In Rumänien geschlagen, in Korschenbroich versorgt Streunerhelden retten geschundene Tiere

Korschenbroich · Ein Verein in Korschenbroich holt misshandelte Hunde aus Rumänien nach Deutschland, päppelt sie wieder auf und vermittelt sie. Der Klub kann noch Unterstützung gebrauchen.

 Grudrun Schlösser, Petra Strau und Lisa Theißen sind drei „Streunerheldinnen“.

Grudrun Schlösser, Petra Strau und Lisa Theißen sind drei „Streunerheldinnen“.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Am 22. August vorigen Jahres wurde der Tierschutzverein „Streunerhelden“ gegründet. Er vermittelt seit Oktober Hunde aus Rumänien. Die Vorsitzende Lisa Theißen zieht eine positive erste Bilanz. Schon mehr als 70 Tiere wurden nach Deutschland geholt und vermittelt. Dass hat auch mit der Pandemie zu tun, denn in Zeiten von Corona ist vor allem die Nachfrage nach Welpen deutlich gestiegen.

Die Rumänin Christina Christache kümmert sich in ihrem Land ständig um rund 140 Hunde und 40 Katzen. Sie ist so etwas wie der „gute Geist“ für die geschundenen Tiere in Rumänien, einem Land mit großer Armut. Von ihr stammen die Hunde, die der Korschenbroicher Verein vermittelt.

Lisa Theißen schildert die Situation in Rumänien: „In den großen Städten sieht es fast wie bei uns aus. Aber nur fünf Autominuten entfernt leben viele Menschen in unvorstellbar ärmlichen Verhältnissen ohne Fenster in ihren Häusern, ohne fließendes Wasser, ohne Heizung.“ Hinzu komme „Korruption vom Allerfeinsten“.

Die Vorsitzende sagt, dass diese Lebensbedingungen brutales Vorgehen gegen hilflose Kreaturen nicht rechtfertige. „Es gibt nur wenige seriöse Tierschützer in dem armen EU-Land“, sagt Lisa Theißen. Manche Tiere würden bewusst misshandelt, damit Tierfreunde, die Mitleid haben, diese freikaufen.

Bei Christina Christache, berichten die Korschenbroicher, sei das anders: Sie würde ihren Schützlingen nie ein Haar krümmen. Ihr Umgang mit den Hunden und Katzen dürfte der Grund dafür sein, dass sich ihre Tiere in Deutschland sehr schnell einleben. Sie scheinen verzeihen zu können, was Menschen ihnen an Leid zugefügt haben.

Da ist zum Beispiel der Mischling Mandy, auch „Goldmädchen“ genannt. Den Namen trägt die Hündin, weil sie etliche künstliche Gelenke, die zum Teil aus Gold bestehen, implantiert bekommen hat. Menschen hatten ihr unzählig viele Knochen gebrochen. Der Verein „Streunerhelden“ hat 3307 Euro investiert, um dem Tier zu helfen. Die stellvertretende Vorsitzende Petra Strauch erzählt von dieser besonders geschundenen Kreatur: „Mandy konnte trotz allem Zutrauen zu den Menschen fassen und hat die Herzen im Sturm erobert. Sie hat eine extrem liebenswerte Art und hat in Willich ein schönes Zuhause gefunden.“ Die ganze Mühe hat sich also gelohnt – und die Kosten auch.

„Man muss die Tiere erleben, wenn sie in Deutschland zum ersten Mal in ihrem Leben ein kuscheliges, warmes Körbchen haben – sie müssen nicht mehr eine Hab-Acht-Stellung einnehmen, sondern sind mit einem Mal tiefenentspannt und schnarchen friedlich vor sich hin“, heißt es von den Korschenbroicher Tierschützern. Momente, in denen klar wird, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Neulich erst sind wieder alte Hunde in Korschenbroich eingetroffen. Die sechs Oldies kamen zunächst in einer Pflegestelle unter. Dort wird dafür gesorgt, dass sie bis zur Vermittlung stubenrein sind. Solche Pflegestellen gibt es mittlerweile in einigen Städten wie Korschenbroich, Neuss, Grevenbroich, Dormagen oder Mönchengladbach. Weitere Pflegestellen werden gesucht.

Der Verein Streunerhelden“ hat aktuell 19 Mitglieder. Zur Finanzierung tragen Patenschaften ebenso bei wie die Versorgungs- oder die Impfpatenschaften. Hinzu kommen Einnahmen durch die Schutzgebühr, gegen die die Hunde abgegeben werden.

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