Bedburg-Hau Rat stimmt für höhere Elternbeiträge

Bedburg-Hau · In Bedburg-Hau sehen viele Eltern größere finanzielle Belastungen auf sich zukommen. Die Beiträge für die Betreuung ihrer Kinder in der Schule wurden heraufgesetzt. Die Auswirkungen auf den Betrieb in den Schulen sind noch unklar.

 CDU-Chefin Silke Gorißen: "Familien können das schaffen."

CDU-Chefin Silke Gorißen: "Familien können das schaffen."

Foto: MGR

Es kam wie angekündigt. Die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen brachten im Rat die Beitragserhöhungen für die Betreuungsformen "Offener Ganztag" und "Schule von acht bis eins" durch. Jetzt sehen sich viele Eltern mit den finanziellen Auswirkungen konfrontiert. Alle, die sich nicht zu Geringverdienern zählen, werden deutlich mehr zahlen müssen, wenn sie weiter umfangreiche Betreuung wünschen. Für höhere Einkommensgruppen beträgt die Beitragssteigerung gar 300 Prozent.

Etwa zehn Mütter waren zur Ratssitzung gekommen, um vor der Abstimmung ihren Unmut über die geplanten Beitragserhöhungen zu äußern. Dazu gab es Gelegenheit in der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung. Eine Mutter fragte Politik und Verwaltung, ob mit der Beitragserhöhung auch eine konzeptionelle Veränderung in der Betreuung verbunden sei. "Wird das jetzt professioneller? Stehen mehr Räume zur Verfügung?", wollte sie wissen. Bürgermeister Peter Driessen antwortete: "Eine deutliche Verbesserung ist nicht geplant." Eine andere Mutter kündigte an, dass sie ihre Kinder, wenn die Beitragserhöhung kommt, aus dem Offenen Ganztag abmelden wird, obwohl das ihrer Familie erhebliche Umstände bereiten würde. "Warum hat man keine Umfrage unter den Eltern gemacht, wie sie dazu stehen?", fragte sie. Driessen entgegnete: "Das muss die Politik entscheiden. Das ist Demokratie." Eine Mutter beklagte, dass sie gezwungen sei, mehr Tage Betreuung in Anspruch zu nehmen, als sie benötige. Schulamtsleiter Georg Seves verwies auf Landesvorgaben. "Offiziell muss man alle fünf Wochentage nehmen. Wenn Schulen auch drei Tage gestatten, ist das bereits eine Ausnahmegenehmigung", sagte er.

In der anschließenden politischen Diskussion brachten vor allem die SDP- und die FDP-Fraktionsmitglieder Verständnis für den Unmut der Eltern auf. "Die Bevölkerung hat große Zweifel, ob das so richtig ist. Viele Eltern werden ihre Kinder aus dem Offenen Ganztag abmelden", sagte FDP-Ratsherr Marcel Erps. Er plädierte dafür, "den Beitragssprung jetzt nicht so groß zu machen, dann ein Jahr Erfahrungen zu sammeln". Auch SPD-Chef Wilhelm van Beek sprach sich dafür aus, "höhere Einkommensstufen einzubauen", die Beitragssteigerung nicht so hoch ausfallen zu lassen. CDU-Fraktionsvorsitzende Silke Gorißen ist sich hingegen sicher: "Die Familien können das schaffen." Die Beiträge seien angemessen, gerade auch im Vergleich zu Nachbarkommunen. "Wir waren jahrelang sehr günstig, jetzt müssen wir auch an die Gemeindefinanzen denken", sagte sie.

Eine spannende Frage wird sein, ob die Träger der Betreuung, das sind in Bedburg-Hau die Caritas und die Awo, einen möglichen Ansturm auf die deutlich günstigere Betreuungsform Schule von acht bis eins auffangen könnten. Sowohl einige Eltern als auch Marcel Erps von der FDP sind skeptisch, ob das Personal und die Räume ausreichen würden. Detmar Pommering, Fachdienstleitung Schule beim Caritasverband Kleve, blickt relativ entspannt in die Zukunft. An der St.-Markus-Grundschule mit den Standorten Schneppenbaum und Hasselt besuchen 120 Kinder den Offenen Ganztag und 110 Kinder Schule von acht bis eins. "Damit sind wir zwar an den Kapazitätsgrenzen. Eine Umverteilung in Richtung acht bis eins hat keine Auswirkungen auf den Raumbedarf, da beide Betreuungsformen parallel angeboten werden", sagt er.

(RP)
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