Karneval in Krefeld Jeckes Treiben in Verberg, Oppum und Hüls

Krefeld · Am Nelkensamstag hatte Petrus ein Einsehen mit den Karnevalisten. Oppum, Verberg und Hüls konnten ungestört feiern.

Karneval Krefeld 2024: Bilder vom Zug in Verberg
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So lief es beim Zug in Verberg

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Foto: Alexander Forstreuter

Verberg: 11.11 Uhr. Rosalie und Flora stehen in ihren rot-gelben Tüllkleidern und mit bunter Schminke im Gesicht am Heidedyk und treffen letzte Vorbereitungen für den Zug: Gemeinsam mit ihren Gruppenleitern drehen sich die Drei- bis Neunjährigen im Kreis, tanzen und singen Karnevalslieder. Sie stimmen sich auf ihr Highlight dieser Session ein: Den Kinderkarnevalszug der KG Verberg. Start ist am Heidedyk, wo sich über 500 Teilnehmer in ungefähr zwanzig Gruppen aufgestellt haben, um närrischen Karneval zu feiern. Kinder und Familien stehen am Straßenrand, warten auf den Zug und freuen sich darauf, mit Süßigkeiten beschenkt zu werden. Das Kinderprinzenpaar Lia I. (10) und Til I. (9) stehen hoch oben auf ihrem Wagen. „Ich freue mich vor allem auf die ganzen Kiddies“, erzählt Lukas von der Weyden aus der großen Garde. „Es ist toll, wenn sie lächeln und Spaß haben.“ Seine Garde trainiert das ganze Jahr über drei Mal in der Woche. Josina Krawinkel (16) tanzt in der Jugendgarde. Sie hat früher schon in der Kindertanzgarde mitgemacht. „Es wird schön, heute Leute zu treffen, die ich kenne, und einfach Spaß zu haben“, sagt sie. Allein die KG Verberg hat für den Zug Wurfmaterial im Wert von 7000 Euro gekauft.

Weiter vorne findet man ein anderes Prinzenpaar: Til I. (13) und Annika I. (11) waren die Hoheiten der vergangenen Session, aber da es den Kinderkarnevalszug nur noch alle zwei Jahre gibt, kriegen sie heute die Gelegenheit, auf einem eigenen Wagen mitzuziehen. „Unser Zug war stark gefährdet“, erzählt Regina Krawinkel, Sprecherin der KG Verberg. „Jugendliche nutzten unseren Zug, um sich zu betrinken. Im letzten Jahr hat aber zum Glück alles gut geklappt.“ Das neue Zugkonzept ist aufgegangen, die neue Route angenommen worden, und weniger Werbung hat auch nicht geschadet. In dem Jahr, in dem es keinen Zug gibt, findet ersatzweise eine Kinderkarnevalsparty auf der Rennbahn statt.

Eine Fußgruppe, die ebenfalls mitzieht, ist der „Kinderchor der Dreifaltigkeit“. Die Gruppenmitglieder sind drei bis zehn Jahre alt und werden von ihren Eltern begleitet. Während des Zuges tanzen und singen sie spontan, denn um etwas einzustudieren sind die Kinder teilweise noch zu jung. Die Kinder hüpfen in ihren farbenfrohen Tüllkleidern umher und haben beim Verteilen von Kamelle mindestens so viel Spaß wie andere Kinder beim Aufsammeln. Die Gruppe verwendet vor allem Süßigkeiten und Spielsachen als Wurfmaterial. „Wir wollen Dinge werfen, die hinterher nicht im Müll landen“, erzählt Familienvater Volker Weber, der seine beiden Töchter Rosalie und Flora begleitet. „Deswegen nehmen wir eher hochwertige Sachen und dafür weniger.“

In all dem Vergnügen vergessen die Karnevalisten auch wichtige aktuelle Themen nicht. Die Gruppe „Traarberger Jewusel“ hat sich als Bienen verkleidet und zieht unter dem Motto „Wir leben noch“ mit. Damit wollen sie auf das Bienensterben aufmerksam machen. Passend dazu werfen sie unter anderem Blumen und Honig. Um die Vielfalt des Zuges möglich zu machen, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Krawinkel berichtet: „Es gibt immer höhere Auflagen von der Stadt was Absperrgitter, Sanitäter und Toiletten am Zugrand anbelangt.“ Aus diesem Grund wurde der Verein „Freunde und Förderer des Verberger Kinderkarnevalszuges“ gegründet.

Der neue Zugleiter Philipp Schmitz bringt jede Menge Organisationstalent mit, da er auch im Management der „Krefelder Krähen“ aktiv ist. „Wir sind super happy, dass alles so gut geklappt hat und so reibungslos verlaufen ist“, resümiert Krawinkel. „Außerdem ist es großartig, dass es nicht regnet.“

Nach vier Kilometern wird dann die Zwingenbergstraße erreicht, der Zug ist zu Ende. Doch neben dem offiziellen Zug gibt es noch Besuche im Altenheim und in Schulen, um den Karneval auch zu Menschen zu bringen, die nicht an den Zugweg kommen können. „Bei uns spielt auch das Soziale eine große Rolle“, berichtet die Sprecherin. „Die Leute hier leben für den Karneval und dessen Tradition. Es gilt absolutes Alkoholverbot, jedenfalls vor dem Zug.“

Um 14 Uhr wird der Verkehr dann wieder freigegeben. Die Bilanz: Rund 2500 Zuschauer, viele Süßigkeiten, fast kein Regen und glückliche Gesichter – was will man mehr?

Oppum, 14.11 Uhr. Die Stimmung ist prima. Julia, Leonie, Merle und Lena warten gut gelaunt auf den Zug. Wie zahlreiche weitere Jugendlichen stehen sie vor der Schutzengelkirche in Oppum, dort, wo die Moderation zu hören ist und Musik zum Schunkeln einlädt. Bewegung ist willkommen, schließlich ist es an diesem Samstag zwar trocken, aber windig. Die vier Mädels kann das vom Feiern nicht abhalten. Gespannt halten sie Ausschau nach dem närrischen Lindwurm, an dem rund 500 Karnevalisten mitwirken. Knapp 10.000 Zuschauer stehen an den Straßenrändern und jubeln den Oppumern zu. Es ist der Höhepunkt dieser Session für die Tollitäten Christian I. und Lilly I. sowie Kinderprinz Lukas I., die von ihren Wagen aus dem Volk Kamelle und nützliche Kleinigkeiten zu werfen.

Die Mitglieder der Oppumer Klante führen den Karnevalszug als Einhörner an, passend zum Motto „Klante sind fabelhafte Wesen“. Als lebende Bonbons ziehen die Anwohner der Schreinerstraße mit und rufen: „Karneval es be os de Hit, wir wieere als Kamelle mit“. Sie überzeugen mit ihren bunten Kostümen nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Jury, die im Anschluss an den Zug die besten Fußgruppen auszeichnet und den Bonbons der Straßengemeinschaft den ersten Platz zuspricht.

Ein richtiger Hingucker ist auch das „bunte Haus“, das in gebastelter Form zu sehen ist. Die Kreativität der Bewohner des inklusiven Wohnprojektes an der Werkstättenstraße wird mit dem dritten Platz und unzähligen Helau-Rufen vom Straßenrand belohnt. Blau war die Nachbarschaft Bischofstraße, allerdings nicht wegen des Konsums von Hochprozentigem. Die Mitglieder gingen als Schlümpfe, genauer als „Oppumer Banausen aus Schlumpfhausen“. Königlich amüsierten sich die Mitglieder der Gesellschaft 1938 in ihrer herrschaftlichen Kostümierung unter dem Motto „Oppum ohne Prinzenpaar wär wie Mallorca ohne Schlagerstar“. Knallbunt wird es mit der Straßengemeinschaft Hans-Bos-Straße, die in Neonfarben gekleidet ist, und urzeitlich mit den „Klappspaten“ als Ureinwohner Costa Ricas, also Ticos.

Auch wenn der Winter nicht so recht kommen will, die Eisheiligen waren in Oppum dabei. als Fanclub des KEV war ihr Motto: „Eishockey und Bier – so sind wir“. Jede Menge gute Laune versprühten die kunterbunten Tintenfische der Oppumer Mehlsäcke. Ihre einmal mehr aufwendigen und liebevoll gestalteten Kostüme wurden von der Jury mit Platz zwei belohnt. Als süße Verführung, oder auch M&Ms, gingen die Mitglieder des Amazonen Corps und die Kinder und Jugendlichen von der Herbertzstraße zeigten sich als Emoyi.

Am Ende des Zuges sind die Tüten der jungen und älteren Zuschauer gut gefüllt und auch die vier feiernden Mädels ziehen weiter. Eins ist klar: In Oppum werden Julia, Leonie, Merle und Lena auch beim nächsten Mal dabei sein.

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