Kinderbetreuung trotz Corona Wie Kinder mit der Corona-Krise umgehen

Krefeld · Verstehen Kinder die Pandemie? Haben sie Angst? Klappt es, im Alltag den geforderten Abstand einzuhalten? Kita-Leiterin Kerstin Dücker berichtet vom Leben mit Kindern in einer Ausnahmesituation.

 Erzieherin Kerstin Dücker ist seit anderthalb Jahren Leiterin der städtischen Kindertageseinrichtung an der Ritterstraße.

Erzieherin Kerstin Dücker ist seit anderthalb Jahren Leiterin der städtischen Kindertageseinrichtung an der Ritterstraße.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist das normalste der Welt. Kinder spielen, fallen hin und verletzen sich. In der Regel wird es versorgt, möchte getröstet und in den Arm genommen werden. Aber dürfen Erzieher in solchen Situationen Kinder umarmen? Hier einen Abstand von mindestens anderthalb Metern zu halten ist nahezu unmöglich: „Die Kinder brauchen den Körperkontakt, die Beziehung und die Bindung – das gibt ihn Sicherheit und Halt“, sagt Kerstin Dücker, Kita-Leiterin des städtischen Kindergartens auf der Ritterstraße. Wenn ein Kind zum Beispiel stürzt und sich dabei verletzt, müsse es selbstverständlich versorgt werden. Auch das Trösten oder es in den Arm zunehmen sei aus pädagoischer Sicht wichtig, sonst könne es die Kinder wiederum verunsichern oder gar noch mehr Ängste schüren. Dennoch würde es auch hier Regeln geben, die von den Kita-Betreuern einzuhalten sind: „Bei solchen Fällen achten wir natürlich darauf, das man dabei beispielsweise den Kopf mehr abwendet und danach direkt Hände wäscht“, sagt Dücker.

Trotz dessen kehrt ein Stück Normalität für die Kinder und ein etwas normal-geregelter Alltag für die Eltern ein – Mit der Öffnung der Kindergärten kann wieder aufgeatmet werden. Nun ist die Kita über die Notbetreuung hinaus etwa für Vorschulkinder mit einer Anspruchsberechtigung nach dem Bildungs- und Teilhabepaket geöffnet. Auch Kinder mit speziellen Förderbedarf dürfen nun die Einrichtung besuchen.Aber Corona ist immer noch Thema – und das bekommen Kinder natürlich mit. „Wenn Kinder besorgt sind oder Angst vor dem Coronavirus haben, ist es wichtig mit ihnen darüber zu sprechen“, sagt Kerstin Dücker. Durch die Schließung der Kindertageseinrichtungen oder auch der Spielplätze hat sich der Alltag der Kinder massiv verändert. Auch der Besuch von zum Beispiel Freunden war untersagt, sodass diese Situationen und Veränderungen bei Kindern große Ängste ausgelöst haben könnten, so Dücker. Daher ist es der 39 Jahre alten Leiterin wichtig mit den Kindern, aber auch mit ihren Mitarbeitern, im ständigen Austausch zu stehen. „So können nicht nur mögliche Ängste oder Irritationen minimiert werden, sondern gar nicht erst auftreten“, sagt sie.

 Die Gärten der städtischen Tageseinrichtung an der Ritterstraße sind mit Absperrbändern in drei Bereiche unterteilt, sodass die Infektionen gering gehalten werden können.

Die Gärten der städtischen Tageseinrichtung an der Ritterstraße sind mit Absperrbändern in drei Bereiche unterteilt, sodass die Infektionen gering gehalten werden können.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Eine Mundschutzpflicht bestehe im Kindergarten allerdings keine. Diese Entscheidung stünde jedem frei. Eltern wiederum würden aus Rücksicht und zum Schutz der Mitarbeiter eine Maske tragen. „Wir haben die Möglichkeit geschaffen, dass die Eltern durch den Garten ohne das Haus zu betreten ihre Kinder uns übergeben können“, sagt Dücker. Das Tragen von Mundschutz hindere außerdem eine gute Kommunikation: „Wir haben oftmals Sprachbarrieren, da wir beispielsweise viele Kinder mit integrativen Status haben. Da lebt die Arbeit über Mimik und Gestik. Für die Kinder ist es wichtig, dass sie unsere Gesichter sehen können“. Eine weitere Umstellung neben den ganzen Hygienemaßnahmen sei für die Kinder auch die Gruppen- und Betreueraufteilung. Um die Infektionsketten so gering wie möglich zu halten, wird versucht die Kinder im selben Raum und immer mit denselben Pädagogen unterzubringen. „Die Kinder sind in ihrem festen Gruppenraum und dürfen sich nicht frei im Haus bewegen, wie sie es sonst gewohnt sind. Zudem haben sie in den Gruppen feste Erzieher“, sagt Dücker. So ist auch der Garten beispielsweise in drei Bereiche unterteilt worden, damit sie dennoch die Möglichkeit haben sich draußen zu bewegen. Die Verlockung, Freunde im anderen Bereich zu besuchen wäre groß, daher sei eine verstärkte Betreuung im Außenbereich wichtig. „Wir erklären den Kindern, dass sie auch mitverantwortlich gegenüber ihren Mitmenschen sind“, sagt Dücker. Aber im Großen und Ganzen würden sich die Kinder an die Regelungen wie regelmäßiges Händewaschen oder das Niesen in die Armbeuge halten.

Seit Anfang dieser Woche werden schrittweise die Gruppen aufgestockt. Etwa 20 Kinder seien zu erwarten. Ab dem 28. Mai soll das dann für alle Vorschulkinder gelten.

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