Bunker-Umbau Wirbel um Gasregelstation im Vorgarten

Krefeld · Anwohner des Marienplatzes wehren sich dagegen, dass im Zuge des Bunker-Umbaus eine Gasregelstation in einen Vorgarten versetzt werden soll. Die Stadt hat vorgeschlagene Alternativ-Standorte als nicht machbar abgelehnt.

 CDU-Ratsherrr Benedikt Lichtenberg (2.v.r.) unterstützt die Anwohner in ihrem Wunsch, einen besseren Standort für die Gasregelstation (hier am aktuellen Standort) zu finden, als den Vorgarten der Familie Claessens.

CDU-Ratsherrr Benedikt Lichtenberg (2.v.r.) unterstützt die Anwohner in ihrem Wunsch, einen besseren Standort für die Gasregelstation (hier am aktuellen Standort) zu finden, als den Vorgarten der Familie Claessens.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Schreck für die Eigentümer eines Einfamilienhauses am Marienplatz: Im Zuge des Bunker-Umbaus muss eine Gasregelstation inklusive zweier Stromkästen umgesetzt werden – und die Verwaltung sieht den Vorgarten des benachbarten Hauses am Altmühlenfeld als einzig möglichen Standort. Die Anlage hat eine Grundfläche von rund 20 Quadratmetern und die Regelstation ist etwa drei Meter hoch.

Rein rechtlich gesehen scheint der Plan der Verwaltung unangreifbar: Denn tatsächlich gehört das Vorgarten-Grundstück der Stadt. Dennoch wirft das Vorgehen Fragen auf, meinen die betroffenen Anwohner: Denn, so berichtet die Eigentümerin des Hauses, Erika Claessen, war das Areal immer in Familienbesitz. Allerdings musste die Familie als Voraussetzung für die Genehmigung des Bauantrags in den siebziger Jahren knapp dreihundert Quadratmeter, das ist der gesamte Vorgarten, für damals 46 D-Mark pro Quadratmeter an die Stadt verkaufen. Grund: Es war eine Umgestaltung des Marienplatzes geplant und das Grundstück sollte in diese Planung eventuell mit einbezogen werden. Doch dazu kam es nie. 1990 war der Platz fertiggestellt und, so berichtet die Eigentümerin, „die Stadt hat festgestellt, dass die keine Verwendung mehr für dieses Grundstück hatte“. Bei einem Ortstermin mit den Dezernenten des Bau-, Tief- und Liegenschaftsamtes sei der Familie Claessen seinerzeit mündlich die Nutzung und Einzäunung des Grundstücks genehmigt worden. „Die Pflege- und Instandhaltungskosten mussten wir hierfür kostenlos übernehmen.“ Eine schriftliche Vereinbarung wurde nie getroffen, Aufzeichnungen über die mündliche Vereinbarung existierten nicht, teilt die Verwaltung mit, die sich jetzt, knapp dreißig Jahre später, an das Grundstück erinnert hat. „Eines Tages klingelte es an der Haustür und uns wurde von zwei Herren mitgeteilt, dass die Gasregelstation in unseren Vorgarten versetzt werden soll“, berichtet Claessen. Sie ärgert sich besonders darüber, dass „so getan wurde, als hätten wir unerlaubt ein fremdes Grundstück bebaut“. Bis September 2019 soll die Anlage umgesetzt werden, teilte die Stadt mit. Jeden Tag könnten also Bagger in dem sorgsam gepflegten Garten anrollen.

 Gasregelstation statt Palme: Diesen Vorgarten hat die Verwaltung als besten Standort für den Technik-Bau identifiziert.

Gasregelstation statt Palme: Diesen Vorgarten hat die Verwaltung als besten Standort für den Technik-Bau identifiziert.

Foto: Carola Puvogel

Alle Anlieger — vier Häuser sind von dem Projekt betroffen — haben inzwischen bei der Stadt Protest eingelegt — und mit einigem Aufwand Vorschläge gemacht, welche Alternativstandorte in Frage kommen könnten. Die notwendige Sachkunde bringen die Architekten Alice und Erich Himmelein sowie Esther Tillmann mit, die auch Pläne mit möglichen Standorten gezeichnet haben. Ein Vorschlag: Die Gasregelstation sollte auf das Gelände hinter dem Bunker Richtung Spielplatz versetzt werden, gegebenenfalls als Unterflurlösung. Die Stadt lehnt das ab: „Das Grundstück steht nicht für den Bau zur Verfügung, da sich durch das geplante Bunkerbauvorhaben in Zukunft Nutzungseinschränkungen sowohl für den Spiel- als auch für Bolzplatz ergeben werden und eine weitere Verkleinerung des Kleinkinderbereiches daher nicht möglich ist.“ Der Vorgarten sei „unter Abwägung aller Aspekte der letzte verbliebene mögliche Standort für die notwendige Versetzung der Gasregelstation“.

 Anwohnerin und Architektin Alice Himmelein hat auf einem Lageplan einen alternativen Standort (in rot) für die Gasregelstation (aktueller Standort in grün) eingezeichnet. Die Stadt lehnt den Vorschlag jedoch ab und will die Station in den Vorgarten setzen (gelbes Quadrat).

Anwohnerin und Architektin Alice Himmelein hat auf einem Lageplan einen alternativen Standort (in rot) für die Gasregelstation (aktueller Standort in grün) eingezeichnet. Die Stadt lehnt den Vorschlag jedoch ab und will die Station in den Vorgarten setzen (gelbes Quadrat).

Foto: Carola Puvogel

Alternativ schlagen die Anwohner eine Änderung der Wegführung für die Feuerwehrzufahrt vor, so dass die Station am jetzigen Standort bleiben könnte. Sie führen „negatives Stadtbild“, „Geräuschbelästigung“ wegen der Lüftungsventilatoren und Pumpen der Station sowie „Sichtbehinderung“ für die Einfahrt zu ihren Grundstücken als Argumente gegen eine Verlegung in den Vorgarten auf. Erika Claessen kritisiert auch das Kommunikationsverhalten der Verwaltung: Es sei für sie als Bürgerin nicht nachvollziehbar, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist und wer in der Verwaltung sie getroffen habe. „Die Arroganz, mit der wir behandelt werden, ärgert mich, und dass wir keine Antworten bekommen, noch mehr“, sagt sie.

CDU-Mann Benedikt Lichtenberg will jetzt mit einer Anfrage in der Bezirksvertretung Fischeln das Thema in die Öffentlichkeit bringen. Er kritisiert das Vorgehen der Verwaltung, die vermutlich die billigste Lösung anstrebe. „Man muss auf die Bürger zugehen, um eine für alle verträgliche Lösung zu finden“, fordert Lichtenberg. Es könne nicht sein, dass das Bunker-Umbauprojekt zu Lasten der Anwohner gehe, die seit 40 und mehr Jahren am Marienplatz zu Hause sind. Benedikt Lichtenberg weist auch darauf hin, dass die Familie Claessen das städtische Grundstück über Jahrzehnte auf eigene Kosten gepflegt und somit zum schönen Stadtbild beigetragen habe. Und: „Wie die Stadt ihre Grünanlagen pflegt, ist ja hinlänglich bekannt.“

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