Wohnungsmarkt in Kleve Ärger um Wohnungen für Leiharbeiter

Kleve · Vor allem Niederländer kaufen in Deutschland billigen Wohnraum, um Leiharbeiter unterzubringen. Auch in Kleve.

 An der Waldstraße soll es Probleme mit Leiharbeitern einer niederländischen Firma geben. Ein Nachbar beschwert sich über Müll und Lärm.

An der Waldstraße soll es Probleme mit Leiharbeitern einer niederländischen Firma geben. Ein Nachbar beschwert sich über Müll und Lärm.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Billig untergebrachte Menschen, meist aus dem Osten Europas, zu Vielen in Wohnungen, die für Wenige gedacht sind. Menschen, die als günstige Arbeitskräfte in den Niederlanden arbeiten und von ihren Arbeitgebern in deutschen Kommunen jenseits der Grenze untergebracht werden. Weil diese Arbeitgeber in den Niederlanden nicht zugleich Vermieter sein dürfen, weil in Deutschland der Wohnraum billiger ist. Das geht zu Lasten der Menschen, die dort leben müssen, das geht zu Lasten der Nachbarschaft und nicht zuletzt zu Lasten des Wohnraums, der auf dem „normalen“ Markt fehlt. In Kranenburg wurde jetzt bei einem Streit ein Leiharbeiter erstochen. Es ist nicht der erste Fall, für den die Polizei ausrücken musste. In Emmerich und Goch wird das Problem heiß diskutiert.

Auch wenn in Kleve derzeit laut Stadtsprecher Jörg Boltersdorf keine aktuellen öffentlichen, schriftlichen Beschwerden vorliegen, sieht Kämmerer Willibord Haas Handlungsbedarf: Im Integrationsbeirat schlug er vor, einmal grundsätzlich unter der Überschrift „Wohnen von Saisonarbeitern in Kleve mit den rechtlichen und sozialen Auswirkungen“ das Thema billiger Wohnraum für Leiharbeit zu besprechen. Denn an der Waldstraße, der Frankenstraße, an der Materborner Allee oder auf der Welbershöhe mehrt sich der Ärger aus der Nachbarschaft. Boltersdorf: Hauptsächlich gehen Beschwerden über nicht ordnungsgemäße Müllentsorgungen/illegale Müllablagerungen ein. Hinzu kommen, so Nachbarn solcher „Einrichtungen“, laute Feiern im Freien.

Ein Anwohner der Waldstraße, der anonym bleiben möchte, hat bereits mehrfach negative Erfahrungen mit seinen neuen Nachbarn gemacht. Sein Nachbarhaus habe zehn Jahre lang leer gestanden, dann sei es von einem niederländischen Fleischfabrikanten gekauft worden, der dort 20 Mitarbeiter osteuropäischer Herkunft untergebracht habe, berichtet er unserer Redaktion. „Der Hof ist zugemüllt, das zieht Ratten an. Oft wird mitten in der Nacht laute Musik gehört oder zu Unzeiten gegrillt, sodass die ganze Nachbarschaft völlig zugenebelt wird“, sagt der Anwohner. Beim Ordnungsamt habe er vorgesprochen. Dort habe man eine schriftliche Beschwerde verlangt. Dem kam der Anwohner jedoch nicht nach, weil er sich davon nichts erhofft. „Kontrollen müssen angekündigt werden. So ist genug Zeit, den Müll zu entfernen“, sagt er.

Josef Gietemann (SPD), stellvertretender Bürgermeister der Stadt Kleve, hat das Problem erkannt, aber: „Alleine können wir das in Kleve lösen“, sagt er. Denn das betreffe den ganzen Grenzraum, wo Leiharbeitsfirmen aus den Niederlanden Wohnraum anmieten oder kaufen, um ihre Saisonarbeiter unterzubringen. Am liebsten würde er noch die Euregio ins Boot holen, um beidseits der Grenze das Problem der Saisonarbeiter anzugehen, um Licht in die Teils prekären Wohnverhältnisse zu bringen. Andererseits erwartet er von der Verwaltung, dass sie die Orte, wo die Saisonarbeiter untergebracht sind, besonders prüft: „Als Feuerwehrmann hab ich mich natürlich sofort gefragt, ob diese alten Mietshäuser, die in der Regel billig gekauft werden, im Brandfall überhaupt sicher sind für so viele Menschen“, sagt er. Denn dort, wo sonst ein Vierpersonenhaushalt lebt, müssen sich den Platz jetzt weit über 20 Menschen teilen. „Und die müssen im Brandfall richtige Fluchtwege haben“, erklärt Gietemann. Es sei „absolut wichtig“ dass diese Dinge eingehalten und geprüft werden. Da müssten die Häuser auch von der Behörde geprüft werden.

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