Spitzentechnologie in Krefeld Hochschule Niederrhein startet in die digitale Zukunft der Chemie

Krefeld · 10,3-Millionen-Euro-Projekt: NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart besucht die zukunftsweisende Entwicklungsstätte in Krefeld am 25. August.

 Die Hochdurchsatzanlage der Hochschule an der Adlerstraße entwickelt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz innovative Lacke und Klebstoffe.

Die Hochdurchsatzanlage der Hochschule an der Adlerstraße entwickelt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz innovative Lacke und Klebstoffe.

Foto: Hochschule Niederrhein/Hochschule Niedrrhein

An der Hochschule Niederrhein ist der Weg in die digitale Zukunft der Chemie frei: Mit einem hochmodernen Chemielabor am HIT (Institut für Oberflächentechnologie) wird ein Stück Industrie 4.0 verwirklicht, das kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region zugutekommt. Dort werden dank des Einsatzes von Automation und künstlicher Intelligenz innovative Lacke, Klebstoffe und 3D-Druck-Materialien hergestellt. Die in Krefeld am Campus West stehende Anlage ist Teil des D-NL-HIT-Projekts – einem grenzüberschreitenden Projekt mit Partnern aus der Deutsch-Niederländischen Grenzregion. „Unser Ziel ist es, in die digitale Zukunft der Chemie zu starten“, erklärt Institutsleiter Professor  Jost Göttert.

Mit der intelligenten Hochdurchsatz-Anlage sollen neue Rezepturen für Farben, Lacke und Klebstoffe nicht nur schneller als bisher, sondern vor allem nachhaltiger mit optimal an die jeweilige Anwendung angepassten Eigenschaften entwickelt und in marktreife Produkte überführt werden. Dafür wird künstliche Intelligenz angewandt: Während sich die Chemiker etwa mit der Frage beschäftigen, wie nachwachsende Rohstoffe in innovativen Produkten und für neue Anwendungen formuliert werden können, werden die Routine-Laborarbeiten von einem automatisierten, intelligent gesteuerten System von Robotern übernommen – unermüdlich, präzise, Tag und Nacht und notfalls auch am Wochenende. „Anstatt immer wieder Probe für Probe anzurühren und aufzutragen, machen dies die Roboter nach Vorgaben eines Algorithmus. Gleichzeitig entwickelt sich dabei ein digitales Modell, das den Chemiker bei der Optimierung seiner Formulierungsaufgabe unterstützt“, erklärt Projektmanager Joachim Schick. Die kleinen und mittleren Unternehmen der Region erhalten so die Chance, über die intelligent gesteuerte Nutzung des Roboters die Möglichkeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 für ihre Produkte zu nutzen. Dank des Wissens- und Technologietransfers von der Hochschule in die Region können diese Unternehmen schnell neue Rezepturen entwickeln und so dynamisch auf regulative Änderungen oder neue Marktanforderungen reagieren.

Der Aufbau der Anlage verlief nicht ohne Hindernisse. Mitten in den Planungen musste ein neuer Anlagenbauer gefunden werden, dann verzögerte die Corona-Pandemie Lieferung und Aufbau. Im Frühjahr wurden die vorerst letzten der insgesamt 17 Module angeschlossen. Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ist ein riesiger Bildschirm, ein Touchscreen, über den die Chemiker die Anlage bedienen.  Er ist auf einer Fläche von 250 Quadratmetern aufgebaut. Die eigens dafür hergerichtete Funktionshalle wird bei konstantem Klima (22 bis 23 Grad Celsius bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit) betrieben. Sie ist in der Lage, bis zu 150 Experimente am Tag durchzuführen.

Diese zukunftsweisende Entwicklungsstätte wird am 25. August von NRW-Wirtschafts-, Innovations- und Digitalisierungs-Minister Andreas Pinkwart im Rahmen seiner Sommer-Reisen zu den aktuellen Orten der „Digitalen Transformation“ besucht. D-NL-HIT ist mit einem Gesamtvolumen von 10,3 Millionen Euro das bislang größte Drittmittelprojekt aus Forschung und Transfer für die Hochschule Niederrhein und wird nach seinem Auslaufen Ende des Jahres in eine dauerhafte zentrale Einrichtung der HSNR überführt.

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