Fachkräftemarketing“  ausgewählt worden.  „Krefeld kann was!“ wurde Anfang März unter Beteiligung von Canon Deutschland, XCMG Europe, Currenta, Evonik, den SWK Stadtwerke Krefeld sowie dem Stadtmarketing  der Öffentlichkeit vorgestellt. Mittlerweile umfasst die Initiative 21 Partner und registriert auf den Social-Media-Kanälen rund 3.000 regelmäßige Follower.

Die Initiative  stellt die Vorzüge Krefelds durch   Aussagen und Empfehlungen von  Fachkräften aus Krefelder Unternehmen in den Mittelpunkt; die Arbeitnehmer berichten in kleinen Spots von ihren Krefeld-Erfahrungen. Zudem gab es  mehrere Aktionen im öffentlichen Raum, bei denen mit Firmenwegweisern auf die Unternehmenslandschaft der Stadt hingewiesen wurde.

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