Spektakuläres Projekt im Bauhaus-Jahr Schütte-Pavillon: Richtfest im Kaiserpark

Krefeld · Es ist eines der spektakulärsten und einzigartigen Projekte des Bauhaus-Jahres: die Gebäude-Skulptur „Pavillon“ des weltweit renommierten Künstlers Thomas Schütte ist fertig. Am Donnerstag wird Richtfest gefeiert.

 Markant: das Kupferblech des Daches. So präsentierte sich der Pavillon gestern. Das 200 Quadratmeter umfassende Gebäude ist im Innern durch Trennwände gegliedert und bietet „Kabinette“.

Markant: das Kupferblech des Daches. So präsentierte sich der Pavillon gestern. Das 200 Quadratmeter umfassende Gebäude ist im Innern durch Trennwände gegliedert und bietet „Kabinette“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude für Krefelds Beitrag zum Bauhaus-Jubiläum 2019 ist so gut wie fertig. Der hölzerne Bau am nördlichen Ende des Kaiserparks steht jetzt termingerecht im Rohbau. Es handelt sich um ein temporäres Bauwerk, eine begehbare Skulptur, die nach der Nutzung für die Bauhaus-Präsentation wieder abgebaut wird. Entworfen hat den Pavillon der in Düsseldorf lebende Bildhauer Thomas Schütte. Zusammen mit dem Künstler, Vertretern des Düsseldorfer Büros RKW Architektur und des ausführenden Unternehmens Krogmann Ing.-Holzbau feiern die Intiative MiK (für: Mies in Krefeld) am Donnerstag, 13. Dezember, 12.30 Uhr auf der Baustelle ein kleines Richtfest. Damit ist ein deutschlandweit einzigartiges Kunstobjekt im Rahmen der Veranstaltungen zum Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 fast vollendet.

„Die Entscheidung für das Projekt von Thomas Schütte fiel sehr bewusst“, erläutert Christiane Lange von MiK auf Anfrage, „sie ist als Würdigung der bildenden Kunst zu verstehen, welche die Entwicklung des Bauhauses ermöglichte und als entscheidender Impulsgeber das Denken und Wahrnehmen der Krefelder Akteure prägte. Und sie ist als bewusste Irritation zu deuten, um der Klischee-besetzten Vereinnahmung des Bauhauses entgegenzutreten.“

Schütte, Jahrgang 1954, studierte in Düsseldorf bei Fritz Schwegler und Gerhard Richter und zählt derzeit zu den weltweit angesehensten Bildhauern. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und ist in vielen internationalen Museen vertreten. Arbeiten von ihm waren etwa  im Central Park in New York City oder auf dem Trafalgar Square in London zu sehen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss, unweit des Geländes der Museum Insel Hombroich und in unmittelbarer Nähe zur Langen Foundation, baute er sich eine eigene Skulpturenhalle, die im April 2016 eröffnet wurde. Die Halle, Sitz der Schütte-Stiftung, wird vor allem für Einzelausstellungen anderer Künstler genutzt, darunter befindet sich ein Magazin für die Lagerung von Schüttes eigenen Werken.

Schütte setzt sich in seiner Werkgruppe der Modelle seit Jahrzehnten mit architektonischen Formen auseinander. Das Bauhaus und seine Idee von Architektur spielen für den Künstler dabei keine Rolle. Im Kontext der Ausstellung „map2019 Bauhaus-Netzwerk-Krefeld“ verweist die Arbeit „Pavillon“ vielmehr auf die Bedeutung der bildenden Kunst als Impulsgeber für das Bauhaus und die Szene der Unternehmer und Institutionen, die der Avantgarde in Krefeld den Boden bereiteten.

Wie schon die Skulpturenhalle in Neuss entsteht auch der Pavillon in Krefeld in bewährter Zusammenarbeit des Künstlers mit dem Düsseldorfer Büro RKW Architektur und dem Unternehmen Krogmann Ing.-Holzbau in Lohne. Bauherr ist die Krefelder Initiative Projekt MiK.

Die Initiative hat damit die zweite begehbare Skultpur in Krefeld realisiert. Weltweites Aufsehen bei Architekturfreunden hat MiK im Jahr 2013  mit dem Bau eines 1:1-Modells eines Golfclubhauses von Mies van der Rohe auf dem Egelsberg erregt. Das Modell bot zum einen einen lebendigen Einruck, wie das Gebäude in der Landschaft gewirkt hätte, zum anderen  diente die aus hellem Holz errichtete Gebäudeskulptur auch als Veranstaltungsraum.

So wird es auch beim Schütte-Gebäude im Kaiserpark sein.  2019 werden im Pavillon begleitend zur Ausstellung Vorträge, Kulturveranstaltungen und wissenschaftliche Fachtagungen stattfinden. Er wird außerdem Ausgangspunkt von Architekturführungen sein und die Möglichkeit bieten, sich über weitere Veranstaltungen des Jubiläums Bauhaus 100, Bauhaus 100 im Westen und des Krefelder Perspektivwechsels zu informieren.

Krefeld hat mit seinen Gebäuden von Ludwig Mies van der Rohe einen festen Platz in der Geschichte des Bauhauses.  Mies hatte  in den 20er und 30er Jahren enge Verbindungen nach Krefeld. Bleibende Spuren seines Schaffens sind die Häuser Lange und Esters, gebaut als Wohnhäuser der Fabrikantenfamilien Lange und Esters, und das Färberei- und HE-Gebäude, das Mies 1931 für die Verseidag baute. „Zudem haben mehr als 30 Bauhäusler seit den  20er-Jahren in Krefeld gewirkt, einige davon sogar bis in die 60er Jahre“, erläutert Christiane Lange. Sie fanden nicht nur in der Architektur, sondern auch im Textildesign und insbesondere in der Gestalterausbildung an den Krefelder Schulen (Schule für Flächenkunst, Textilingenieurschule, Werkkunstschule) neue Wirkungsfelder.

Das Krefelder Projekt sei, soweit Christiane Lange die Fülle der Projekte in Deutschland überblickt, insofern einzigartig, als ein moderner Künstler sich über ein Gebäude-Kunstwerk mit Mies auseinandersetzt. In Weimar, Desasu und Berlin entstünden zurzeit Bauhaus-Museen; das Museum in Weimar soll am 6. April 2019 eröffnet werden.

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