Interview „Ich will als Vorbild vorangehen“

Kleve · 1. FC Kleve: Fatih Duran ist der Nachfolger des Klever Eigengewächses Simon Berressen auf der Linksverteidiger-Position.

Fatih Duran auf der Klever Tribüne.

Fatih Duran auf der Klever Tribüne.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Es war ein Wechsel, den nur wenige Spieler vollziehen würden. Fatih Duran ist diesen Weg mit Überzeugung gegangen. Als unangefochtener Stammspieler wurde er mit dem euphorisierten FSV Duisburg Vizemeister der Landesliga, um sich zur neuen Spielzeit dem Mitaufsteiger 1. FC Kleve anzuschließen. Dort baut man vor allem auf seine Erfahrung: Jahrelang spielte er für die Sportfreunde Baumberg und TuRU Düsseldorf in der Oberliga, für RW Oberhausen war er gar einige Partien in der dritten Liga unterwegs. Abseits des Sportplatzes ist der Deutsch-Türke Zerspahnungsmechaniker und wohnt in Düsseldorf. Der offensive Linksverteidiger brachte es im vergangenen Jahr zu vier Toren und fünf Assists, in den ersten Begegnungen der neuen Saison zeigte er bereits seine Klasse, aktuell fällt er jedoch verletzt aus.

Herr Duran, was zog Sie vom FSV Duisburg zum 1. FC Kleve?

Natürlich ist das ein besonderer Wechsel. Eigentlich war mir das Pendeln zwischen Düsseldorf und Duisburg zu viel geworden. Ich habe dann nach einem Verein in der Nähe gesucht. Dass es mich nun nach Kleve verschlagen hat, liegt daran, dass mich die Ziele des Vereins einfach begeistert haben. Hier herrscht große Zuversicht für die Zukunft. Außerdem habe ich Kleve durch unsere beiden Spiele im letzten Jahr toll in Erinnerung gehabt.

Welchen Eindruck haben Sie damals mitgenommen?

Dass der Verein mit seiner Infrastruktur, den vielen Zuschauern und seiner Regionalliga-Vergangenheit mindestens in die Oberliga gehört. Fabio Forster hat mir dieses Gefühl in einem Telefonat bestätigt: hier geht richtig was.

Gemeinsam mit Forster und Nedzad Dragovic führen Sie dieses junge Team. Spüren Sie die Verantwortung?

Mit 31 Jahren will ich natürlich als Vorbild vorangehen. Junge Spieler müssen von Älteren lernen und sich von oberligaerfahrenen Spielern einiges abschauen. Dafür bin ich hier, ich gebe der Mannschaft Halt.

Als unermüdlicher Antreiber auf der linken Seite haben Sie bereits eine ausgezeichnete Visitenkarte hinterlassen. Wie würden Sie Ihr Spiel beschreiben?

Ich bin Mitglied der defensiven Viererkette und darf daher meine Aufgabe hinten nie vernachlässigen. Aber es ist mein Anspruch, der Linie entlang weite Wege zu gehen. Mit Umut Akpinar sprach ich vor meinem Wechsel darüber, wie er meine Rolle sieht und ich sagte: „Trainer, ich weiß schon Bescheid.“ Wir interpretieren meine Rolle gleich: Ich will immer mit nach vorne spielen.

Welche Schwächen gibt es in Ihrem Spiel?

Ich bin davon überzeugt, dass meine Spielanlage recht komplett ist. Aber in meinem Alter muss man für seine Kondition und seine Fitness sehr viel mehr tun, um mithalten zu können.

Während und nach der Weltmeisterschaft bestimmte der Eklat rund um Mesut Özil und dessen Bekenntnis zu „seinem Präsidenten“ Erdogan die Schlagzeilen. Wie Sehen Sie das als Deutsch-Türke?

Das ist keine einfache Frage für mich. Genauso wie Mesut Özil habe ich zwei Nationalitäten. Ich glaube, dass es dem Sport und insbesondere dem Fußball sehr gut täte, Politik nicht so in den Fokus zu stellen. Wir alle wollen nämlich Spaß damit haben. Für mich ist Erdogan mein Präsident und Merkel meine Kanzlerin. Das geht zusammen und ich bin davon überzeugt, dass es bei Özil eigentlich ähnlich aussieht.

In Folge des Rücktritts Özils aus der National-Elf entbrannte auch eine Diskussion über Alltagsrassismus und Diskriminierungen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund. Ist Ihnen so etwas mal widerfahren?

Nein, in überhaupt keiner Weise. Weder im Fußball, noch in meinem Alltag. Wenn man Leuten mit Respekt begegnet, wird einem auch Respekt entgegengebracht.

Zum Abschluss: Wo landet der 1. FC Kleve in dieser Saison?

In diesem Jahr peilen wir natürlich den Klassenerhalt in der Oberliga an. Aber wenn ich sehe, wie Kleve den Fußball lebt und liebt: vielleicht ist auch ein Platz im Mittelfeld möglich.

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