Krefelder Weihnachtsmarkt Seide von glücklichen Raupen

Krefeld · Auf dem Weihnachtsmarkt „Made in Krefeld“ bietet Regina Weidental ihre Schals und Stolen aus Seide und Baumwolle an. Die Stoffe sind dabei aus einer besonderen Wildseide, bei der die Raupen bei der Produktion nicht getötet werden.

 Am Stand von Regina Weidental gibt es Schals und Stolen aus einer besonderen Wildseide zu kaufen.

Am Stand von Regina Weidental gibt es Schals und Stolen aus einer besonderen Wildseide zu kaufen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Am Stand von Regina Weidental auf dem Weihnachtsmarkt „Made in Krefeld“ wehen Schals im Wind. Es sind hochwertige Produkte vor allem aus Seide, die die junge Krefelderin verkauft. Vor rund drei Jahren gründete die studierte Modedesignerin ihr eigenes Label und hat ein Atelier in Gellep-Stratum. „Wir sind dort recht einfach zu finden. Es ist ein Schaufenster neben einem Frisörsalon schräg gegenüber von REWE“, sagt die 28-Jährige.

Ihre Mode produziert und verkauft sie unter dem Label „Raani“. Es ist ein Wort aus dem Hindi und bedeutet auf Deutsch so viel wie „königlich“. Insgesamt ist die Mode der in Usbekistan geborenen Frau, die vor 16 Jahren nach Krefeld kam, sehr stark indisch geprägt. Nach ihrem Abschluss an der Hochschule Mönchengladbach verbrachte sie ein Jahr auf dem Subkontinent und arbeitete für die NGO Cividep, die sich für die Rechte von Frauen in der Textilindustrie einsetzt. Das prägte sie, und bei ihrem Label spielen Qualität und Herkunft der Stoffe eine große Rolle. Nicht nur die Hersteller und die Arbeitsbedingung der Arbeiter hat sie dabei im Blick, sondern auch die Umwelt. Ihre Seide stammt nämlich nicht aus industrieller Produktion, sondern ist sogenannte Wildseide. „Bei der herkömmlichen Seidenproduktion werden die Raupen in den Kokons durch Abkochen getötet. Bei Wildseide leben sie ganz natürlich, verpuppen sich, schlüpfen, und die zurückbleibenden Kokons werden dann gesammelt und verarbeitet“, erklärt Weidental.

Dadurch, dass sich die Falter durch die Kokons fressen, sind deren Fäden an einer Stelle durchbissen. Darum sind die Fäden der Seide weit kürzer. „Das macht den Stoff ein bisschen weniger gleichmäßig, gibt ihm aber auch Charakter“, sagt die Designerin. Auch verwendet sie hauptsächlich Seide der Tussah-Raupe. Diese ist nicht so glänzend wie die der Maulbeer-Raupe, dafür hat sie einen gelblichen Farbton. „Diese Farben nutzen wir auch bei unseren Designs. Auch unsere Farbstoffe sind natürlich. Wir färben mit Indigo, Kurkuma, Henna oder Granatapfelschale“, erläutert sie.

Neben Schals bietet sie auch Kleider an. Diese verkauft sie allerdings nicht oder nur eingeschränkt auf dem Weihnachtsmarkt. „Eigentlich sind meine Modelle alles Maßanfertigungen. Ich habe zwar auch einige Kleiner fertig, und wenn sie jemandem passen, dann kann diejenige sie natürlich auch kaufen. Aber hier ist das Anprobieren natürlich schwierig. Eine Kabine dafür haben wir nicht, und es ist kalt. Außerdem möchte ich eigentlich den Menschen genau das Kleid schneidern, das sie wollen. Das geht von der Farbe bis zur Anfertigung. Ich habe bestimmte Grundmodelle, und eine Farbpalette habe ich auch dabei. Aber wer ein Kleid kaufen will, der kommt am besten zu mir ins Atelier“, sagt Weidental, die auch Brautkleider anbietet. „Allerdings mache ich keine herkömmlichen weißen Kleider. Meine Kleider sind eher alternativ ausgerichtet. Ich möchte frische Farben und auch andere Schnitte. Dafür beginnen bei mir Brautkleider aber auch bei 500 Euro. Das ist aber natürlich nach oben offen“, sagt die junge Frau. Dabei verarbeitet sie nicht nur Seide. Auch Baumwollstoffe nutzt sie.

Auf dem „Made in Krefeld-Markt“ ist sie in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal präsent. Die Verkäufe seien hier relativ gut, sagt Weidental. Insgesamt komme es für sie als junges Label aber derzeit darauf an, sich einen festen Kundenstamm aufzubauen. „Das ist natürlich in diesem Bereich nicht so leicht. Die Kundinnen kaufen ja nicht alle paar Tage ein neues Kleid. Mittlerweile geht es aber recht gut voran“, sagt sie.

Neben der Arbeit geht sie aktuell wieder zur Hochschule und hängt ihr Master-Studium an. „Das geht im Winter eigentlich ganz gut. Gerade die Brautkleidersaison ist eher im Sommer. Da habe ich dann sehr viel mehr zu tun. Aktuell bekomme ich beides gut parallel organisiert“, sagt sie. Dabei soll aber auch die Kreativität nicht leiden. In der Qualität ihrer Produkte will sie ohnehin keine Abstriche machen und bewertet Natürlichkeit, aber auch Tierwohl sehr hoch. Dafür gibt es dann hochwertige Kleider, Schals und Stolen. Billige Mitbringsel bekommt man bei ihr nicht. Die Stolen aus Seide beginnen bei 79, Kleider bei 100 Euro. Dafür aber bietet Regina Weidental hochwertige Kleider und Stoffe, an denen ihre Käuferinnen lange Freude haben, verspricht sie. Als echte Krefelderin, die bereits lange in der Seidenstadt lebt verkörpert sie dabei den Geist des Weinachtsmarktes „Made in Krefeld“ ganz wunderbar.

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