Politik in Kleve Frauen auf die Politik vorbereiten

Kleve · „Warum nicht kandidieren?“ heißt ein Seminar, das Frauen motivieren will, kommunalpolitisch aktiv zu werden. Die Auftaktveranstaltung ist am 22. Februar. Politikerinnen aus der Region berichten über ihre Erfahrungen.

 Thomas Ruffmann freut sich, als Moderatorinnen der Seminarreihe Yvonne Tertilte-Rübo (r.) und die Politikwissenschaftlerin Birgitt Höhn gewonnen zu haben.

Thomas Ruffmann freut sich, als Moderatorinnen der Seminarreihe Yvonne Tertilte-Rübo (r.) und die Politikwissenschaftlerin Birgitt Höhn gewonnen zu haben.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Yvonne Tertilte-Rübo, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kleve, bringt es auf den Punkt: „Noch immer ist der Frauenanteil in politischen Gremien und Parlamenten zu gering.“ 21 Prozent betrage dieser Anteil, berücksichtige man alle Parlamente in Deutschland. „Das Ziel soll aber 50 Prozent sein“, betont die Gleichstellungsbeauftragte, dies habe auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Gedenkstunde zum 100. Jahrestag des Frauenwahlrechts ausdrücklich erklärt. Damit interessierte Frauen, die politisch etwas bewegen möchten, einen Weg finden, dies auch zu tun, bietet die Volkshochschule Kleve das Seminar „Warum nicht kandidieren?“ an.

Thomas Ruffmann, Leiter des VHS-Themenschwerpunktes „Mensch, Gesellschaft, Politik“ freut sich, als Moderatorinnen der Seminarreihe Yvonne Tertilte-Rübo und die Politikwissenschaftlerin Birgitt Höhn gewonnen zu haben. „Frauen ermutigen und mit Orientierungswissen versehen“ ist das erklärte Ziel des Seminars, das an fünf Abenden die Teilnehmerinnen in die Praxis der politischen Arbeit führen wird: Besuche von Rats- und Ausschuss-Sitzungen nicht nur der Stadt, auch des Kreistages stehen auf dem Programm. Weiter werden Themen behandelt wie zum Beispiel die Lebenswelt Stadt aus Frauenperspektive oder die Rolle der Frau zwischen familiärer und politischer Arbeit. „Besonders möchten wir Frauen erreichen, die zwar etwas in der Gesellschaft ändern und verbessern möchten, bisher aber eine gewisse Schwelle gegenüber der Politik spüren“, sagt Tertilte-Rübo.

Die Auftaktveranstaltung am 22. Februar im VHS-Haus, Hagsche Poort, dient der ersten, unverbindlichen Orientierung. Zu diesem Termin werden Politikerinnen aus verschiedenen Fraktionen und Bürgerinitiativen zu Gast sein, von ihren Erfahrungen berichten und Fragen der Teilnehmerinnen beantworten. Fest zugesagt haben: Bettina Trenckmann, Kreistagsmitglied und Richterin am Landgericht, Nadine Dierkes, Stadträtin in Rees, Sultan Seyrek, Mitglied des Rates der Stadt Emmerich und Dorrit Klapdor, Ratsmitglied der Gemeinde Uedem. Sie und voraussichtlich noch weitere Ansprechpartnerinnen werden auch erzählen, wie sie überhaupt Politikerinnen wurden. „Jede Frau hat da ihre eigene Geschichte“, so Tertilte-Rübo.

Birgitt Höhn nannte im Pressegespräch am Dienstagmorgen schon einige Eckpunkte ihrer Vita. Sie habe erst mit Mitte 40 ihr Abitur nachgeholt, dann habe sie Politikwissenschaft, Soziologie, Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie Verwaltungsrecht studiert. Erst sei sie Ratsfrau gewesen, dann in den Kreistag gegangen und heute als Fraktionsgeschäftsführerin im Klever Kreistag Berufspolitikerin. Die 54-Jährige ist alleinerziehende Mutter von sechs Kindern und einem Pflegekind. Wie so etwas alles zusammen funktionieren kann, wird ebenfalls Thema im Seminar sein. Yvonne Tertilte-Rübo erinnert, dass Birgitt Höhn im letzten Jahr mit dem Helene-Weber-Preis ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung verleiht das Bundesministerium für herausragendes kommunales Engagement, in diesem Fall für Birgitt Höhns Einsatz in der Flüchtlingshilfe. Helene Weber (1881-1962) war eine deutsche Politikerin, Mitbegründerin der Frauen Union der CDU und in der katholischen Frauenbewegung leitend tätig.

Im Seminar werden die Teilnehmerinnen auch informiert, wie man politische Ziele formuliert oder wie man beispielsweise einen Bürgerantrag stellt. „Viele Frauen sind bereits ehrenamtlich sehr aktiv, wenige aber gehen den nächsten Schritt in die Parlamente“, sagt Yvonne Tertilte-Rübo. Anders gesagt, die Frau übernehme zu einem großen Teil gesellschaftliche Verantwortung, aber ihr Anteil an der Gestaltung sei gering. Jede Alltagsentscheidung aber sei eine politische Entscheidung. Auch der Spaß an der Sache sei eine Motivation: „Was ist das für ein tolles Gefühl, etwas bewegt zu haben, zum Beispiel die Beleuchtung des Klever Forstgartens, damit man da abends joggen kann.“

Info: Warum nicht Kandidieren? VHS-Haus, Hagsche Poort 22 in Kleve, freitags bon 19.30 bis 21.30 Uhr. Auftakt ist am 22. Februar, weitere Termine am 15. März, 5. April, 24. Mai und 14. Juni. Gebühr: 19,50 Euro, ermäßigt 14/8 Euro.

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