Seminar zum Artenschutz in Weeze Weeze rettet seltene Tierrassen

Weeze · Wie verhindert man, dass Arten aussterben? Das war die zentrale Frage bei einem dreitägigen Seminar im Bürgerhaus Weeze. 70 Vertreter von Tiergärten und Zoos aus ganz Deutschland nahmen daran teil. Auch der Tierpark Weeze.

 Im Tierpark wird ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Arten geleistet. Die seltenen Poitou-Esel haben bereits Nachwuchs.

Im Tierpark wird ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Arten geleistet. Die seltenen Poitou-Esel haben bereits Nachwuchs.

Foto: ja/Tierpark Weeze

70 Vertreter von Tiergärten und Zoos in Deutschland, den Niederlanden und Belgien waren in Weeze zu einem dreitägigen Seminar der Deutschen Tierparkgesellschaft (DTG) zusammengekommen. Thema der Tagung im Weezer Bürgerhaus war der Artenschutz. Mit Bildung, Wissenschaft und Erholung ist der eine der vier Kernaufgaben tiergärtnerischer Einrichtungen. Ausrichter der Veranstaltung, die zweimal im Jahr stattfindet, ist jeweils eine der über 100 Mitgliedseinrichtungen der DTG. In diesem Jahr war es der Tierpark Weeze, der auch an einem der Seminartage von den Teilnehmern besichtigt wurde. Die große Sorge vor dem Verschwinden vieler Tierarten auf der Erde wird derzeit vielfach zusammen mit der globalen Klimakrise genannt.

„Wir hörten in unserem Seminar gerade einen Vortrag von Jörg Adler, dem ehemaligen Direktor des Allwetterzoos Münster, der erläuterte, dass der Artenschwund schwerer wiegt als die globale Klimakrise“, berichtete Marie-Christine Kuypers, Leiterin des Weezer Tierparks. Adler ist derzeit im Vorstand der Stiftung Artenschutz tätig, die eng mit der Deutschen Tierparkgesellschaft zusammenarbeitet.

So sei es eine vordringliche Aufgabe der Zoos und Tiergärten, bedrohte Arten zu schützen. „Viele leben nur noch in Tierparks“, so Kuypers, und wenn eine Art einmal ausgestorben ist, sei sie unwiederbringlich von der Erde verschwunden: „Weg ist weg.“

Klonen sei ein Weg, der bereits gegangen werde, sei aber nicht sehr nachhaltig. Artenschutz sei generell eine langfristige Thematik, Projekte der DTG-Mitglieder würden über Jahre unterstützt. Das Seminar gliederte sich in Fachvorträge und Besichtigungen von Tierparks in der Nähe (Mönchengladbach und der „Zie Zoo“ in den Niederlanden). Eine wichtige Funktion des Seminars ist der Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern.

„Ich bin ganz begeistert über dieses riesige Potential der Vernetzung, das in dieser Gemeinschaft herrscht“, berichtete Melanie van de Flierdt, Artenschutzbeauftragte der Gemeinde Weeze. Sie nehme, wie sie sagte, zum ersten Mal teil, und sei beeindruckt, wie die Tierparks sich untereinander austauschten, um gemeinsame Ziele zu verfolgen. Dabei geht es zum Beispiel um das Bekanntmachen der Thematik Artenschutz in den Medien. Eine wichtige Zielgruppe der Tierparks sind Kinder und Jugendliche. „Wir möchten heute die Artenschützer von Morgen prägen“, betonte Nils Kramer, Direktor des Tierparks Nordhorn und Vizepräsident der DTG. Die jungen Zoobesucher sollen die Tiere nah erleben und mit dem Bewusstsein aufwachsen, wie schützenswert sie sind. „Wenn wir Eltern mit Kindern im Buggy im Park sehen, sagen wir ‚Die Zukunft wird durch den Park geschoben‘“, so Kramer mit einem Lächeln. Der Weezer Park sei ein hervorragender Standort, wo viel für den Artenschutz getan und zusätzlich die Attraktivität der Region gesteigert werde. „Für die Gemeinde Weeze freue ich mich, dass die Deutsche Tierparkgesellschaft ihr Seminar bei uns abhält. Das Bürgerhaus ist optimal geeignet dafür“, so der Weezer Bürgermeister Georg Koenen. Auf den Tierpark mit 300 Tieren und 50 verschiedenen Arten, mit Waldlehrpfad, Streichelzoo und weiteren Attraktionen sei man in Weeze besonders stolz, weil dort immer wieder neue Projekte verwirklicht würden, und Besucher einfach eine „gute Zeit“ verbringen könnten. Besucher brauchen nach wie vor keinen Eintritt zahlen. Wie Koenen mitteilt bezuschusst die Gemeinde den Tierpark jährlich mit 235.000 Euro pro Jahr.

Tierparkleiterin Marie-Christine Kuypers berichtete, dass der Park in diesem Jahr bis September bereits 112.000 Besucher zählte. Das sind weit mehr als vor der Corona-Krise üblich (etwa 100.000 pro Jahr). Kuypers führt das zurück auf ein verändertes Freizeitverhalten. „Viele Familien orientieren sich bei Ausflügen wieder mehr regional, zusätzlich kommen die Besucher aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden“, sagte sie. Immer wieder kommen neue für Besucher informative Projekte hinzu, wie zum Beispiel der neu gestaltete Trafoturm, die Erlebnis-Scheune oder das Insektarium. In Planung ist derzeit ein Naturschaugarten, der vom Bund mit 45.000 Euro gefördert wird. „Hier wollen wir anschaulich zeigen, wie ein natürlicher Garten aussehen kann, wo Tiere Unterschlupf finden und Insekten und Vögel Nahrung haben,“ erklärte Melanie van de Flierdt.

Die Deutsche Tierparkgesellschaft wurde 1976 gegründet. Mitglieder sind Tiergärten und Zoos unterschiedlicher Größe aus Deutschland und weiteren europäischen Ländern. Tiergärtnerische Einrichtungen arbeiten für den Artenschutz durch Erhaltungszucht innerhalb der Gehege aber auch durch Unterstützung von Auswilderungs- und Wiederansiedelungsprojekten.

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