Drei Züge in Krefeld abgesagt Stürmische Zeiten für den Karneval
Krefeld · Das Wetter machte den Karnevalisten in Uerdingen, Stahldorf und Gellep-Stratum einen Strich durch die Rechnung. Alle Zügen wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die Narren nahmen es mit Humor und zogen privat weiter.
Tagelanges Bangen und dann das: Kurz vor zwölf, im wahrsten Sinne des Wortes, sagten Stadt und Karnevalszug-Verein (KZV) Uerdingen den Tulpensonntagszug ab. Zu unsicher sei die Wetterlage und der Sturm zu heftig. Bei Windstärke neun und mehr könne nicht für die Sicherheit der Besucher garantiert werden. Auch die Veranstaltung im Festzelt auf dem Marktplatz musste ausfallen. Zuvor war bereits der Karnevalszug durch Stahldorf abgesagt worden. Die Gellep-Stratumer folgten den Uerdingern und verzichteten ebenfalls auf ihren Zug.
„Es ist für uns eher Aschermittwoch als Tulpensonntag“, sagte ein trauriger Thorsten Süllwold, Vorsitzender des KZV Uerdingen, angesichts des abgesagten Zuges, in den die Ehrenamtlichen unzählige Stunden Arbeit und viel Geld investiert hatten. Einen Kilometer lang wäre der närrische Lindwurm gewesen, dafür hätten rund 950 Beteiligte gesorgt. Aber: „Das Risiko, dass die Veranstaltung bei der Wetterlage keine Deckung durch die Versicherungen gehabt hätte, ist einfach zu hoch gewesen“, erklärte Süllwold und gab an, dass der finanzielle Verlust groß sei.
Nach Ostern wollen die Verantwortlichen des KZV den Tulpensonntagszug nachholen. Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer, vor allem für die amtierenden Tollitäten Klaus II. (Schluckebier) und Silvia I., für die der Zug durch Uerdingen der Höhepunkt ihrer Herrschaft ist. Angesichts der Absage war die Solidarität unter den Krefelder Karnevalisten groß. Sowohl das Comitee Crefelder Carneval, das den Rosenmontagszug ausrichtet, als auch sein Hülser Pendant, das für den Breetlook-Zug verantwortlich zeichnet, boten den Uerdingern an, bei den Zügen am heutigen Montag und Dienstag dabei zu sein. „Das ist eine sehr schöne Geste“, sagte Süllwold.
Verärgert ist Zeltbesitzer Hans-Dieter Möller, der die fehlenden Einnahmen schmerzlich vermisst. Aus seiner Sicht war der Winddruck in Uerdingen nicht hoch genug, um eine Schließung zu rechtfertigen. In Düsseldorf und Nettetal seien die Zelte doch auch geöffnet geblieben. Viele Besucher, die schon zu den Zügen angereist waren, nahmen die Wendung mit Humor. Sie feierten kurzerhand in Kneipen oder Vereinsheimen und improvisierten kleine Züge durch die Straßen wie in Gellep-Stratum, wo die Stimmung trotz des miesen Wetters weiter ausgelassen war. Auch in Stahldorf wurde aus dem Karnevalszug spontan eine Karnevalsparty.
Zufrieden ist die Polizei mit dem Straßenkarneval in Uerdingen. Nachdem im vergangenen Jahr über 1000 Jugendliche den unteren Warft unsicher gemacht hatten, hatte die Stadt das Gebiet in diesem Jahr kurzerhand abgeriegelt. Dadurch feierten vor allem Jugendliche nun vor dem Festzelt auf dem Marktplatz, umgeben von zahlreichen Sicherheitskräften. Rund 350 Jugendliche versammelt sich dort am Freitag, während im Zelt die gut organisierte Teenager-Party „Feiern ohne Reihern“ mit gut 200 Gästen lief. 23 Mal musste die Polizei Platzverweise aussprechen. Außerdem gab es zwei Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung und einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Damit blieb die Veranstaltung aus Sicht der Polizei im Rahmen.
„Es macht sich bezahlt, dass wir die Toleranzgrenze auf Null gesetzt haben“, zieht Süllwold ein erstes Fazit. „Wir müssen aber nach den Karnevalstagen darüber sprechen, wie wir den Menschenauflauf vor dem Festzelt besser in den Griff bekommen.“ Der jetzige Zustand koste Besucher und vermiese vielen die Freude.