Kleve-Donsbrüggen/Kalkar Mühlentag: Handwerk und Historisches

Kleve-Donsbrüggen/Kalkar · Die Donsbrügger und Kalkarer Mühlenvereine nahmen gestern wieder am Mühlentag teil. Bei der 25. Auflage der deutschlandweiten Aktion konnten die Besucher das Innere der alten Bauten erkunden und sich informieren.

 Auf großes Interesse stießen gestern auch wieder die beliebten Führungen in der Kalkarer Mühle.

Auf großes Interesse stießen gestern auch wieder die beliebten Führungen in der Kalkarer Mühle.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Die höchste Mühle des Niederrheins steht in Kalkar: Gut 27 Meter ragt das historische Gebäude in die Luft, hinzu kommt das Flügelkreuz mit einem Durchmesser von 24 Metern. Wer das fünfte Stockwerk, den Steinsöller, über quietschende Holzstufen erklommen hat, dem bietet sich auf der äußeren Galerie ein fabelhafter Ausblick über die Dächer der Hansestadt.

 Aus höherer Warte betrachtet: Junge und alte Besucher kamen gestern wieder nach Donsbrüggen, um die Mühle in Augenschein zu nehmen. Schon frühmorgens waren beim Gottesdienst 200 Gäste da.

Aus höherer Warte betrachtet: Junge und alte Besucher kamen gestern wieder nach Donsbrüggen, um die Mühle in Augenschein zu nehmen. Schon frühmorgens waren beim Gottesdienst 200 Gäste da.

Foto: Stade Klaus-Dieter

Beim 25. Mühlentag zog es wieder viele Besucher nach Kalkar, die das historische Bauwerk besichtigten. Im Inneren standen die Mitglieder des Mühlenvereins bereit, führten von Söller zu Söller und erklärten die Funktionsweise der sogenannten Galerie-Holländermühle.

Einer, der sich bestens in dem circa 1770 errichteten Bauwerk auskennt, ist Gerd Hage. Er ist ehemaliger 2. Vorsitzender des Vereins, hat in den Niederlanden einen Lehrgang zum Windmüller absolviert und mahlt in der Kalkarer Mühle gelegentlich zu Demonstrationszwecken Korn.

"Wir bekommen das Korn vom Bauern. Zum Backen können wir das daraus gewonnene Mehl aber nicht benutzen", sagt Gerd Hage. Die Auflagen seien zu hoch und in dem historischen Bauwerk nicht zu erfüllen, deswegen gehe das gemahlene Korn anschließend zurück zum Bauern, zur Tierfütterung.

Neben dem Handwerk beschäftigen sich die Mitglieder auch mit der Historie des Bauwerks: Erst kürzlich war das Rheinische Mühlen-Dokumentationszentrum zu Gast in Kalkar, hat die Bausubstanz der Mühle genau unter die Lupe genommen. Auch ein Historiker ist dabei gewesen - und lieferte den Kalkarern eine neue Erkenntnis zur Geschichte ihrer Mühle: "Bisher hieß es, dass der Erbauer, Francois Frédéric Guérin, die Mühle 1794 an die Familie van der Grinden verkaufte, weil er aufgrund von Steuerschulden vor den anrückenden Franzosen fliehen musste", sagt Gerd Hage. Nun sähe es aber wohl so aus, dass der Lederfabrikant Guérin die Kalkarer Mühle bereits 1786 aufgab, und zwar aufgrund von Schulden in der Stadt Frankfurt.

Wie in Kalkar, so gibt es auch in Donsbrüggen eine alte Mühle und einen Verein, der sich den Erhalt des Bauwerks zur Aufgabe gemacht hat. Zwar ist die Mühle gut 50 Jahre jünger als ihr Kalkarer Pendant - Restaurationsbedarf gab und gibt es aber auch im Klever Ortsteil regelmäßig. Erst im vergangenen Sommer mussten die Schindeln der Außenverkleidung in luftiger Höhe erneuert werden. Dafür wurde extra eine Fachfirma aus Bayern beauftragt. Auch gestern waren die Handwerker aus Bayern zu Gast in Donsbrüggen, demonstrierten im Keller der Mühle, wie sie die Schindeln aus Eichenholz in Handarbeit herstellen. Die Verkleidung in Donsbrüggen haben sie bereits vollständig ersetzt, pünktlich zum 25. Mühlentag erstrahlte das Donsbrügger Wahrzeichen in neuem Glanz.

Handwerklich ging es auch in der Backstube der Donsbrügger Mühle zu: Dort wurde das frische Mühlenbrot gebacken, das vor Ort gleich erworben und gekostet werden konnte. Gleich neben der Backstube, im Museum unterhalb der mächtigen Mühlenflügel, erfuhren die Besucher allerhand Wissenswertes zum Gebäude und dem Handwerk.

Bei der 25. Auflage des Mühlentages freuten sich die Aktiven über zahlreiche Gäste - so hatten sich in Donsbrüggen bereits zum Freiluftgottesdienst mehr als 200 Besucher vor der Mühle eingefunden. Das Wetter spielte mit, und bei sonnigen Temperaturen fanden auch viele Radfahrer den Weg nach Kalkar und Donsbrüggen. Neben reichlich Sonnenschein gab es auch gerade genug Wind, um die mächtigen Mühlsteine in Bewegung zu setzen.

(jehe)
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