Preisverleihung in Krefeld Seidenschleife für nachhaltige Mode

Krefeld · Der größte Modepreis der Stadt Krefeld geht an Franziska Nuhn. Die Designerin entwirft so genannte Slow Fashion, Kleidung, die jahrelang getragen werden kann. Den zweiten Preis erhielt Pauline Fell.

 Im Schlachtgarten, im vergleichsweise kleinen Rahmen,  fand Samstagabend die Verleihung der Goldenen Seidenschleife statt. Es moderierte Karsten Ludwig.

Im Schlachtgarten, im vergleichsweise kleinen Rahmen,  fand Samstagabend die Verleihung der Goldenen Seidenschleife statt. Es moderierte Karsten Ludwig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Goldene Seidenschleife 2021, der größte Modepreis der Stadt Krefeld, ist vergeben. Die achtköpfige Jury rund um Annette Schieck, Direktorin des Textilmuseums, Nora Gummert-Hauser, Dekanin des Fachbereichs Design an der Hochschule Niederrhein, oder Ilka Neumann (Vorstand Haus der Seidenkultur) wählt in Franziska Nuhn eine Designerin auf Platz Eins, die mit ihrem Ansatz nachhaltige Mode entwickelt.

 Die Goldene Seidenschleife geht an Franziska Nuhn. Sie entwirft Mode, die lange getragen werden kann. Besonders freut sie sich auf den Videodreh.

Die Goldene Seidenschleife geht an Franziska Nuhn. Sie entwirft Mode, die lange getragen werden kann. Besonders freut sie sich auf den Videodreh.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Nuhn setzt mit ihrer Linie „The Tide“ konsequent auf so genannte Slow Fashion als Gegenstück zur aktuell überall gelebten „Fast Fashion“, bei der Mode in immer schnelleren Taktungen funktioniert und Kleidungsstücke nur wenige Male getragen werden.

 Pauline Feil  hatte nicht damit gerechnet, den zweiten Platz zu erreichen.

Pauline Feil  hatte nicht damit gerechnet, den zweiten Platz zu erreichen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Ich habe Mode noch über meine Großeltern anders kennengelernt. Wir hatten bestenfalls die Saisons im Frühjahr und Herbst, aber Kleidung wurde insgesamt länger getragen“, erzählt die 23-Jährige, die aus einem Dorf in der Nähe von Worms stammt und in Mannheim studierte. Mode sei für sie die perfekte Verbindung zwischen Handwerk, Kreativität und Femininität. „Ich wollte schon immer etwas machen, bei dem ich handwerklich arbeiten kann. Aber in Schreinerei oder solchen Dingen fehlt mir etwas die feminine Seite, die ich auch sehr mag. Die Mode war da die perfekte Symbiose“, erzählt die überglückliche Siegerin.

 Über den dritten Platz freute sich Katerina Ampranzi aus Bochum.

Über den dritten Platz freute sich Katerina Ampranzi aus Bochum.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wichtiger als das Preisgeld ist ihr dabei der Videodreh, mit dem sie ihre Marke weiter ausbauen möchte. „Ich habe schon professionelle Modelfotos gemacht. Ich möchte mit meiner Linie wirklich gern etwas aufbauen und suche nach Wegen, mit meinem Stil erfolgreich zu sein“, sagt Nuhn. Ihre Mode sei dabei nicht nur nachhaltig, sie sei auch tragbar. „Ich setze einerseits auf Oversize-Kleidungsstücke, die aber auch körperbetonte Elemente einschließen. Das ist so ein bisschen ein Zwiebel-Prinzip. Für mich ist das eine perfekte Kombination. Man kann ein Stück weit selektieren, wo man körperliche Reize spielen lassen möchte, und es gibt mir selbst ein Gefühl von zu Hause“, erklärt sie ihr Konzept.

Nachhaltigkeit spielt ohnehin bei vielen Einsendungen der Designer und Designerinnen eine Rolle. Sie ist verbunden mit kreativen Ansätzen und Konzepten. Entsprechend schwer war die Aufgabe für die Jury. „Ich bin ganz ehrlich froh, dass ich hier nur präsentieren muss und nicht in der Jury saß. Denn ich hätte mich wirklich schwer getan, zwischen all diesen tollen Einsendungen eine Entscheidung zu treffen“, sagt Bürgermeister Karsten Ludwig bei seiner Moderation.

Auf den zweiten Platz an diesem Abend kommt Paulina Feil, eine junge Frau, die in ihrer Mode gleichsam ihre Herkunft und Gegenwart verbindet. Die Russlanddeutsche, die an der Wolga geboren wurde, im Jahr 2000 nach Deutschland kam und heute in der Nähe von Leipzig wohnt, verbindet russische und deutsche Elemente. „Ich wollte tragbare Mode schaffen. Mit dem zweiten Platz hätte ich nie gerechnet. Das Feedback der Besucher in meinem Container war aber schon sehr gut. Mein Ziel war einfach, in meiner Mode das zu verbinden, was mich ausmacht: russische und deutsche Elemente“, erzählt die 30-Jährige.

Ebenfalls 30 Jahre alt ist die Drittplatzierte Katerina Amprazi. Sie thematisiert das Ruhrgebiet, wo sie geboren wurde und aufwuchs. „Meine Vorfahren haben alle unter Tage gearbeitet. Entsprechend wichtig ist mir das Thema“, erzählt sie. Ihre Kleidung ist eine nachhaltige maschinell gefertigte Strickkollektion mit Motiven des Ruhrgebiets wie Fördertürmen oder anderen Anlagen aus dem Bergbau. Ob sie mit der Linie auch geschäftlich durchstartet? „Das muss ich schauen. Das Problem ist, dass Strickmaschinen extrem teuer sind. An der Hochschule konnte ich für meine Arbeit die dortigen Anlagen nutzen. Eingeschickt habe ich meine Masterarbeit“, erzählt die gebürtige Bochumerin, die heute in der Nachbarschaft ihrer Geburtsstadt wohnt. „Aber in der Zeitung sollte Bochum stehen – sonst bekomme ich Ärger mit meiner Familie“, erzählt sie augenzwinkernd.

Alle Siegerinnen betonen, dass sie sich zwar sehr freuen, es aber allen Konkurrenten oder Konkurrentinnen ebenso gegönnt hätten. „Es waren wirklich tolle Arbeiten dabei. Jede Linie hat etwas Besonderes“, fasst es Nuhn zusammen. Dann verabschiedete sie sich, um ihren Erfolg zu feiern. Die DJs Taimles (Infinit Düsseldorf) und Daferwa (WDR Cosmo) sorgen für die notwendige Untermalung. Und so klingt der Abend mit viel guter Laune auch bei den unterlegenen Teilnehmern aus.

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